Die Beschenkte (Autorin: Kristin Cashore)
 
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Die Beschenkte von Kristin Cashore

Rezension von Christel Scheja

 

Im Gegensatz zu vielen anderen Jugendromanen ist „Die Beschenkte“ wieder einmal ein waschechter Fantasy-Roman und nicht nur Urban Fantasy, bei der ein Teenager in Berührung mit den Wesen der Anderswelt kommt.

Die junge Autorin Kristin Cashore entführt in ihrem Debüt die Leser in eine fremde Welt, auf der es sieben Königreiche gibt, die nur selten wirklich in Frieden miteinander leben können. Immer wieder gibt es Kriege oder Übergriffe zwischen den einzelnen Ländern.

Dabei kommen vielen Herrschern die sogenannten „Beschenkten“ ganz recht, die sich nicht nur durch zwei unterschiedlich gefärbte Augen, sondern auch durch besondere Gabe auszeichnen.

 

Katsa , die Nichte König Randas von Middluns, ist eine solche „Beschenkte“. Sie besitzt die Gabe des Tötens und gilt als unbesiegbar. Aufgefallen ist dies, als sie im zarten Alter von zehn Jahren einen Cousin tötete, der sich an ihr vergreifen wollte. Seitdem hat der Herrscher die Gaben seiner Nichte kultiviert und schickt sie immer wieder aus, um seine Aufträge auszuführen.

Viele Jahre später ist Katsa zu einer Killerin geworden, die nach außen hin als eiskalt gilt und sich einen gewissen Ruf erworden hat. In ihrem Inneren aber spürt das junge Mädchen, dass es sich immer mehr dagegen wehrt, von ihrem Onkel wie ein Werkzeug benutzt zu werden. Doch wo könnte sie sonst hingehen, und ihren Frieden finden, wenn sie immer befürchten muss, dass man sie erkennt oder ihre Gabe sich unangenehm bemerkbar macht.

Trotzdem ist sie im Geheimen Mitglied einer Gruppe, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, den Schwachen und Armen zu helfen und sie zu beschützen, obwohl sie dort ebenfalls nicht ihre Außenseiterrolle los wird.

Auf dem Weg zu einem weiteren Auftrag lernt sie den Lienidprinzen Bo kennen. Der junge Mann hat keine Angst vor ihren Gaben und das liegt nicht nur daran, dass er selbst ein Beschenkter ist. Erstmals hat Katsa im Kampf mit ihm das Gefühl, auf einen Ebenbürtigen zu treffen, der sie respektiert und achtet.

Es stellt sich heraus, dass sie ein ähnliches Ziel haben und so befreien sie gemeinsam einen alten Mann aus den Händen eines Schurken, der sich als Bos Großvater heraus stellt. Dabei entdecken sie, das der Entführer, ein anderer König, die Gabe besitzt, die Gedanken der Menschen um sich herum zu manipulieren. Durch sie kann ihn niemand für die Verbrechen belangen, die er schon begangen hat, und er kann Unschuldige damit quälen.

Da die Welt durch seine Machenschaften in Gefahr ist, nehmen die beiden jungen Menschen den Kampf gegen den Schurken auf, nicht ahnend, dass sie dabei einander voll und ganz vertrauen müssen. Und das bedeutet, dass sich selbst und ihren Geheimnissen offen stellen müssen.

 

„Die Beschenkte“ ist nur bedingt ein Abenteuerroman, in dem die Helden gefährliche Situationen bestehen und die Welt, die ihnen wichtig ist, retten müssen. In erster Linie geht es um die sich entwickelnde Beziehung von Katsa und Bo. Erzählt wird das ganze aus der Sicht der jungen Frau, die als zerrissener Charakter dargestellt – einerseits hat sie sich dem gefügt, was man von ihr erwartet, auf der anderen Seite ist sie zutiefst mit ihrer Rolle unglücklich und versucht mit Hilfsbereitschaft auszugleichen, was sie an anderer Stelle tut. Dabei verzichtet die Autorin darauf, die Taten Katsas genau auszuführen, um dem Charakter nicht noch mehr negative Züge zu verleihen.

Denn das Mädchen ist anfangs hart und zynisch, allergisch gegen Freundlichkeit und Zärtlichkeit, weil sie diesen Regungen massiv misstraut. Das ändert sich erst durch den geheimnisvollen Bo, der sie so nimmt wie sie ist und ihr standhält, aber beharrlich daran bleibt, ihre Schutzmauern zu durchbrechen. So beginnt sie sich nach und nach zu verändern und der Liebe ihr Herz zu öffnen Über ihn erfährt man zwar das ein oder andere Detail, aber wirklich ausgearbeitet ist er nicht, vermutlich um ihn weiter interessant zu halten. Auch die anderen Figuren, allen voran die Bösewichte bleiben eher blass.

So kommt keine wirkliche Spannung in dem Buch auf, das es nicht wirklich zu einer Konfrontation der Kräfte kommt. Man hat eher das Gefühl, dass die wichtigsten Figuren eingeführt werden und die ersten Geplänkel nur dazu dienen, größere Herausforderungen vorzubereiten.

Die Liebesgeschichte ist angenehm kitschfrei, folgt aber eingefahrenen Bahnen und dem, was die Zielgruppe selbst kennt – mal ziert sich der eine, dann wieder der andere. Denn alles in allem werden wohl doch vor allem junge Leserinnen ab dreizehn Jahre die Beschreibungen und die Abenteuer schätzen können, die letztendlich der eigentlichen Romanze untergeordnet sind.

 

Vielleicht kommen Spannung und Charakterentwicklung in „Die Beschenkte“ etwas zu kurz, aber es bietet selbstbewusste Helden mit ein paar interessanten Geheimnissen, genug Abenteuer und eine glaubwürdig geschilderte Romanze, die vor allem junge Frauen und Mädchen fesseln dürfte.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240426075231ac162554
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Die Beschenkte

Autorin: Kristin Cashore

gebunden, 494 Seiten

Carlsen, Hamburg, erschienen September 2009

Übersetzung aus dem Amerikanischen von Irmela Bender

Titelbildgestaltung von Kerstin Schürmann, Foto von Matthew Alan

ISBN-10: 3551582106

ISBN-13: 978-3551582102

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 23.11.2009, zuletzt aktualisiert: 14.04.2024 09:34, 9612