Die Höllenfahrt des Schörgen-Toni von Per McGraup
Hörspiel
Reihe: Gruselkabinett Folge 147
Rezension von Cronn
Im Bereich der Gruselhörspiele ist das Label Titania-Medien seit vielen Jahren eine starke Marke. Mit Klassikern des Gruselgenres haben sich Marc Gruppe und Stephan Bosenius in harter Arbeit und mit durchwegs hoher Produktionsqualität einen Namen in der Szene der Hörspiele gemacht. Schwankend war immer wieder die Qualität des Ausgangsstoffes, gelegentlich auch die Güte der Adaption, wobei zwischen Werktreue und den Notwendigkeiten eines Hörspiels abgewogen werden muss.
Mit Die Höllenfahrt des Schergen-Toni wagt sich Marc Gruppe als Autor erneut aus der Deckung und lässt sein Ermittlerpaar durch Mitteleuropa nach Venedig reisen. Nach Heimgekehrt, Heimweh und Heimgesucht ist dies der vierte Fall der beiden. Doch wie ist er gelungen?
Inhalt:
Colin und Alwyne Hargreaves, das übersinnliche Ermittler-Duo, bleiben im Salzburger Lungau auf einer Reise in einem Schneesturm mit ihrem Wagen stecken. Ein Mann in einem Pferdeschlitten bietet ihnen an, die Nacht auf dem angeblich unbewohnten Schloss Moosham zu verbringen. Die Engländer ahnen ja nicht, auf was sie sich einlassen, als sie das vermeintlich großherzige Angebot annehmen und in den Schlitten steigen …
Kritik:
Kein Geringerer als Edgar Allan Poe hat in seinen Ausführungen zur Poetik des Schreckens auf den »Unity of Effect« gesetzt, d. h. dass ein künstlerisches Werk sich voll und ganz in all seinen Elementen dem gewünschten Zweck unterordnen müsse, den es beim Rezipienten erreichen soll. Eine Horrorstory soll Grauen erregen, also darf kein anderes Element darin enthalten sein, wie beispielsweise humoristische Einlagen.
Diese Einheit des Effekts wird bei »Die Höllenfahrt« missachtet. Der Autor hat mit der schrulligen Tante und ihren Seitenhieben eine Figur in die Gruselmär hineingeschrieben, die besser in einem Sherlock-Holmes-Fall aufgehoben wäre. So kann sich bereits zu Beginn keine Atmosphäre des Grauens entwickeln, da die Tante diese mit ihren Bemerkungen unterwandert. Selbst in Momenten des Gruselns hat sie noch einen schrulligen Spruch auf Lager und bringt auf diese Weise die sorgsam aufgebaute Atmosphäre zum Einsturz.
Die Handlung selber zerfasert durch die eingestreuten Medium-Szenen etwas und wird nur mühsam vom Storygerüst des Handlungsrahmens im zerfallenen Schloss zusammengehalten. Immer wieder fallen Schwächen in der Logik auf (beispielsweise wird zwischendurch eine verschwundene Person nahezu vergessen) und der Zusammenhang der einzelnen Binnengeschichten ist sehr lose und wirkt zu konstruiert.
Die Sprecher machen ihre Sache sehr gut und auch die soundtechnische Umsetzung ist sehr gut gelungen.
Fazit:
»Die Höllenfahrt des Schörgen-Toni« gehört zu den eher schwächeren Hörspielen der Gruselkabinett-Reihe und wird deren Namen nur ansatzweise gerecht.
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