Die Geschichte des Edgar Sawtelle (Autor: David Wroblewski)
 
Zurück zur Startseite


  Platzhalter

Die Geschichte des Edgar Sawtelle von David Wroblewski

Rezension von Miriam Kraft

 

Rezension:

Edgar Sawtelle wächst als Sohn zweier leidenschaftlicher Hundezüchter auf einem ehemaligen Farmhaus weit ab der Stadt auf. Obwohl er von Geburt an stumm ist, kann er sich mit seinen Eltern durch Gebärdensprache verständigen und richtet auch die Hunde auf diese Weise ab.

Der Friede wird gestört, als Edgars Bruder Claude unerwartet auf der Farm auftaucht und fortan bei ihnen lebt. Ein Ereignis in ihrer Kindheit hat die Brüder einst entzweit, aber weder Edgars Vater noch Claude sprechen darüber und nur gelegentliche Zankereien und Meinungsverschiedenheiten weisen daraufhin, bis Edgar die beiden eines Nachts im Schnee kämpfen sieht. Claude verlässt die Farm kurz darauf ohne ein weiteres Wort, und auch von seinem Vater erfährt Edgar nicht den Grund des Streites.

Schließlich scheint sein Leben beinahe wieder zur Normalität zurückzukehren, bis er einige Zeit später seinen Vater sterbend in der Scheune findet. Stumm und meilenweit vom nächsten Ort entfernt, bleibt ihm nichts anderes übrig, hilflos zuzusehen.

Bald danach taucht auch Claude wieder auf der Farm auf und übernimmt rasch die Führung. Die Ereignisse überschlagen sich, als sein Vater Edgar im Traum erscheint und ihm von dem wahren Mörder berichtet. Der Junge ist gezwungen, nur in Begleitung einiger seiner Hunde in die Wildnis zu fliehen, wo er, auf sich allein gestellt, darum kämpft, die Wahrheit ans Licht zu bringen.

 

Es ist keine schnelle Erzählweise, die Wroblewski für seinen Erstlingsroman wählt. Nach einem packenden Prolog beginnt er langsam und mit leisen Worten, seine Geschichte zu erzählen. Den eigentlichen Ereignissen wird weit vorausgegriffen, man erfährt, wie Edgars Geburtshaus von seinem Vorbesitzer errichtet wurde, wie sein Großvater aus Leidenschaft die Hundezucht begann, von seinen Eltern, schließlich seiner eigenen Geburt und Kindheit. Dennoch bleibt der Roman kurzweilig und mitreißend – auf seine ganz eigene Weise gelingt es Wroblewski vorzüglich, alles in zarten Bildern zu malen, ohne dabei aufdringlich zu werden. Selbst “trockenen” Szenen, die beispielsweise der Hundezucht gewidmet sind, verleiht er dadurch Spannung und einen Hauch ganz eigenen Zauber.

Dabei beschränkt sich Wroblewski durchaus nicht nur auf Edgars Sichtweise. Auch Szenen aus der Sicht des Mörders, ja, teilweise auch aus den Augen einiger Hunde werden mit eingeflochten. Sie mögen Geschmackssache sein, für mich haben sie dem Roman jedoch einen ganz eigenen Flair verliehen.

 

Der Handlungsstrang hingegen ist im Grunde nichts Neues. Der immerwährende Zwist zweier Brüder, der Tod eines geliebten Menschen, Rache – wie oft wurden sie wohl schon als Grundgerüst in Literatur und Film benutzt. Auf das Raten nach dem Mörder darf man sich nicht freuen – im Grunde kennt man ihn schon, bevor der Mord überhaupt geschieht. Dennoch gelingt es Wroblewski, die Geschichte spannend weiterzuspinnen, denn immerhin darf man noch darüber grübeln, wie es Edgar gelingen soll, die Wahrheit aufzudecken – einem stummen Jungen, der sich selbst eines furchtbaren Vergehens schuldig gemacht hat.

 

Fazit:

Mit Die Geschichte des Edgar Sawtelle legt Wroblewski einen berührenden und gleichermaßen fesselnden Erstlingsroman vor. Mit viel Action darf man nicht rechnen, auch wenn es gegen Ende hin packend wird, dafür aber mit atemberaubenden Bildern und einer beeindruckend komplexen Geschichte. Nicht nur (aber erst recht) für Hundeliebhaber.

Nach oben

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202404270228097aaab317
Platzhalter

Roman:

Die Geschichte des Edgar Sawtelle

Reihe: -

Autor: David Wroblewski

Original: The Story of Edgar Sawtelle

Verlag: DVA Belletristik (Juli 2009)

Gebundenes Buch mit Schutzumschlag, 704 Seiten

ISBN-10: 3421044147

ISBN-13: 978-3421044143

Erhältlich bei: Amazon


Platzhalter
Platzhalter
Erstellt: 17.11.2009, zuletzt aktualisiert: 18.04.2024 09:19, 9540