Die Brücke von Nantar (Autor: Stefan Brückner) (Kopie 1)
 
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Die Brücke von Nantar

Autor: Stefan Brückner

 

„Bleib stehen, Junge!“

Langsam drehte Deyn sich um, die sonst um diese Zeit so geschäftige Alnarak-Brücke war menschenleer, abgesehen natürlich von ihm selbst und seinen Verfolgern.  „Gib uns den Brief und du kannst in Ruhe weiterziehen!“       

Der Mann vor ihm war groß und schlank, vollkommen in schwarz gekleidet und bewegte sich mit einer Grazie, die von großer Erfahrung, im Umgang mit dem Virana, an seiner Seite kündete, seine Stimme war ruhig, fast freundlich, doch in seinen grauen Augen brannte ein kaltes Licht.                

Der hier zuerst!                                                                                                                                    

Deyn schüttelte leicht den Kopf. Das Rauschen des Jardein, drang an seine Ohren, für einen kurzen Moment, sah er hinunter, auf die rasende Strömung des Flusses.                                                    

Kein entkommen.                                                                                                                                   

Er richtete seinen Blick wieder auf den Mann vor sich. „Ich habe eine Aufgabe zu erfüllen,  auch Ihr werdet mich nicht daran hindern.“  Seine Stimme, verriet nichts von dem Unbehagen, das er verspürte.                                                                                                                                                

Zu viele!                                                                                                                                             

 „Sei kein Narr, dein Meister ist tot, wenn wir dich auch noch erledigen, stirbt deine Schule aus. Gib uns den Brief!“, die letzten Worte, sprach er in befehlendem Ton, gebrauchte die Macht seiner Stimme, aber Deyn, war nicht mehr der grüne Junge von einst. Er versenkte seinen Willen, konzentrierte sich und ließ die Stimme des Mannes an sich abprallen. Sein Gegenüber, sah leicht überrascht aus. Erinnerungen an seinen Meister stiegen kurz in ihm auf, doch er unterdrückte sie rasch.                                                                                                                                                

Lebe im Augenblick!                                                                                                                            

Die Finger seiner rechten Hand legten sich langsam, fast zärtlich um den Griff seines Virana, mit der linken umschloss er die Scheide der langen, gebogenen Klinge, er drehte sich leicht zur Seite, abermals schüttelte er den Kopf. Sein Gegner schnaubte leise, dann, mit einer Bewegung schneller als das Auge folgen konnte, riss er sein eigenes Virana aus der Scheide. Mit einem einzigen Sprung, überbrückte der Krieger den Abstand zwischen ihm und dem Jungen. Doch dieser wartete bereits auf ihn. Während der Ältere seine Klinge auf ihn herabfahren ließ, machte Deyn einen Schritt zur Seite, dann nach vorn, wobei er seine eigene Klinge befreite, das Blut seines Gegners kosten ließ und wieder zurück in ihre Hülle führte. All dies im Bruchteil einer Sekunde.                                    

Deyn sah sich nicht um, doch er hörte wie der Mann hinter ihm auf der Brücke zusammenbrach, tot, noch bevor er den kalten Steinboden berührte.                                                                                    

Noch zwölf!                                                                                                                                        

Stille breitete sich aus, nur unterbrochen, vom Rauschen des Flusses und den fern klingenden Geräuschen der Stadt. Er hatte sie überrascht, ihren Anführer ausgeschaltet und die anderen verunsichert. Diesmal, wartete er nicht bis er angegriffen wurde. Aus seinem innersten bezog er Kraft, ließ sie in sich aufsteigen und durch seinen Körper fließen.                                                    

Die Klinge ist ein Teil von dir!                                                                                                            

Aus den Augenwinkeln sah er sein Virana schwach leuchten, das Kai floss durch sie, wie es durch den Rest seines Körpers floss. Er ließ seinen Blick nach rechts schweifen, machte seinen Körper zum Sprung bereit und überrumpelte sein wahres Ziel, den Mann zu seiner linken. Mit einem einzigen Hieb, trennte er dessen Kopf von den Schultern,  ließ sich von seinem Schwung weiter vorwärtstragen und landete auf der Brüstung der Brücke. Mir dem Virana in der Hand, drehte Deyn sich um und blickte seine restlichen Gegner an. Zwei seiner Verfolger sprangen ebenfalls auf die Brüstung, links und rechts von ihm, während vor ihm zwei weitere versuchten seine Beine mit ihren Virana zu erreichen. Deyn parierte zu seiner linken, ließ sich von der Kraft des Zusammenpralls nach oben tragen, drehte sich in der Luft und landete hinter seinem Angreifer, dem er die Klinge in den ungeschützten Rücken stieß. Mit einem Tritt stieß er die Leiche in Richtung seines Gefährten auf der Brüstung, dem es nicht gelang auszuweichen. Beide stürzten in die Tiefe, ein lautes Platschen kündete von ihrem Aufprall. Deyn ließ sich davon nicht ablenken, er sprang von der Brüstung herunter, mitten unter die restlichen Krieger. Ein dummer Zug, aber sein Meister, hatte ihn gelehrt, dass die scheinbar größten Fehler, oft zum größten Erfolg führten. Sein Manöver überrascht seine Feinde und bevor sie wussten wie ihnen geschah, fielen vier von ihnen Deyn‘s Schwert zum Opfer.                                                        

Noch Fünf!                                                                                                                                            

Die restlichen Männer gingen nun gemeinsam auf ihn los, ein Sturm aus Stahl, dem er seine eigene Klinge entgegenstemmte. Deyn’s Virana war überall, wie ein Tänzer bewegte sich der Junge zwischen den älteren Kriegern hindurch, parierte links, rechts, vor ihm und hinter ihm, er spürte wie die Klingen seiner Feinde sich in seine Haut bissen, aber es gelang ihm ernsthafte Wunden zu vermeiden. Trotzdem, war die Situation nicht gut. Während er zuvor die Überraschung auf seiner Seite hatte, wussten seine Feinde nun mit wem sie es zu tun hatten. Einem Schwertmeister, einem Rhynn.

Einzeln, wäre keiner von ihnen eine Bedrohung gewesen, doch gemeinsam, gelang es ihnen Deyn langsam auszulaugen. Er fühlte, wie seine Bewegungen langsamer, seine Abwehr nachlässiger wurde, er verlor Blut aus einem Dutzend kleinerer Schnitte und seine Konzentration ließ nach, zumindest glaubten dies seine Feinde.

Nach einer Serie von Schlägen stolperte der Junge, drei der Männer versuchten diese Blöße auszunutzen und stürzten sich auf ihn. Direkt in die Falle! Deyn bezog mehr Kraft aus seinem Inneren, er konnte fühlen wie die Schmerzen nachließen, die Erschöpfung von ihm wich. In einem einzigen, entscheidenden Moment, gewann er sein Gleichgewicht zurück und führte, aus der Hocke heraus, einen Kreisförmigen Hieb gegen seine Angreifer. Den ersten spaltete er in der Mitte, ein leichtes für seinen  Ki-gestärkten Körper und sein Ki-getränktes Virana, der zweite verlor seine Hände, der dritte seinen Kopf. Die letzten Beiden Gegner erledigte er mit zwei blitzschnellen Vorstößen. Ruhe kehrte ein, Deyn sah sich um. Die einst saubere Brücke, war nun bedeckt mit dem Blut und den Leichen von zehn Männern, und einem,  der bald eine sein würde. Neben diesem kniete er nieder. „Wer hat euch geschickt?“ erneut sog er Kraft aus seinem Inneren,  diesmal um seine Stimme mit Zwang zu belegen, wie es der Anführer der Kämpfer getan hatte, um Deyn zum Aufgeben zu überreden. Vergebens, der Mann reagierte nicht auf ihn. Deyn fluchte leise vor sich hin und versuchte es erneut, diesmal sah er dem Sterbenden dabei tief in die Augen, um die Wirkung zu verstärken, doch ohne Erfolg, der letzte seiner Widersacher war gestorben. Deyn stieß einen leisen Seufzer aus, wischte seine Klinge am Mantel eines der Männer ab und führte sie zurück in die Scheide, seine eigene Kleidung war blutverschmiert, aber das ließ sich nicht ändern, was seine Wunden betraf, hatten sich die meisten davon bereits geschlossen. Er fühlte sich ausgelaugt und müde, aber eine Rast kam nicht in Frage, er hatte noch einen weiten  Weg vor sich.                                                                        

„Beeindruckend, du erstaunst mich immer wieder aufs Neue!“, Deyn erkannte die seidige, verführerische Stimme sofort, „Dreizehn Männer…, keiner von ihnen Rhynn, aber trotzdem! Selbst in den Hundert Reichen gibt es nicht viele die dazu imstande sind.“ „Sie haben mich unterschätzt,  wären sie vorsichtiger gewesen, wäre das hier anders ausgegangen.“  Deyn dreht sich um und sah die Frau an, die in der Mitte der Brücke erschienen war. Wie immer hatte er keine Ahnung wo sie herkam. „Und so bescheiden, dein Meister hat gute Arbeit geleistet.“  Sie lächelte leicht und ihr junges Gesicht, nur wenige Jahre älter als das seine, erschien ihm noch schöner, als er es in Erinnerung hatte. Ihre jadegrünen Augen, wie immer voller Geheimnisse, leuchteten in ihrem blassen Antlitz, das rabenschwarze Haar fiel ihr offen um die Schultern. Sie war ähnlich gekleidet wie Deyn, doch das weite Gewand eines Rhynn  brachte ihren schlanken Körper nur noch mehr zur Geltung und das Virana an ihrer Seite, vervollständigte ihre Erscheinung auf eine Weise, die die meisten Männer in den Wahnsinn treiben würde. Doch Deyn war nicht irgendein Mann und worauf er reagierte, war nicht ihre Schönheit, nicht ihre exotische Ausstrahlung, sondern die Gefahr die sie ausstrahlte.                        

Trotzdem sieht sie verdammt gut aus…                                                                                               

 Sie machte keine erkennbare Bewegung, und doch befand sie sich plötzlich nur wenige Schritte vor ihm. Schritt durch die Leere… Er widerstand der Versuchung sein Schwert zu ziehen oder zurückzuweichen. „Was wollt Ihr diesmal? Seid Ihr gekommen um mich erneut zu verspotten?“ Seine Stimme klang kalt, aber das war ihm gleichgültig. „Verspotten? Warum sollte ich so etwas tun?“, ihre Stimme klang belustigt, „Nein ich bin hier um dich zu warnen, diese Söldner werden nicht die letzten sein, die versuchen werden dich aufzuhalten, und bei weitem nicht die gefährlichsten.“  Unwillkürlich dachte Deyn an den Brief den er bei sich trug, er konnte seine Hand gerade noch davon abhalten ihn zu betasten. „Was habt Ihr mit alldem hier zu tun? Was ist für Euch dabei drin?“ „Für mich?“, ihre Unschuldsmiene rang ihm beinahe ein Lächeln ab, … beinahe, er war sich nicht sicher wann er das letzte Mal gelächelt hatte. „Nun, sagen wir einfach es gibt in diesem Spiel mehr, als nur zwei Spieler und als Spielfigur wird man gut entlohnt.“, sie zwinkerte verspielt, doch Deyn ging nicht darauf ein. „Wer hat die Söldner auf mich angesetzt? Wer hat meinen Meister getötet?“, er wusste dass seine Worte gepresst klangen, doch er konnte nichts daran ändern. Er sah sich die Toten auf der Brücke an. Sie erinnerten ihn an eine andere Leiche, eine die er am liebsten vergessen würde. „Aber Deyn“, es klang beinahe bedauernd, „du weißt doch, dass ich dir das nicht verraten kann. Außerdem“, Ihre Miene hellte sich wieder auf „ macht es mir viel zu viel  Spaß dich im Dunkeln tappen zu sehen. Man sollte die kleinen Vergnügen im Leben genießen, junger Rhynn, man weiß nie wie lange man dazu noch imstande ist!“. Deyn erwiderte nichts, es war zwecklos zu versuchen mehr aus ihr herauszubekommen und außerdem wurde es Zeit zu verschwinden. Aus der Entfernung drangen aufgeregte Stimmen an sein Ohr, wahrscheinlich die Stadtwache die nun, da kein Stahlgeklirr mehr zu hören war, wohl endlich den Mut aufbrachte nach dem Rechten zu sehen. Deyn wandte sich zum gehen, ohne die Frau noch weiter zu beachten, was ihr ein leises Lachen entlockte. „Deyn!“. Er drehte sich noch einmal  um. Sie war verschwunden. Trotzdem konnte er deutlich ihre Stimme hören. „Lass dich nicht umbringen, wenn du stirbst soll es meine Klinge sein die dir das Leben nimmt!“ Eine Verabredung auf die ich verzichten kann. Er machte sich wieder auf den Weg, der Hafen war ganz in der Nähe, dort konnte er untertauchen und am Morgen nach einem Schiff suchen, seine Zeit in Nantar war vorüber. 

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 2024042412154922488303
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Erstellt: 25.08.2010, zuletzt aktualisiert: 27.09.2016 09:58, 10893