Die letzte Crew des Wandersterns (Autor: Hans-Arthur Marsiske)
 
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Die letzte Crew des Wandersterns von Hans-Arthur Marsiske

Rezension von Ralf Steinberg

 

Verlagsinfo:

Für die Bewohner einer abgelegenen Insel ist es der schnelle Wanderstern, ein Magier des Himmels und Mittler zwischen den Lebenden und den Toten. Für die übrige Welt ist es die Internationale Raumstation ISS, Weltraumlabor und seit 30 Jahren Ausdruck der friedlichen Zusammenarbeit im All. Dort bereitet eine vierköpfige Besatzung im April 2028 deren endgültige Stilllegung vor. Doch bei den abschließenden wissenschaftlichen Experimenten machen die Astronauten eine unerwartete Entdeckung. Der Wanderstern hat noch eine letzte Botschaft an die Erde …

 

Rezension:

Die Nachricht verbreitete sich im SF-Fandom in Windeseile: Das Computermagazin ct startet ein eigenes SF-Buchprogramm! Neben Anthologien mit Kurzgeschichten aus dem Magazin wurden auch eigenständige Romane angekündigt und den Premierenband bestreitet Wissenschaftsjournalist Hans-Arthur Marsiske.

 

Im Vorwort zur Buchreihe heise online: Welten beschreibt Herausgeber Jürgen Kuri das Anliegen so: »Nicht nur die die aktuellen Entwicklungen in Technick und Forschung zu beschreiben, sondern sie auch kritisch zu hinterfragen und den Lesern begreiflich zu machen.«

 

Ein hehres Ziel und Autor Hans-Arthur Marsiske greift in seinem Roman-Debüt auch gleich mit beiden Händen tief in die wissenschaftliche Realität und nur ein kleines bisschen in die Zukunft. Handlungszeitpunkt ist das Jahr 2028 und über weite Teile bietet die Internationale Raumstation ISS den Schauplatz. Denn sie ist der Wanderstern und die letzte Crew steht im Mittelpunkt des Romans.

 

Eigentlich sollte die Station bereits vier Jahre früher außer Betrieb genommen sein, doch dann wurden auf dem Mars Proteine entdeckt, deren Untersuchung auf der Erde zu riskant erschien, da sie im Gegensatz zu irdischen hauptsächlich aus rechtsseitigen Aminosäuren bestehen. Was diese in Verbindung mit irdischem Leben anrichten können, zeigte das Medikament Contagan. Unter den Kosmonauten an Bord befindet sich auch die Inderin Suneetha, auf deren Ideen hin die Verlängerung der ISS-Mission zur Untersuchung der Mars-Proteine bewilligt worden war. Zur Crew gehören noch der ehemalige Hubschrauberpilot der US-Navy Nick, der deutsche Materialwissenschaftler Mark und der russische Chemiker und Kommandant der Station Juri.

Nach und nach erfahren wir in Rückblenden und Gesprächen an Bord, wie der jeweilige Weg zu dieser Mission verlief und mit welchen wissenschaftlichen Themen sie sich jeweils beschäftigen. Dabei wird der wissenschaftliche Alltag an Bord ebenso intensiv geschildert, wie der auf der Erde.

 

In einem zweiten Handlungsstrang begleiten wir Jaiya, ein junges Mädchen, das auf einer Insel im Golf von Bengalen ihre Verbundenheit zu jenem Wanderstern entdeckt und die, tief verwurzelt mit der Kultur ihres von der Zivilisation abgeschottet lebenden Volkes, auf eine große Veränderung wartet, die mit jenem Wanderstern zu tun hat.

 

Hans-Arthur Marsiske nimmt seine Leser mit in Hörsäle, Labors, Experimente und in die Gedankenwelt von Wissenschaft und Forschung. Zwar gibt es auch Momente einer klassischen Action-Story, aber sie sind eher ein feines Gewürz als die Hauptzutat.

Im Zentrum stehen klar die Biografien der vier Besatzungsmitglieder. An ihnen diskutiert der Autor aktuelle wissenschaftliche Themen, verbunden mit der Vision einer friedlichen Zusammenarbeit zum Wohle der ganzen Menschheit.

 

Über weite Strecken liest sich der Roman daher auch wie ein utopischer Roman aus den Fünfzigern. Und leider bezieht sich dieses Gefühl auch auf die Charakterdarstellung. Die Besatzung der ISS wirkt kaum lebendig, vielmehr agieren sie selbst in intimen Momenten wie Referenten, das Erklären ihres Lebens steht stets an erster Stelle. Deshalb könnte man auch meinen, der Handlungsfaden um Jaiya stammen von einem anderen Autor. Denn hier passen Figurenzeichnung und Darstellung ihrer Lebensweise harmonisch zusammen, hier spürt man eine lebendige Figur. Der mitreißende Teil des Romans kommt komplett ohne Wissenschaft aus. Wenn die Biographie des Autors nicht dagegenspräche, könnte man denken, »Die letzte Crew des Wandersterns« behandle genau das Scheitern der Wissenschaft. Und so bleiben nach der Lektüre einige Fragen offen, etwa, warum man Außerirdischen eine Botschaft mit allen Sprachversionen der biblischen Schöpfungsgeschichte senden solle. Mit Wissenschaft hat das wenig zu tun.

 

Fazit:

»Die letzte Crew des Wandersterns« von Hans-Arthur Marsiske ist ein mit aktueller Wissenschaft und Forschung vollgestopfter Hard-SF Roman, dem es nicht immer gelingt, eine spannende Geschichte zu erzählen.

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Buch:

Die letzte Crew des Wandersterns

Autor: Hans-Arthur Marsiske

Taschenbuch, 190 Seiten

Hinstorff, 1. März 2019

 

ISBN-10: 335602227X

ISBN-13: 978-3356022278

 

Erhältlich bei: Amazon

 

Kindle-ASIN: B07PLLDXXB

 

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 16.04.2019, zuletzt aktualisiert: 10.04.2024 18:52, 17536