Die Macht des Elfenfeuers (Autor: Monika Felten; Genre: Fantasy)
 
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Leseprobe: Die Macht des Elfenfeuers

Die Macht des Elfenfeuers

Autor: Monika Felten

Homepage: http://www.monikafelten.de

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Leseprobe:

Als die Nacht hereinbrach, griffen die Cha-Gurrlin an. Ihr Brüllen, das dem Ansturm vorauseilte, zerfetzte die abendliche Stille, lange bevor sie wie die entfesselten Wasser einer gewaltigen schwarzen Springflut in wilden Scharen über die Ebene stürmten.

Der Boden erbebte unter ihren stampfenden Schritten und das Klirren der eisenbewehrten Rüstungen brandete wie eine Melodie des Todes gegen die Mauern der Festungsstadt.

Sheehan stand auf den Zinnen und beobachtete mit ausdrucksloser Miene, wie das Heer der Cha-Gurrline näher rückte. To und Yu hatten ihr Antlitz hinter dicken Wolken verborgen und im fahlen Licht war die Masse der Heranstürmenden nur zu ahnen, doch der Elfenkrieger war erfahren genug, um seine Schlüsse aus dem Lärm und den Erschütterungen des Bodens zu ziehen. Er brauchte seine Augen nicht anzustrengen, um zu wissen, welch gewaltiges Heer dort unten in der Dunkelheit lauerte.

Er wandte den Kopf und warf den ihm unterstellten Kriegern einen prüfenden Blick zu. Was er sah, gefiel ihm gar nicht. Die Männer und Frauen, die ihm am Vorabend zugeteilt worden waren, starrten voller Furcht in die wogenden Schatten am Fuß der Festungsmauer. Einige hielte ihr Schwert fest umklammert, andere beteten. Sie waren noch so jung. Viele mochten nicht einmal zwanzig Sommer gesehen haben und keiner von ihnen hatte je zuvor gekämpft. Die meisten waren erst vor ein paar Sonnenläufen im Umgang mit Schwert und Bogen unterrichtet worden und Sheehan wagte zu bezweifeln, dass sie im Fall eines Zweikampfs überhaupt die Möglichkeit erhielten, ihre Waffen zu erheben. Doch die Menschen, die sich hier den Cha-Gurrlinen entgegenstellten, waren die letzte Reserve, die der Rat hatte aufbringen können. Die Truppen, die sich in Nimrod versammelt hatten, würden allein niemals ausreichen, um die Mauern der Stadt zu verteidigen. Zu viele gute und tapfere Krieger waren von den Cha-Gurrlinen bereits im Grasland getötet worden oder dem heimtückischen Angriff der Quarline zum Opfer gefallen.

Hie hatten sich Handwerker, Bauern, Händler, Flüchtlinge und Bürger aus Nimrod versammelt, Männer, Frauen und halbe Kinder, die ihr Land Seite an Seite mit den Kriegern gegen die Horden der Finsternis verteidigen wollten. Sie waren zahlenmäßig weit unterlegen und zudem schlecht ausgebildet, aber im Gegensatz zu dem Volk der Nebelelfen, das grausam abgeschlachtet worden war, hatten sie wenigstens die Möglichkeit, sich zu wehren - und sie waren bereit.

Sheehan hob den Arm und die Schützen spannten ihre Bogen. Als die ersten schwarzen Krieger auf Pfeilschussweite heran waren, erhob sich auf den Zinnen ein mächtiges Surren und ein Hagel gefiederter Pfeile senkte sich über die Ebene. Einige Pfeile prallten wirkungslos an den Panzern der Kriegern ab, doch andere fanden ihr Ziel. Dutzende Cha-Gurrline stürzten verwundet zu Boden und wurden rücksichtslos von jenen überrannt, die ihnen folgten.

Der stete Pfeilhagen warf den ersten Ansturm erfolgreich zurück und auch die nächste Angriffswelle der schwarzen Krieger verlor ihren Schwung im Pfeilhagel der Verteidiger. Schon nach kurzer Zeit war die Ebene vor der Festungsmauer von unzähligen Toten übersät. Die geschlossene Phalanx der Krieger zerfiel und der Angriff geriet kurzzeitig ins Stocken. Doch die Cha-Gurrline formierten sich bereits erneut zum Ansturm auf die Festungsstadt und diesmal erhielten sie Unterstützung von ihren eigenen Bogenschützen.

Mit lautem Kriegsgeschrei schwangen die Angreifer ihre Kletterseile mit den Greifhaken und schleuderten sie gegen die Zinnen. Schon bald hingen die ersten Krieger, schwarzen Spinnen gleich, an der steil aufragenden Festungsmauer, und das Tor erzitterte unter den rhythmischen Stößen eines gewaltigen Rammbocks, den fünfzig Cha-Gurrline immer wieder kraftvoll gegen das Holz stießen.

Ungeachtet des siedenden Öls, das die Verteidiger von oben hinabgossen, trieben Die Krieger den auf riesigen Rädern befestigten angespitzten Baumstamm verbissen gegen die schwächste Stelle der Festungsmauer. Ihre Schmerzensschreie gellten durch die Nacht, wenn das Öl ihre Haut verbrannte, doch jedes Mal, wenn einer stürzte, hastete ein anderer herbei, um seinen Platz einzunehmen.

Aus der Ebene regnete indes ein Hagel gefiederter Pfeile auf Nimrod herab. Die schwarzen Geschosse schlugen erste Breschen in die Reihen der Verteidiger. Ihre Todesschreie gellten durch die Nacht und mischten sich mit denen der Cha-Gurrline, die, von Schwert und Axthieben getroffen, die nutzlos gewordenen Kletterseile aber noch fest umklammert, in die Tiefe stürzten.

Die Verluste der Angreifer waren beträchtlich, doch sie ließen nicht nach und immer mehr von ihnen schafften den Durchbruch. Bald sahen sich die Verteidiger auf den Zinnen einer großen Anzahl von Cha-Gurrlinen gegenüber und die Schlacht entwickelte sich zugunsten der feindlichen Horden.

Sheehan kämpfte verbissen. Ohne Rücksicht auf das eigene Leben wehrten er und seine Männer einen Angriff nach dem anderen ab und wüteten wie Berserker unter den Eindringlingen. Ihre Schwerter säten Tod und Verderben, wo immer sie auf einen der verhassten Feinde trafen.

Doch die Reihen der Verteidiger waren dünn besetzt und die Festungsmauern lang. Weder Sheehans todesmutiger Einsatz noch der unermüdliche Kampf seiner Gefährten konnte verhindern, dass das Häuflein tapferer Männer und Frauen immer weiter zurückgedrängt wurde. Die notdürftig ausgebildeten Krieger hatten der Übermacht und Kraft der Cha-Gurrline kaum etwas entgegenzusetzen und allzu oft genügte ein einziger Hieb, um das Leben eines Verteidigers auszulöschen.

Aus den Augenwinkeln sah Sheehan einen Cha-Gurrlinen-Krieger, der mit einem spielerisch anmuteten Schwerthieb einem jungen Burschen den Kopf von den Schultern trennte, und gleich darauf einem anderen mit bloßer Hand das Genick brach. Sheehan wollte auf den Krieger zulaufen, doch in diesem Augenblick erklomm ein weiterer Cha-Gurrlin die Mauer und stürmte mit einer gewaltigen zweischneidigen Axt auf ihn ein.

Die Schlacht erreichte ihren Höhepunkt, als der Rammbock krachend ein mannshohes Loch in einen der beiden Torflügel riss. Jubelschreie brandeten vor den Toren auf und übertönten die erschrockenen Rufe der Verteidiger, die fieberhaft versuchten, sich neu zu formieren. Noch während der Jubel anhielt, flammte plötzlich eine einsame Fackel über dem Tor auf und flog in hohem Bogen von der Mauer.

Für ein paar Herzschläge verstummten alle Schreie, während Angreifer und Verteidiger atemlos den Flug der Fackel beobachteten, die sich unaufhaltsam dem ölgetränkten Stamm des Rammbocks näherte, der noch immer im Tor steckte. Im letzten Augenblick versuchten sich die Cha-Gurrline in Sicherheit zu bringen - vergeblich. Nur einen Wimpernschlag später explodierte über dem Rammbock eine riesige Stichflamme, die alles im Umkreis von fünfzig Längen mit glutheißen Zungen verschlang.

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Erstellt: 28.04.2005, zuletzt aktualisiert: 24.01.2015 01:12, 96