In der Verlagsinfo wird der Inhalt des Romans ganz gut zusammengefasst und da ich das Ende nicht verraten möchte, werde ich nicht mehr über den Inhalt verraten.
Dass Tom Turtschi keine »Standardtexte« abliefert, war mir bekannt. Ich kenne einige seiner Kurzgeschichten und Romane. Auch, dass er sich gerne für unsere Breiten ungewöhnliche Orte für seine Handlungen sucht, wusste ich. Wie er das alles aber miteinander verwoben hat, hat mich dann doch erstaunt. Er lässt seinen Roman in China spielen und gesteht im Nachwort, dass er niemals dort gewesen ist. Das tut seiner Erzählung aber keinen Abbruch, denn er schildert die nie gesehene Landschaft so intensiv, dass man den Sand vor Augen hat. Um das tun zu können, hat er sich mit Bildbänden und im Internet schlau gemacht und zwar so, dass man ihm jede Beschreibung völlig abkauft. Nicht nur die Landschaft wird von ihm eindrücklich beschrieben, auch das System, das mit Minderheiten nicht gerade glimpflich umgeht, wird kritisiert. Aber nie mit erhobenem Zeigefinger, sondern mehr als Beschreibung einer Realität.
Was mich aber am meisten erstaunt hat, ist, wie viel ich in diesem Buch lernen konnte. Der Autor unternimmt mit dem Leser eine Zeitreise zurück zu den Anfängen der Farbe Blau. Er schildert, wie welches Blau exakt gewonnen wurde, was es dabei für Risiken für Mensch und Umwelt gab. Er verzahnt beide Erzählstränge so gekonnt, dass man sich nie fragt, was das soll. Allerdings gestehe ich, dass die die Blauausführungen bis fast zum Ende für Erlebnisse im Fieberwahn hielt. Das wird am Schluss völlig anders aufgelöst und mit dieser Wendung bekommt der Autor dann auch den Dreh zur Science-Fiction noch besser hin, als er nur durch die verseuchten Tomaten gelungen wäre.
Es gelingt dem Autor, alle Figuren im Roman lebendig werden zu lassen.
Dieser Roman ist nicht auf die herkömmliche Art und Weise spannend, aber dennoch irgendwie fesselnd. Man möchte wissen, ob Martin gesund wird und man möchte wissen, wie es mit dem Blau weitergeht. Einzig die zitierten Textstellen zum Ende hin, waren mir dann doch zu viel des Guten. Aber das ist mein ganz ureigener persönlicher Geschmack.