DIAGNOSE F herausgegeben von Michael Tinnefeld und Uli Bendick
Science-Fiction trifft Psyche
Rezension von Frank W. Werneburg
Verlagsinfo:
Psychische Störungen eröffnen uns einen meist unbekannten, fremden und manchmal bizarren Kosmos. »Diagnose F« entführt mithilfe von 35 Erzählungen und ebenso vielen Illustrationen in die Welt der seelischen Erkrankungen, deren Symptomen und möglicher Therapien. Die Bilder stammen von zwei Künstlern, die die Geschichten auf ihre Art grafisch interpretieren. Ein Psychotherapeut diagnostiziert, analysiert und kommentiert jede Erzählung fachlich, sodass eine Verbindung zwischen Science und Fiction hergestellt wird. Die Kurzgeschichten spielen in naher wie in ferner Zukunft und handeln von einem depressiven Alien, einer paranoiden KI, einem spielsüchtigen Menschen mit Gehirnchip, einem narzisstischen Psychiatrieprofessor, überaus konsequenten Robotern, einem schizophrenen Retter der Welt und vielem mehr.
Rezension:
Die Zusammenstellung dieser Anthologie kann man definitiv als außergewöhnlich bezeichnen. Ausnahmslos alle Protagonisten leiden unter einer psychischen Störung. Und diese Protagonisten sind bei Weitem nicht alle menschlich. Bei nicht wenigen von ihnen handelt es sich um Androiden oder KIs. Die ungewöhnliche Themenvorgabe verwundert schon weitaus weniger, wenn man weiß, dass einer der Herausgeber, nämlich Michael Tinnefeld, selbst Psychologe ist. Er übernimmt es auch, die Protagonisten jeder einzelnen Kurzgeschichte fachlich zu beurteilen und die korrekte Diagnose zu erstellen, die nach medizinischer Fachnomenklatur der WHO bei psychischen Störungen immer mit dem Buchstaben F beginnt. Womit auch der Titel der Anthologie erklärt wäre.
Vielleicht oder sogar wahrscheinlich liegt es an der ausdrücklichen Konzentration auf psychische Störungen, dass mich kaum eine der enthaltenen Kurzgeschichten überzeugen konnte. Auch wenn die beteiligten Autoren dem Grundthema sehr unterschiedliche Aspekte abgewinnen, trifft nur wenig so ganz meinen Geschmack. Das ist natürlich eine rein subjektive Ansicht, die sich nicht auf die literarische Qualität der Beiträge bezieht, und ich kann mir durchaus vorstellen, dann andere Leser der Thematik mehr abgewinnen können. Vom Stil und Spannungsaufbau her kann man die meisten Geschichten nämlich nicht als schlecht bezeichnen. Dass bei mir kaum mal der Funke überspringt, liegt eher am mangelnden persönlichen Interesse am Thema begründet.
Fazit:
In dieser sehr speziellen Anthologie stehen SciFi-Aspekte selten im Fokus. Hier finden sich stattdessen psychische Störungen.
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