Der Zwillingscode (Autorin: Margit Ruile)
 
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Der Zwillingscode von Margit Ruile

Rezension von Ellen Norten

 

Diese Rezension erschien zuerst in Kultura-Extra.

 

Simulierte Welt

 

München im Jahr 2058. Die Welt hat sich verändert, ist von Simulationen geprägt. Statt lebender Haustiere halten sich die Menschen kaum vom Original unterscheidbare mechanische Wesen der Firma Copyped. Echte Katzen sind nahezu ausgestorben und bei den Krähen, die am Himmel kreisen handelt es sich um simulierte Sicherheitsbeamte, die ihre Bürger kontrollieren – ein Polizeistaat, bei dem nicht klar ist, wer überhaupt die Regierung stellt.

 

Der siebzehnjährige Vincent lebt mit seinem Vater, einem Maler in bescheidenen Verhältnissen. In dem sozialen Einordnungssystem, in dem alle Bürger kategorisiert werden, hat er ein doppeltes »C«, was bedeutet, dass er nicht wertvoll für die Gesellschaft ist und klar benachteiligt wird. Die Diskriminierung geht so weit, dass er nicht studieren darf und das kleine eigene Haus Vater und Sohn ohne Ausgleichszahlung aberkannt werden soll. Eine Umsiedlung in ein Armenquartier droht.

 

Vincent verdient sich in Ermangelung anderer Betätigungsfelder sein Geld mit der Reparatur der mechanischen Haustiere, die er preisgünstiger als die Herstellerfirma, aber damit auch illegal durchführt.

 

Die Reparatur der Katze war in zwei Tagen erledigt. Vincent hatte mit dem neuen Werkzeug die Schrauben entfernt, die Krallen gezogen und den Mechanismus überflüssig gemacht und trotzdem funktionierte die Katze noch einwandfrei. Auftrag erfüllt. Dafür hatte er jedoch das Meerschweinchen des kleinen Mädchens vom Hochhaus gegenüber liegen lassen, was ihm ein ziemlich schlechtes Gewissen bereitete.

S. 36

 

Es stellt sich die Frage, warum eine künstlich hergestellte Katze ihren Besitzer übelst kratzen kann. An diesem Beispiel präsentiert sich das Dilemma der im Buch dargestellten Kunstwelt. Die Simulationen fallen keineswegs immer so aus, wie zunächst erwartet oder erwünscht. Sie können zum unkontrollierbaren Gegenüber werden. Auch die Personen im Buch sind keineswegs immer Real, sondern entspringen der Simulation. Die ist gefährlich und agiert unmenschlich.

 

Diese Gedanken sind spannend und schlüssig dargestellt. Der Kampf, den Vincent nun gegen die Simulation aufnimmt, wird dagegen unübersichtlich, in seiner Logik schwer verständlich, auch wenn die Autorin sich hier an Bildern und Konstruktionen aus der Fantasywelt bedient.

 

So interessant sich die Frage nach den Möglichkeiten einer simulierten Parallelwelt und dem Eigenleben einer künstlichen Intelligenz darstellt, so schwierig wird es den einzelnen Gedankengängen im Buch zu folgen. Mit einem Mindset auf dem Kopf können Vincent und seine Mitstreiter, die er am Forschungsinstitut Deep Thought kennenlernt in die simulierte Welt gelangen. Die ist von der echten Welt kaum zu unterscheiden. Hier wollen die das »Herz« der Simulation finden und es mit den sogenannten Twin Files ausschalten.

 

Die Informationen zu dieser Strategie stammen von der Mutter von Vincent, die bei einem mysteriösen Flugzeugunglück ums Leben kam und selbst an der Erschaffung der KI beteiligt war. Doch warum dieser Weg funktionieren kann und wie er realisiert werden soll scheint aus dem Drehbuch eines Computerspiels geborgt zu sein. Wer an diesen Spielen Spaß hat, für den ist das Buch sicher ein gelungener Lesespaß. Für mich, die mich diese Spiele wenig reizen verliert das Buch damit an Glaubwürdigkeit, zumal zumindest ich den logischen Ausführungen darin kaum folgen kann.

 

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Buch:

Der Zwillingscode

Autorin: Margit Ruile

Taschenbuch, 315 Seiten

Loewe Verlag, Januar 2021

 

ISBN-10: 3743203243

ISBN-13: 978-3743203242

 

Erhältlich bei: Amazon

 

Kindle-ASIN: B08QQ8FB4W

 

Erhältlich bei: Amazon Kindle-Edition


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Erstellt: 14.03.2021, zuletzt aktualisiert: 10.04.2024 18:52, 19523