Die Lusiaden (Autor: Luís de Camões)
 
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Die Lusiaden von Luís de Camões

Rezension von Ralf Steinberg

 

Verlagsinfo:

Die Lusiaden des Luís de Camões – das Heldenepos über die Geschichte des Königreichs Portugal und die Entdeckungen der portugiesischen Seefahrer.

Als Rahmenhandlung dient die Fahrt Vasco da Gamas auf der Suche nach dem Seeweg nach Indien, während der der Kapitän und seine Begleiter einige Abenteuer zu bestehen haben.

Unterwegs müssen sie sich menschlichem und göttlichem Widerstand erwehren, denn nicht alle der antiken Götter sind dem Entdeckungsdrang der Portugiesen wohlgesonnen.

Auf den verschiedenen Stationen ihrer Reise erzählen die Seefahrer aus der Geschichte ihres Landes und bekommen schließlich gar die Zukunft vorausgesagt.

 

Rezension:

Wer sich mit der Geschichte der großen Seefahrten und Entdeckungen beschäftigt, stößt unweigerlich auf den Portugiesen Vasco da Gama. Er wurde berühmt durch seine Reise von Lissabon nach Indien, wobei er den Seeweg um das Kap der guten Hoffnung herum mit seiner Flotte zum allerersten Mal in der Geschichte der Schifffahrt erfolgreich befuhr. Die Expedition dauerte von 1497 bis 1499. Siebzig Jahre später erscheint ein Versepos in zehn Gesängen, das nicht nur diese Leistung feiert, sondern gleich ganz Portugal und seine Menschen: Os Lusíadas von Luís de Camões.

Es wurde im Laufe der Jahrhunderte zu dem portugiesischen Nationalepos. In Deutschland ist es eher unbekannt und daher gehört eine Menge Leidenschaft dazu, eine deutschsprachige Übertragung in einem Verlagsprogramm zu bedenken. Der Historiker Dirk Friedrich nahm sich der 1869 erschienenen Übersetzung von Karl Eitner an, die sich nicht darum bemühte, eine gereimte Fassung zu erstellen, sondern versuchte, möglichst dicht am Wortschatz des Originals zu bleiben.

Friedrichs herausgeberische Arbeit spürt man vor allem in den Fußnoten. Dort werden die unzähligen Bezüge zur griechischen, römischen und christlichen Mythologie aufgelöst und darüber hinaus auch auf Abweichungen zum Original hingewiesen. Das Historiker-Herz konnte zudem nicht umhin, an einigen Stellen das Selbstverständnis Camões‘ zu erläutern. Das betrifft vor allem jene Passagen, in denen missionarische oder koloniale Taten besungen werden, die nach heutigem Verständnis Verbrechen darstellen.

Und davon gibt es in den »Lusiaden« eine Menge. Neben den Abenteuern Vasco da Gamas auf seiner Seereise schildern die Gesänge vor allem die Schlachten und Kämpfe um die Befreiung Portugals von den Mauren und die Bewahrung der Territorien danach. Camões befasst sich ganz klassisch ausschließlich mit den Rittern, Königen und Adligen jener Zeit. Das einfache Volk findet kaum Beachtung. Dafür rügt der Dichter mehrfach den mangelnden Willen der Herrschenden, die Anhänger des für ihn falschen Propheten zu vernichten, wo immer man sie auch finden möge.

 

Interessant ist dabei die extensive Verwendung griechischer und römischer Gottheiten um die Ereignisse literarisch zu bearbeiten. Obwohl Camões mehrfach darauf hin weist, dass er an einen anderen Gott glaubt und somit alle anderen nur Fabelwesen und Allegorien darstellten, spricht aus den Gesängen eine große Begeisterung für die Antike und ihrer Kultur. Man könnte vermuten, dass ihm sein eigener kultureller Hintergrund zu langweilig erschien. Die Vielzahl an verwendeten Namen und Mythen weist auf eine ausführliche Beschäftigung mit antiken Autoren hin. Als Dichter konnte Camões so auf eine breite Metaphernbasis zurückgreifen, die seine Verse nicht nur bunt, sondern auch lebendig werden ließ, strotzen die zugrundeliegenden Sagen doch nur so von Liebe, Krieg, Verwandlungen und Leidenschaft.

 

Faszinierend gestaltet sich auch die Begegnung mit den Ländern, die Vasco da Gama während seiner Fahrt kennenlernt. Viele von ihnen existieren heute nicht mehr oder haben sich so verändert, dass sie mit jenen Landschaften des 15. und 16. Jahrhundert nichts mehr gemein haben. Das macht die »Lusiaden« auch zu einem historisch und geographisch spannenden Werk.

 

Man kann die Strahlkraft für die Portugiesen nachempfinden, obwohl die Gesänge zu einer Zeit von der Größe Portugals erzählten, als sie bereits im Schwinden war. Die Prophezeiungen am Schluss des Werkes erhalten so eine bittersüße, melancholische Note.

 

Fazit:

»Die Lusiaden« von Luís de Camões bilden ein prachtvolles Fenster in eine sehr, sehr ferne Zeit, als man mit großem Wagemut zu fernen Ufern aufbrach, um Gold und Gewürze zu erlangen und den Glauben zu vermehren. Und sie geben als Portugals Nationalepos Auskunft über das literarische Erbe der Lusitanen.

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Buch:

Die Lusiaden

Original: Os Lusíadas, 1572

Autor: Luís de Camões

Herausgeber und Vorwort: Dirk Friedrich

Übersetzer: Karl Eitner

Taschenbuch, 296 Seiten

2., verbesserte Auflage

minifanal, 1. August 2014

Cover: Marian Jaworski

 

ISBN-10: 3954210258

ISBN-13: 978-3954210251

 

Erhältlich bei: Amazon

 

Kindle-ASIN: B00EA6R0ZI

 

Erhältlich bei: Amazon Kindle-Edition


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Erstellt: 19.07.2017, zuletzt aktualisiert: 18.04.2024 09:19, 15863