Reihe: Aldebaran 1
Rezension von Ralf Steinberg
Verlagstext:
Marc Sorenson ist Fischersohn und eigentlich hauptsächlich damit beschäftigt der 16-jährigen Nellie seine Liebe zu erklären, als plötzlich ein Unbekannter im Fischerdorf auftaucht, der die Bewohner vor einem Meeresungeheuer warnt. Niemand will ihm glauben. Einen Tag darauf folgt eine blonde attraktive Reporterin, die Marc bittet sie über das Meer dem Vortagesgast hinterher zubringen.
Marc nimmt diesen Auftrag an, doch damit beginnt die Katastrophe. Auf dem Weg fängt das Meerwasser an zu gerinnen und beide können sich gerade noch so retten, bevor das Boot verschlungen wird. Als sie sich auf den Rückweg machen, begegnen ihnen Kim und Nellie Keller. Kurze Zeit darauf stellt sich heraus, dass ihr Fischerdorf von einer seltsamen Masse verschlungen wurde und sie die einzigen Überlebenden sind. Marc Sorenson und Kim Keller werden ungewollt zu Weggefährten, denn ihr einziges Ziel ist die Hauptstadt Anatolia. Doch diese Reise wird sehr gefährlich, zumal nicht nur von dem Meer Gefahr droht, sondern auch von der Regierung...
Rezension:
Die Geschichte um die von der Erde abgeschnittene Kolonie auf Aldebaran beginnt als Jugenderzählung. Im Zentrum stehen Teenies, mit ihren Sorgen und Nöten, aber vor allem mit ihrer Art, sich in einer Welt voller Wunder und Veränderungen zurechtzufinden.
Denn die Wunder geschehen in Die Katastrophe von Anfang an. Sofort ist der Leser in einer erstaunlichen Handlung gefangen, die ihm noch wesentlich fremder ist, als den Figuren, da diese zumindest heimisch sind in der nur auf den ersten Blick vettrauten Südseekulisse.
Recht bald nämlich offeriert Leo in kleinen Details der Flora und Fauna, wie sehr sich diese vom gewohnten Erdstandard unterscheidet. Dabei setzt Leo sie zunächst sparsam ein. Ob der Nestor, der die ersten Merkwürdigkeiten des Meeres anzeigt, der riesiege Catalogus oder die Speervögel, welche den schrulligen Herr Pard so treffsicher in die Handlung einführen, stets ist die Verfremdung so groß und doch so natürlich, dass sich hier bereits ein großer Reiz der gesamten Serie abzeichnet.
Leos menschliche Figuren hingegen sind überhaupt nicht exotisch. Im Gegenteil verhalten sie sich in ihrem Handlungskontext logisch und natürlich, und vor allem sehr emotional. In den Zeichnungen gliedern sich diese Gefühle klar und in deutlicher Mimik. Sehr schnell werden dem Leser die Charakterzüge aller Personen offenbart, soweit es die Handlung zulässt, denn auch das Geheimnisvolle gehört zu einigen Figuren dazu.
Dabei sind Herr Pard und Driss sicherlich die hervorstechendsten.
Leos südamerikanische Wurzeln lassen sich nicht leugnen. Weder das karibische Ambiente noch die lateinamerikanischen Gesichtszüge verhehlen diese stilbildenden Quellen.
Verrät uns der erste Band auch noch recht wenig über die gesellschaftliche Struktur der Kolonie, lässt Leo uns doch bereits einen Blick in seine Vorstellung von menschlicher Gesellschaftsentwicklung werfen.
In nur zweihundert Jahren gibt es eine starke Verteilung der Siedlungen, gibt es weit entfernte und kaum an die restliche Zivilisation angeschlossene Fischerdörfer, gibt es Militär und machtausübende Religion.
Dieser kleine Einblick in den Weltentwurf deutet schon eine weitere Fremdartigkeit der Geschichte an. Die überragende Rolle des Militärs, die in den folgenden Bänden noch mehr zu Tage tritt, ist uns Lesern, die Militärdiktaturen nie kennen gelernt haben, äußerst fremd.
Dennoch leistet sich Leo die Freiheit, seine Figuren recht glimpflich durch die Handlung streunen zu lassen, vermeidet er ultraharte Gewalt.
Fazit:
Aldebaran 1 - Die Katastrophe ist eine wunderbar exotische Science Fiction Geschichte, und das sowohl thematisch als auch zeichnerisch. Die Handlung ist von der ersten Seite an spannend und entwickelt sich ohne Löcher oder Plattheiten. Eine große Freude für alle Comic-Fans, die von einem Comic mehr als pure Action erwarten.