Tad Williams ist in der deutschen Fantasy-Szene kein Unbekannter mehr, hat er sich doch bereits in den 1980er Jahren mit seiner Saga um Das Geheimnis der großen Schwerter in die Herzen seiner Fans geschrieben. Er gehört zu den Autoren, die extensives Worldbuilding rund um seine Figuren betreibt, und dem die Darstellung der Kulturen und Charaktere wichtiger sind als extreme Action. Mit Der letzte König von Osten-Ard kehrt er nun in die Welt zurück und macht einen Zeitsprung. Aufgrund des Umfangs erscheint Die Hexenholzkrone, der erste Band der Trilogie, in zwei Bände aufgeteilt auf Deutsch.
Dreißig Jahre sind vergangen, seit König Simon und Königin Miriamel den Thron bestiegen haben und über das Land herrschen. Sie haben immer versucht, im Sinne des Volkes zu regieren, den Frieden und Wohlstand zu bewahren, auch wenn sie selbst Leid erdulden mussten, ist ihr Sohn doch schon vor Jahren von ihnen gegangen. Aber immerhin hat er mit Prinz Morgan und Prinzessin Lillia, Erben hinterlassen.
Doch im Norden rührt sich Unheil, denn die Nornen, angeführt von ihrer unerbittlichen und zaubermächtigen Königin, wollen sich alle Lande untertan machen und schicken erste Späher vor, um das Land auszukundschaften.
Zudem gibt es auch im eigenen Land Ärger, denn Intriganten wollen verhindern, dass Prinz Morgan den Thron besteigt, weil sie ihn für zu schwach und verwöhnt halten. Es scheint also, als müssten Simon und Miriamel wieder alles tun, um um das Unheil aufzuhalten.
Tad Williams gehört zu den Autoren, die sich Zeit nehmen, die Charaktere und Figuren, wie auch deren Lebensumfeld in aller Ruhe einzuführen. Mit seinen Beschreibungen lässt er dem Leser nur wenig Spielraum, auch wenn das Hauptaugenmerk eher auf Intrigen und Interaktionen liegen als detailgetreue Beschreibungen der Kleidung und der Szenarien, was es allerdings schwer macht, sich die Nornen und ihre Kultur überhaupt vorstellen zu können.
Aber genau das sorgt dann auch dafür, dass sich die Handlung deutlich in die Länge zieht und nur eine geringe Spannung entwickelt. Zudem hantiert er mit einer großen Zahl an Schauplätzen und Figuren, die es schwer machen, einen Überblick zu behalten.
Ob es ihm wirklich gelungen ist, auch Neuleser zu gewinnen, sei dahin gestellt. Er gibt zwar immer wieder Informationen innerhalb des Textes, dennoch merkt man, wenn man die vorhergehende Saga schon lange nicht mehr gelesen hat, dass da Lücken sind, die es schwer machen, das Beziehungsgefüge zu verstehen.
Zudem werden viele Handlungsfäden in den Raum geworfen, deren Sinn und Zweck man jetzt noch nicht erkennen kann. Es ist zwar verständlich, warum der Band geteilt wurde, denn die 750 Seiten ergeben schon einen ordentlichen Wälzer, aber das bringt es auch mit sich, dass die ganze Geschichte eher flach bleibt und nur manchmal Interesse wecken kann.
Immerhin sind einige Figuren so präsent, dass man anfängt sich diese genauer zu merken – es bleibt abzuwarten, ob sie eine größere Rolle einnehmen werden. Und noch wirkt Prinz Morgan eher blass, man kann aber vermuten, dass er im Verlauf der Trilogie das Ruder übernehmen wird.