Die Fleckenfieslinge. Julius besiegt den Krebs (Autorin: Sylvia Schneider)
 
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Die Fleckenfieslinge. Julius besiegt den Krebs von Sylvia Schneider

Rezension von Björn Backes

 

Leukämie – ein verheerendes Urteil, welches die Familienharmonie mit einem Mal zu entzweien droht, gerade weil niemand so recht weiß, wie man mit diesem radikalen Einschnitt in die Gesundheit eines Kindes umgehen und leben soll. Doch nicht nur die direkten Angehörigen sind betroffen und ratlos, denn auch wenn sich viele des mitunter tödlichen Effekts der Blutkrankheit bewusst ist, so kann bei weitem noch nicht jeder einschätzen, was tatsächlich mit dem Körper des betroffenen Kindes geschieht und wie die entsprechende Therapie ausschauen kann. Schließlich sind da ja auch noch die Kinder, Freunde und Spielkameraden des oder der Erkrankten, den überhaupt nicht bewusst ist, warum jemand so plötzlich aus seinem normalen Leben gerissen wird.

An diese jüngere Generation richtet sich nun auch die Bildergeschichte „Die Fleckenfieslinge“, eine äußerst sympathische Geschichte, die in kompakter Form das Schicksal des jungen Julius’ von der Diagnose über die Therapie bis hin zur erfolgreichen Bekämpfung des Blutkrebs’ erzählt und dabei mit vielen symbolischen Inhalten Einzelheiten über die Erkrankung und dem Umgang mit der Diagnose beschreibt.

 

Sylvia Schneider und Mathias Weber wählen dabei den angenehmen Mittelweg aus informativer Unterhaltung auf Grundschulniveau und ernsthafter Dokumentation über die Veränderungen, die sich für das Umfeld der Familie ergeben. So müssen die Geschwister akzeptieren, dass sie in der Folgezeit gehörig zurückstecken müssen, weil ihre Eltern sich nun ganz intensiv um ihr erkranktes Kind kümmern müssen. Vater und Mutter hingegen dürfen gegenteilig natürlich nicht vergessen, dass sie die Fürsorgepflicht für ihre weiteren Schützlinge trotz der schockierenden Nachricht nicht vernachlässigen. Und der Patient selber, in diesem Fall ein fünfjähriger kleiner Junge, der zunächst gar nicht begreift, wie ihm geschieht, braucht natürlich auch ganz viel Trost, muss die neue Situation ohne Ankündigung akzeptieren, Mut aufbringen, verstehen und natürlich auch kämpfen, um sich gegen das grausige Schicksal zu wenden.

Die vielen inhaltlichen Aspekte der Krankheit sollen dementsprechend in „Die Fleckenfieslinge“ nicht aufgegriffen werden. Andererseits möchte das Buch auch nicht übermäßig emotional sein, da es gerade als Begleitlektüre und Anschauungsmaterial kontraproduktiv und entmutigend wäre, die gesamte Tragik einer diagnostizierten Leukämie zur Schau zu stellen. Daher ist das Buch ausschließlich darauf fokussiert, leicht verständliche Hintergründe anhand überwiegend symbolischer Umschreibungen zu erklären. Die Viren werden beispielsweise als Fleckenfieslinge vorgestellt, die von den Chemozwergen bekämpft werden müssen, damit der Hergang der Therapie positiv verläuft. Aber auch Umstände wie der Haarverlust infolge der Chemotherapie werden thematisiert und ziemlich unkompliziert dargestellt, ohne dabei die Ernsthaftigkeit des Themas zu untergraben.

Davon abgesehen sind auch die vielen netten Gesten zwischen Betroffenen und Angehörigen ermutigend und optimistisch in Szene gesetzt. So berichten Schneider und Weber von einer bewegenden Freundschaft auf der Kinderkrebs-Station oder der aufbauenden Beziehung zwischen Julius und seiner Schwester Paula, die sich sehr gut mit der Situation arrangiert und ihren Bruder nach ihren Möglichkeiten unterstützt.

 

All dies sind schließlich Aspekte, die zwar nicht helfen werden, das Leid bei der Diagnose zu lindern, aber zumindest dabei helfen können, über den ersten harten Schlag hinwegzukommen und ihn in irgendeiner Form anzunehmen. „Die Fleckenfieslinge“ beschreibt den Umgang mit Blutkrebs bzw. Leukämie sehr plastisch und besonders für die jüngsten Semester sehr anschaulich, verbreitet aber weder Angst noch Panik ob der möglichen Konsequenzen der Erkrankung. Transparenz auf der einen, Mutmache auf der anderen Seite zeichnen dieses tolle, nett gezeichnete und textlich äußerst lobenswerte Bilderwerk aus und machen es zu einem empfehlenswerten Titel für all diejenigen, die mehr oder minder heftig mit der Krankheit konfrontiert werden. Gerade dann, wenn man nicht so recht weiß, wie man dem Nachwuchs beibringen soll, was tatsächlich mit dem betroffenen Körper passiert, wenn der Krebs ausbricht, greift „Die Fleckenfieslinge“ mit seinem tollen Schreibstil und ungewöhnlicher Offenheit.

 

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Die Fleckenfieslinge. Julius besiegt den Krebs

Autor: Sylvia Schneider

Gebundene Ausgabe: 32 Seiten

Verlag: Betz, Wien (Januar 2008)

Sprache: Deutsch

ISBN-10: 3219113478

ISBN-13: 978-3219113471

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 18.03.2008, zuletzt aktualisiert: 24.10.2015 18:58, 6072