Die Königin von Samantha Shannon
Reihe: Der Orden des geheimen Baumes Teil 2
Rezension von Christel Scheja
Die Königin ist der zweite Band von Der Orden des Geheimen Baumes und setzt unmittelbar nach Die Magierin ein. Der Penhaligon Verlag hat sich dazu entschieden, das Original aufgrund seines Umfangs zu teilen. Aber immerhin findet die Geschichte der britischen Autorin Samantha Shannon hier tatsächlich einen Abschluss.
Die Zeichen mehren sich, dass der namenlose Drache aus der Tiefe aufsteigen wird, um die Welt, so wie sie die Menschen kennen, zu vernichten. Die Drachenreiterin Tané, der Gelehrte Niclays, Königin Sabran aber auch die Magierin Ead haben einiges durchlitten und die Feinde nicht aufhalten können, die ihr Eingreifen zu verhindern suchten.
Teilweise ist es noch schlimmer gekommen – Tanès Drachengefährtin ist in Gefangenschaft oder tot, Sabran gefangen in ihren Gemächern und in der Gewalt von machtgierigen Höflingen. Niclays muss einer Piratenkönigin dienen. Und Ead hat schwere Wunden und eine Vergiftung davon getragen, die sie ohne Gegenmittel umbringen wird.
Aber jeder der vier weiß nun mehr – ahnt, dass die Vergangenheit, so wie sie ihnen erzählt wurde, nicht einmal die halbe Wahrheit ist. Zudem bleibt nicht mehr viel Zeit bis zur Rückkehr des uralten Drachen …
Die Spannung zieht an, denn die Autorin beginnt nun in diesem zweiten Teil die ausgeworfenen Hinweise miteinander zu verknüpfen. Die Helden haben mehr oder weniger ihre Positionen eingenommen und arbeiten sich nun an die Wahrheit heran, die ihre Welt noch retten könnte, auch wenn sie sich dabei gegen alles stellen müssen, was ihre Welt und ihren Glauben bisher ausmachten. Vor allem Ead und Tané kommt dabei eine wichtige Rolle zu, die beiden müssen nun das sein, wozu sie das Schicksal bestimmt hat.
Tatsächlich schafft es Samantha Shannon die Fäden auch weiterhin fest in der Hand zu halten und miteinander zu verbinden. Dabei setzt sie erst einmal weniger auf Action und Kampf, auch wenn es entsprechende Befreiungsaktionen gibt, denn auf Diplomatie und Worte.
Auch die weniger bedeutsamen Helden bekommen nun eine wichtige Mission – sie sind die Mittler, die am Ende die Figuren an den Ort bringen, an dem sich das Schicksal der Welt erfüllen muss.
Es wird episch und dramatisch, wenn auch nicht so epochal, wie man vermutet. Und auch der Ausklang läuft dabei anders als erwartet.
Die Autorin durchbricht immer wieder Klischees und schafft es neue Aspekte aus ihnen zu kitzeln, so dass die Erwartungen manchmal halbwegs erfüllt, dann aber auch wieder auf den Kopf gestellt werden.
Am Ende fügt sich alles ineinander, die Welt und auch die Figuren entwickeln sich weiter, treffen gerade im Ausklang sehr interessante Entscheidungen.
Noch einmal nimmt sich die Autorin sehr viel Zeit, dem Hintergrund und der Magie Farbe zu verleihen und eine atmosphärisch dichte Handlung zu stricken, die niemals wirklich aus den Fugen gerät. Es ist ihr hoch anzurechnen, dass sie mit zwischenmenschlichen Beziehungen glaubwürdig und feinfühlig umgeht und daraus kein Politikum macht, sondern nur ein wenig die Handlung damit würzt. Im Mittelpunkt seht immer das Abenteuer und nicht irgendwelches Geplänkel zwischen den Figuren, das nichts mit der Lösung des Problems zu tun hat.
Fazit:
Mit »Der Orden des Geheimen Baumes«, dessen zweiter Band »Die Königin« nun die Geschichte abschließt hat Samantha Shannon ein episches Fantasy-Abenteuer geschaffen, dass wieder einmal beweist, das kurzweilige und faszinierende Lektüre seine Spannung auch ohne extreme Action und überzeichnetes Epos entwickeln kann. Auch hier weiß der komplexe Hintergrund mit seiner gut durchdachten Handlung und einem mehr als befriedigenden Abschluss zu zu punkten.
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