Die Macht des Grals (Autor: Peter Schwindt; Gwydion 2)
 
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Gwydion - Die Macht des Grals von Peter Schwindt

Reihe: Gwydion Band 2

Rezension von Christel Scheja

 

Kann man einem bereits so oft verwendeten Sagenstoff wie den Geschichten um König Artus überhaupt noch eine neue Facette abgewinnen? Die Zahl der Adaptionen geht mittlerweile wohl in die Hunderte, und es scheint zum guten Ton zu gehören, als Fantasy-Autor mindestens einen Roman darüber geschrieben zu haben. Warum der Sagenkreis so beliebt ist kann nur vermutet werden? Namen und Figuren sind den meisten Lesern schon seit ihrer Kindheit vertraut, die Chance, dass sie nach dem Buch greifen ist durch den Wiedererkennungseffekt größer. Man weiß in etwa, was man bekommt...

Und das ist „Gwydion – Die Macht des Grals“ auch nicht anders.

 

Peter Schwindt setzt die Abenteuer seines Bauernburschen Gwyn fort, der den „Weg nach Camelot“ beschritt, und es sogar schaffte, zum Knappen zu werden. Vor allem Ritter Humbert förderte ihn als väterlicher Freund. Doch die Kämpfe gegen die Sachsen und den Verräter Mordred haben den Jungen ernüchtert. Er musste erkennen, dass auch in Camelot mittlerweile all zu menschliche Leidenschaften und Grausamkeiten die Macht übernommen haben. Nach dem Verlust seines väterlichen Lehrmeisters zieht es ihn nach Hause. Auf der Reise nimmt er sich eines schwer kranken Einsiedlers an, der ihm seltsam vertraut vorkommt.

Aber auch auf dem väterlichen Hoff findet er keine Ruhe. Nicht nur, dass er sich nicht mehr heimisch fühlt, er erfährt nun auch die Umstände seiner Geburt und Herkunft. Das und der kranke Mann zwingen ihn dazu, wieder nach Camelot zurück zu kehren.

Er erfährt dort, dass der Einsiedler kein anderer ist als Lancelot, der erste Ritter des Königs, der vor mehr als dreizehn Jahren aufgebrochen war, um den Heiligen Gral zu finden. Merlin stellt fest, dass er vergiftet wurde und schickt Gwydion zusammen mit seinem Freund Rowan aus, um seltene Kräuter von einer walisischen Heilerin zu holen. Die beiden Knappen machen auf den Weg. Sie finden nicht nur heraus, dass sie von den Männern Mordreds verfolgt werden, sondern erleben auch seltsamen Spuk in einer verfallenen Burg.

Gwydion findet sich viel besser damit zurecht als Rowan, und bald weiß er auch warum. Er ist nicht länger der namen- und ahnenlose Schweinehirte aus Cornwall, sondern der Erbe zweier alter magischer Blutlinien. Und es ist seine Pflicht, „Die Macht des Grals“ erneut heraufzubeschwören, um Britannien zu retten...

 

Um auf die Eingangsfrage zurück zu kommen – ja man kann dem Sagenkreis um König Artus immer noch neue Facetten abgewinnen. Peter Schwindt löst das geschickt, indem er sich Motive annimmt, die die Sage erst beherrschen, als der Stern der Regentschaft Artus’ wieder am Sinken ist. Die stolzen Ritter der Tafelrunde sind in die Jahre gekommen, der König alt und noch immer ohne Erben. Eine neue Generation ist nun dabei ihre Schwingen zu erproben, zu denen auch der junge Held gehört. Gwydion ist kein Superheld, sondern ein Junge, der seinen Platz in der Welt sucht, Fehler macht, Schmerzen und Schuld verspürt, aber auch lieben und hassen kann. Durchaus kritisch betrachtet er die Welt des König Artus und ist doch gezwungen ein Teil davon zu sein, weil sein Schicksal vorgezeichnet zu sein scheint. Seine Abenteuer führen ihn durch eine Welt im Umbruch, in der es manchmal gut ist, sich auf die Vergangenheit zu besinnen, aber nicht immer günstig, in ihr zu verharren. Der Autor verknüpft sehr gut historische mit fiktiven Elementen. Christliche und heidnische Elemente stehen gleichberechtigt nebeneinander und nicht im Widerstreit zueinander. So entsteht ein vielschichtiges Bild, dass den Wandel der Epoche deutlich wiedergibt.

 

Insgesamt ist „Die Macht des Grals“ zwar kein Roman, der sonderlich in die Tiefe geht und Wissen über Kultur und Geschichte vermittelt, es gelingt ihm aber junge wie auch ältere Leser angenehm zu unterhalten. Peter Schwindt gelingt es, die Gralssuche anders zu schildern als man es gewohnt ist und doch ein wenig Magie mitschwingen zu lassen. Gerade durch den etwas kritischen Blick auf Artus und seine Ritter zeichnet er ein Bild des Sagenkreises, dass man so bisher nur selten kennen gelernt hat.

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 2024042703423491b8c7e5
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Die Macht des Grals

Reihe: Gwydion, Bd. 2

Autor: Peter Schwindt

gebunden, 284 Seiten

Ravensburger, erschienen Juli 2006

ISBN 3-473-34486-9

Titelbild von Joachim Knappe

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 22.09.2006, zuletzt aktualisiert: 18.02.2024 10:14, 2792