Detective Dee und das Geheimnis der Phantomflammen (DVD)
 
Zurück zur Startseite


  Platzhalter

Detective Dee und das Geheimnis der Phantomflammen

DVD

Filmkritik von Oliver Kotowski

 

Anlässlich der bevorstehenden Krönung der umstrittenen Wu Zetian (Carina Lau) als erste Kaiserin Chinas wird dem Gesandten des Römischen Reiches General Aspar (Jean-Michel Casanova) der Bau des "Himmlischen Buddha" vorgeführt: Die Statue ist insgesamt zweihundertzwanzig Meter hoch und mit größter Ingenieurskunst geplant, denn eine gewaltige, flexible Zentralsäule stützt das Bauwerk so, dass es selbst bei einem Erdbeben nicht einstürzen würde. Der Baumeister vom Bauministerium ist voller Stolz. Während der Gesandte zur Ausblicksplattform gebracht wird, tritt der nervöse Vorarbeiter an ihn heran: Die Kaiserlichen Schriftrollen wurden zum Teil entfernt, die Arbeiter befürchten ein Unglück, ob sie wieder angebracht werden sollten. Gerade noch gibt der Baumeister unwirsch eine Antwort, als er plötzlich von innen heraus in Flammen aufgeht.

Der Ermittlungsbeamte vom Obersten Gerichtshof hält den Gedanken, der Baumeister sei wegen der Kaiserlichen Schriftrollen verbrannt für Unfug und reißt eine ab. Als er zusammen mit seinem Assistenten, dem Albino Pei-Dong Lai (Chao Deng), Bericht erstatten will, verbrennt er vor den Augen der designierten Kaiserin. Nun macht sich Unruhe breit. Der in Gestalt des magischen Hirsches auftretende Hohepriester rät ihr, den ehemaligen Ermittler Dee (Andy Lau), der wegen Rebellion im Gefängnis sitzt, wieder einzusetzen. Wu schickt ihre rechte Hand Shangguan Jing'er (Bing Bing Li), die Dee nicht nur zur Hand gehen, sondern ihm auch auf die Finger schauen soll. Doch schon bevor sie eintrifft, wird ein Anschlag auf den illustren Ermittler verübt.

 

Detective Dee und das Geheimnis der Phantomflammen ist eine eigenwillige Mischung: Es geht im Wesentlichen um die seltsamen Verbrennungen. Dee ermittelt, er befragt Zeugen und geht Spuren nach. Soweit ist es ein Krimi. Doch die angehende Kaiserin ist sehr unbeliebt, denn sie ist eine Frau und viele Traditionalisten wollen keine Frau auf dem Thron sehen. Das führt dazu, dass Wu zu drakonischen Mitteln greift, was wiederum den zivilisierteren Genossen, zu denen Dee selbst zählt, empört. Zudem gibt es bei den Protagonisten quasi drei Fraktionen: Dee ist der Wahrheitssucher, der das Volk und eine abstrakte Gerechtigkeit im Sinn hat. Shangguan soll ihm zwar helfen, gleichzeitig aber für ihre Herrin spionieren und Pei-Dong ist ganz der Mann der Beamtenschaft. So entwickelt sich die Geschichte in einem Umfeld voller Intrigen und Misstrauen. Hinzu kommt also eine Art Polit-Thriller. Dazu passen die gewichtigen Martial-Arts-Szenen. Nun ist das Setting vom Grunde her ein historisches: Wu Zetian hat 690 n. Chr. tatsächlich gegen den Willen der Traditionalisten den Thron bestiegen und Di Rénjié (der den niederländischen Schriftsteller Robert van Gulik zur hervorragenden Krimi-Reihe um Richter Di anregte) bekämpfte tatsächlich die Korruption der Beamtenschaft und war ein Kritiker der angehenden Kaiserin. Doch die mysteriösen Verbrennungen, die unglaublichen Martial-Arts-Kämpfe, einige Fabelwesen und anderes mehr sind klar dem Reich der Phantastik, mehr der Fantasy als der chinesischen Mythologie, entlehnt. Ganz ernst gemeint: Kann man das noch als Wuxia bezeichnen?

Ganz gleich, ob man die Frage mit "Ja" oder "Nein" beantwortet, Regisseur Hark Tsuis (der u. a. die Reihen Chinese Ghost Story und Swordsman produzierte und bei der Reihe Once Upon a Time in China Regie führte) Film erfährt leider viel zu wenig Beachtung. Es ist zwar kein Meisterwerk des Arthouse-Kinos wie Ang Lees Crouching Tiger, Hidden Dragon (2000), dazu fehlt es zu sehr an Gefühlstiefe – die Figuren sind Handelnde und keine Fühlenden. Der Film bleibt sehr an der Oberfläche: Es gibt grandiose Bilder, fantastische Kostüme, blitzschnelle Action mit schönen special effects in gelungenen Kameraeinstellungen und gleich wieder die nächste Szene. Tsui lässt Lau kaum Zeit, die Zerrissenheit Dees auch nur anzudeuten, die anderen Darsteller können ihre Figuren noch weniger charakterisieren. Die Figuren sind klein vor den überwältigenden Bildern, besonders der Stadt Chang-An mit der zweihundertzwanzig Meter hohen Buddhastatue oder dem prachtvollen Kaiserpalast, der in der Dunkelheit von phosphoreszierenden Leuchtsteinen sanft erhellt wird. So ist der Film kein Arthouse-Kino, dafür aber tolles Popkorn-Kino für Freunde der asiatischen Phantastik.

 

Als Extras sind zahlreiche Interviews mit den Schauspielern, Regisseur, Drehbuchautor und anderen, in denen man einige interessante Details zum Film und dem Filmen an sich erfährt, eine B-Roll, die den Dreh kommentarlos dokumentiert, sowie eine Slideshow, eine Postergalerie, und Trailer und Teaser des Films anzusehen.

 

Fazit:

Kurz vor der Krönung der ersten weiblichen Kaiserin Wu kommt es zu rätselhaften Morden, die der einstige Gegner der designierten Kaiserin, Ermittler Dee, aufklären soll. Tsuis Film erweitert die Wuxia-üblichen Tugenden der Martial-Arts-Action und grandioser Aufnahmen um Elemente des Thrillers bzw. Krimis, wobei er allerdings die Charakterentwicklung etwas zu kurz kommen lässt. Ein guter Film für Freunde des phantastischen Asia-Kinos.

 

Nach oben

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240426045222224097dc
Platzhalter

DVD

Detective Dee und das Geheimnis der Phantomflammen (DVD)

Originaltitel: Di renjie zhi tongtian diguo

China/Hong Kong 2010

Regisseure: Tsui Hark

Komponist: Peter Kam

Format: Dolby, DTS, PAL, Widescreen

Sprache: Mandarin (Dolby Digital 5.1), Deutsch (Dolby Digital 5.1)

Untertitel: Deutsch

Region: Region 2

Bildseitenformat: 16:9 - 2.35:1

Umfang: 1 DVDs

FSK: 12

Koch Media GmbH, 29. April 2011

Spieldauer: 118 Minuten

ASIN: B004M1K788

Erhältlich bei: Amazon

 

Darsteller:

Andy Lau

Carina Lau

Bingbing Li

Chao Deng

Tony Leung Ka Fai


Platzhalter
Platzhalter
Erstellt: 19.06.2011, zuletzt aktualisiert: 19.10.2023 16:07, 11893