Der Todeskandidat (Autor: James Sheehan)
 
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Der Todeskandidat von James Sheehan

Rezension von Andreas Hammerschmidt

 

Rezension:

Bass Creek, Florida, ist tiefste Provinz: Korrupte Lokalgrößen schieben dem geistig zurückgebliebenen Rudy den Mord an einer jungen Prostituierten in die Schuhe. Erst als Rudy schon in der Todeszelle sitzt, bekommt Jack Tobin, Staranwalt aus New York, Wind von der Sache. Rudys Vater und er sind in ihrer Jugend durch dick und dünn gegangen, und Jack setzt alle Hebel in Bewegung, um den Sohn seines früheren besten Freundes aus seiner verzweifelten Lage zu befreien. Kann er die Mühen der Justiz aufhalten?

 

1986: Nach einem missglücktem Date für Rudy verlässt er – zum ersten Mal in seinem Leben angetrunken – das Haus seiner aussichtsreichen Freundin Lucy. Doch Geronimo Cruz, Sexpartner von Lacy, beobachtet die Szene und bringt sie kaltblütig um.

Auf den Fall wird die ganze Polizei, genau genommen sieben Männer, im öden Dorfes Bass Creek auf den Mordfall angesetzt. Da Rudy zur Tatzeit am Ort des Geschehens war, steht er für die unerfahrenen Ermittler schnell als Täter fest. Erschwerend kommt hinzu, dass er kein normaler junger Mann ist, sondern einfach etwas „langsamer“ ist und denkt.

Anfänglich gibt aber die örtliche Staranwältin Tracey James ihnen etwas Hoffung. Sie verzichtet auf den normalen Vorschuss und versucht durch eine psychologische Evaluation, das Geständnis von Rudy unbrauchbar zu machen. Durch den Medienrummel verliert die alleinerziehende Mutter von Rudy in der Hotelbranche natürlich ihren Job, was die ganze Situation nur noch komplizierter macht. Sie ist auf die ganze Hilfe ihrer Familie angewiesen, auch auf die von ihrem Ex-Mann, Rudys Vater. Er finanziert unwissend die Anwältin, die dann doch wegen mangelnden Geldes abspringt. Die Situation und die Gerichtsverhandlung sind verloren.

Zehn Jahre später, im August 1996, erfährt Jack Tobin, exzellenter Anwalt aus New York, bei der Beerdigung von Rudys Vater die ganze Geschichte. Da er seinem Freund den letzten Wunsch erfüllen will und eh bald in den Ruhestand gehen will, macht er sich auf den Weg und will den Fall wieder aufrollen. Schafft er es noch, Ruby aus der Todeszelle zu bringen?

 

Nachdem Sheehan am Anfang nicht richtig aus den Startlöchern kommen will, um für ausreichend Spannung zu sorgen, wird das Buch besser. Der Mörder wird zwar dem Leser verraten, was aber nicht die ansteigende Spannung verhindert. Das erste Verhör von Rudy hat es in sich, was sich natürlich positiv auf die Stimmung des Lesers ausschlägt.

Die ersten Seiten des Buches kommen einem etwas langatmig vor, alles könnte in ein Kapitel des Buches passen. Die Hauptcharaktere sind alle etwas mager beschrieben, aber etwas eigene Fantasie und Kreativität können bestimmt nicht schaden.

Immer wieder reißt die Spannung durch unnötige Nebenhandlungen ab, was nervt und eigentlich nicht zu verzeihen ist. Das beste Beispiel dafür wäre das Leben der Anwältin Tracey James, das ganze neun Seiten umfasst. Der eigentliche Spannungsbogen und die Handlung kommen aber immer wieder zum Vorschein. Anstatt 560 Seiten wären somit eher um die 400 angebracht.

Der erste echte Spannungshochpunkt ist die Vorverhandlung. Ein zwar langes, was nicht als störend empfunden wird, aber sehr fesselndes Kapitel. Der Ausgang ist zwar enttäuschend, aber ein Muss für das Buch und die Handlung. Folglich weiß Sheehan sehr gut bei einem Dialog Spannung zu erzeugen.

Der zweite Teil des Buches, als Tobin von der ganzen Geschichte erfährt, wird wesentlich besser. Keine Spannungsabfälle, sondern ein konstantes Tempo bringen Spaß am Lesen mit sich. Der zweite Teil wirkt ebenso sehr viel frischer als der erste.

Mit der Zeit und gegen Ende des Buches wird alles niveauvoller und spannender. Es kann fast mit einer Turniermannschaft verglichen werden – ein durchschnittlicher Start wird gefolgt von einer immer ansteigender Qualität. Das Niveau ist schlussendlich überdurchschnittlich und echt super.

Wer nach den ersten Seiten trotzdem weiterliest, wird mit dem Rest belohnt.

 

 

Fazit:

„Der Todeskandidat“ ist ein sehr empfehlenswerter Thriller, der aber auf weniger Seiten beschränkt schneller die Spannung aufbauen könnte. Nach den ersten „normalen“ Seiten wird das Buch immer besser.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240423193405017aacf6
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Der Todeskandidat

Autor: James Sheehan

Droemer/Knaur, August 2007

Broschiert, 560 Seiten

ISBN-10: 3426635984

ISBN-13: 978-3426635988

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 22.07.2007, zuletzt aktualisiert: 12.04.2024 09:51, 4533