Die Geschichte der Muster (Autoren: Diana Newall & Christina Unwin)
 
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Die Geschichte der Muster von Diana Newall & Christina Unwin

Rezension von Christel Scheja

 

Fast so bedeutsam wie die Mode sind auch die Muster, die Kleidung und Gebrauchsgegenstände tragen, denn sie sehen nicht nur hübsch aus und geben dem Stück einen unverwechselbaren Pep, manchmal verraten sie auch so einiges über den Träger, seinen Stand in der Gesellschaft und nicht zuletzt seine Kultur – zumindest in früheren Zeiten. Darauf will das Buch von Diana Newall und Christina Unwin aufmerksam machen. „Die Geschichte der Muster“ bietet „Eine Zeitreise durch drei Jahrtausende“.

 

Warum hat der Mensch überhaupt damit angefangen, seine Gewänder und seine Gebrauchsgegenstände mit Mustern zu versehen, egal wie einfach diese zunächst aussehen mögen. Stecken wirklich nur ästhetische Gründe dahinter? Oder haben sie vielleicht auch eine kultische Bedeutung, sei es um den Schutz der Götter herabzubeschwören oder ihr Wohlwollen zu gewinnen?

Wurden sie zunächst nur sparsam eingesetzt, begannen die frühen Hochkulturen sie bewusst einzusetzen. Schon die alten Ägypter wussten genau, welche Bedeutung für ihr Leben Lotus- und Papyrimotive hatten – warum dann auch nicht in der Kunst, die zumeist religiöse Bedeutung hatten.

In Frühzeit und Antike waren Muster fast immer mit dem Glauben der Menschen verknüpft. Sie standen sinnbildlich für die Macht der Götter und Geister, schufen eine Verbindung zwischen den Sterblichen und den höheren Wesen. Vor allem Kultgegenstände waren mit ihnen versehen, um das, was sie bezweckten zu verstärken. Heilige Symbole fanden auch ihren Einzug in den Alltag, schmückten Wandmalereien und Kleiderborten, Keramik und Schnitzereien. Das Material bestimmte, was wie verfremdet werden musste.

Mit der zunehmenden Bevölkerung und einem regen Handel fand aber auch Austausch von Waren – und Mustern statt. Nicht selten wurde das, was gefiel übernommen und den eigenen Bedürfnissen angepasst – auch noch nach dem Fall des Römischen Reiches und der Völkerwanderungszeit. Das Christentum entdeckte so manches Muster für sich und gab zum Beispiel dem „Baum des Lebens“ eine ganz eigene Bedeutung, ebenso den keltischen und germanischen Knotenmustern.

Im Mittelalter waren Wappen Erkennungszeichen der höheren Stände. Die Wappenschilde der Ritter und Herrscher wurden später von den Patriziern übernommen und sind auch heute noch in veränderter Form als Markenzeichen zu erkennen.

Erst in den letzten Jahrhunderten wurden Muster zu einem der Mode und dem Zeitgeschmack unterworfenem Teil der Mode.

Was wen dort beeinflusste, zeigen die Autorinnen bis in das Jahr 2011 auf und erinnern daran, dass auch Muster ein Teil unserer Welt sind – und oftmals beständiger wiederkehrend als die Mode selbst.

 

Bei der Vielzahl der Muster, die es heute auf der Welt gibt und für den Laien manchmal gar nicht zu unterscheiden sind, bleibt den Autorinnen auch nur, einen Überblick über die Geschichte der Muster zu geben.

Dabei konzentrieren sie sich auf die europäische Welt, mit kleinen Ausflügen in den Orient und den fernen Osten. Sie arbeiten die wichtigsten Elemente der Musterkunst einer Epoche oder einer Kultur heraus und geben Beispiele dafür, nennen die wichtigsten Merkmale und Einflüsse. Sie gehen aber auch auf den Sinn und die Bedeutung der Muster ein, so weit dies bis heute bekannt ist und herausgefunden wurde.

Interessant ist auch zu sehen, wie neue Techniken bei der Verarbeitung von Werkstoffen Muster verändert und neu geschaffen haben. Anhand alter Formen wurde neues entwickelt, automatisiert und verfremdet.

Gerade auf den hinteren Seiten versteht man dann auch , warum der Orient, China und Japan ebenfalls immer wieder unter die Lupe genommen wurden. Denn es haben sich nicht nur die Völker des Nordens und des Mittelmeerraums beeinflusst, Handel und Kolonialismus haben auch die uralten traditionellen Muster im Zuge der Sehnsucht nach dem Exotischen nach Europa gebracht und sind bis heute in der ein oder anderen Form präsent.

Warum sich manches wiederholt und dann doch nicht mehr das Gleiche ist, zeigt sich beim Blättern des Buches – denn vieles wirkt auf den Laien zunächst ähnlich, in der Gegenüberstellung sieht man aber auch, dass moderne Strömungen das Alte nicht unbedingt immer vollkommen kopieren.

Das Buch bietet daher nicht nur Kunst- und Design-Studenten einen interessanten Einstieg in die Materie, sondern auch einen interessanten Überblick für Laien, die sich für das Thema interessieren. Zwar sind die Anmerkungen nicht immer leicht zu verstehen, da sehr fachspezifisch, aber doch noch populärwissenschaftlich genug, um Zugang zu finden.

Auch als kreativer Fantasy-Fan kann man viele Anregungen aus dem Buch gewinnen, sei es nun beim Schreiben von Geschichten, beim Gestalten von Rollenspielabenteuern, Gewändern für das Live-Rollenspiel oder auf Zeichnungen.

 

Daher ist „Die Geschichte der Muster“ für jeden interessant, der mehr über diese Art der Gebrauchskunst wissen möchte und gerne selbst mit deren Bedeutung spielen möchten. Aber auch über diesen Grund hinaus bietet das Buch spannende Lektüre für alle, die sich für Mode im Wandel der Zeiten begeistern können und dabei nicht nur auf die Moderne schauen.

 

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Buch:

Die Geschichte der Muster

Autoren: Diana Newall und Christina Unwin

gebunden, 446 Seiten

Haupt, März 2012

Übersetzerin: Susanne Tiarks

 

ISBN-10: 3258600449

ISBN-13: 978-3258600444

 

Erhältlich bei: Amazon

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Erstellt: 12.06.2012, zuletzt aktualisiert: 27.02.2024 17:30, 12582