Die Insel der besonderen Kinder (Autor: Ransom Riggs)
 
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Die Insel der besonderen Kinder von Ransom Riggs

Rezension von Christel Scheja

 

Ransom Riggs wuchs in einer Ecke von Florida auf, in der normalerweise viele Amerikaner eher ihren Lebensabend verbringen. Allerdings tat er alles, um der Langeweile zu entgehen und ging auch später fort, um in Ohio und Kalifornien zu studieren. Heute arbeitet er als Drehbuchautor, Journalist und Fotograf. Die Insel der besonderen Kinder ist sein erster in Deutschland erschienener Roman.

 

Rezension:

Jacob hat schon als Kind seinen Großvater geliebt, hat dieser ihm doch von klein auf so wundersame wie unheimliche Geschichten erzählt und ihm geheimnisvolle Fotos gezeigt. Nun mit sechzehn Jahren mag er allerdings nicht mehr so sehr daran glauben und tut alles als Kinderkram ab, doch die Umstände des Todes des als paranoid geltenden alten Mannes, werfen ihn aus der Bahn. Er folgt nämlich einem aufgeregten Anruf seines Großvaters und findet ihn tot in seinem Haus wieder. Die Umstände seines Ablebens sind so unheimlich, dass Jacob einen Schock erleidet und in Behandlung muss.

Denn in ihm ringt der gesunde Menschenverstand mit dem Teil in ihm, der früher an die grusligen Erzählungen geglaubt hat. Wieder kommen ihm Zweifel, ob die alten Fotos wirklich alle nur billige Manipulationen oder vielleicht nicht doch die Wirklichkeit sind.

Eine Antwort kann er nur finden, wenn er dem letzten Hinweis seines Großvaters folgt, der zu einem Kinderheim auf einer abgeschiedenen Insel vor Wales führt.

Tatsächlich gelingt es ihm, seinen Vater und den Psychater zu überreden, den Ort aufzusuchen, an dem der alte Mann im zweiten Weltkrieg ein paar Jahre verbracht hat.

Zunächst sieht es nicht danach aus, dass er in den von Bomben zerstörten Heim noch etwas finden wird – aber er hat die Geheimnisse des Ortes vollkommen unterschätzt. Gerade als er es nicht erwartet, tut sich vor ihm eine neue magische Welt auf, die endlich dazu bereit ist, ihm viele Fragen zu beantworten.

 

Normalerweise traut man eine solche Geschichte eher einem Bewohner der britischen Insel zu, aber Ransom Riggs zeigt, dass er auch als Kind des Sonnenstaates zeigt, dass er dazu fähig ist eine düstere und gruslige Geschichte aufzubauen, deren Magie sich erst nach und nach entfaltet.

Nüchtern und dennoch lyrisch lässt er den Leser zusammen mit dem Ich-Erzähler in eine magische Welt eintauchen, die durchaus ihre Wurzeln in den Werken der klassischen Schauerliteratur hat, aber sich doch schnell zu etwas eigenem entwickelt. Da die alten Fotos, die ihm viele Sammler zur Verfügung gestellt haben, einen wichtigen Anteil an der Geschichte haben, wird man das Gefühl nicht los, dass sie ihn eigentlich zu dem Werk inspiriert haben. Ein wenig klingt auch die Atmosphäre früher Gruselfilme mit hinein, erinnern die Bilder doch oft an die missgestalteten oder behinderten Männer und Frauen, die bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts ihren Lebensunterhalt verdient haben – indem sie in Wanderzirkussen auftraten oder sonst wie zur Schau stellten. Denn auch die »Besonderen Kinder« sind Freaks, denen in dem Kinderheim eine besondere Zuflucht geboten wird.

Zusammen mit Jacob erfährt der Leser, von den Geheimnissen des magischen Ortes und den Gefahren, die nicht nur auf die Kinder dort, sondern auch ihn lauern. Ohne es zu wollen, verändert er sich und wird auf seine Weise erwachsen. Gerade dadurch wächst er in eine Rolle hinein, vor die ihn sein Großvater eigentlich bewahren wollte.

Die Geschichte wirkt sehr persönlich. Der Autor konzentriert sich sehr stark auf die Bilder, die er in den Köpfen seiner Leser erwecken möchte und schafft dadurch eine intensive Atmosphäre.

Er steht damit in der Tradition der klassischen Gruselautoren, die das Grauen eher subtil oder geheimnisvoll in Szene setzen und Gewalt oder Grausamkeit nur sehr selten als Schockeffekt und niemals zum Selbstzweck nutzen.

Altbekannte Motive und eigene Ideen fügen sich zu einem runden Roman zusammen, der von Anfang bis Ende spannend ist, da die Geschichte weit weniger vorhersehbar ist als man zunächst annimmt.

 

Fazit:

Auch Genrefans werden ihre Freude an »Die Insel der besonderen Kinder« haben, bietet der Roman doch alles was man sich von einem kreativen Umgang mit vertrauten phantastischen Elementen und einem abwechslungsreichen Buch voller Spannung wünscht.

 

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Buch:

Die Insel der besonderen Kinder

Autor: Ransom Riggs

gebunden, 416 Seiten

Knaur / Pan, November 2011

Übersetzerin: Silvia Kinkel

 

ISBN-10: 3426283689

ISBN-13: 978-3426283684

 

Erhältlich bei: Amazon

 

Kindle-ASIN: B005UL2GEM

 

Erhältlich bei: Amazon Kindle-Edition


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Erstellt: 21.04.2012, zuletzt aktualisiert: 12.04.2024 09:51, 12462