Die Nacht im Zauberwald von Eveline Hasler
Rezension von Bine Endruteit
Die Brüder Leo und Meo sind sehr verschieden. Während Leo ein sehr hilfsbereiter und netter Mensch ist, ist Meo meistens griesgrämig. Außerdem schlägt er die Tiere auf dem Hof. Nur äußerlich ähneln sie sich sehr, denn beide haben einen Buckel. Eines Tages muss Leo hinauf auf den Berg, um dort das Dach der Hütte zu flicken. Meo war nicht bereit zu gehen, obwohl er an der Reihe gewesen wäre, denn der Weg ist ihm zu mühsam. Da die Arbeit aber nicht liegen bleiben kann, ist nun Leo derjenige, der sie übernehmen muss. Er ist viele Stunden unterwegs und dabei begegnen ihm Ameisen, Kröten und Pilze. Er entdeckt, was für schöne Augen die Tiere haben oder dass die Pilze in einem sonderbaren Kreis angeordnet sind. Als er sich am Abend zur Ruhe legt, ist er erst etwas besorgt wegen der vielen Geräusche, aber er hört darin doch nur den Dachs oder den Fuchs, die sich durch das Unterholz schlagen. So kann er beruhigt einschlafen. Doch nun werden die fantastischen Waldbewohner lebendig und die fragen sich, wer dieser Mensch ist. Die Hexen und Trolle beraten, was mit ihm zu tun sei und so beschließen sie, ihm ein Geschenk mitzugeben, das ihn immer an diesen Tag erinnern soll. Als Leo am nächsten Tag erwacht, fühlt er sich erfrischt und erreicht bald die Hütte. Er macht sich an die Reparatur des Daches und steigt kurz darauf wieder hinunter ins Tal zu seinem Bruder. Dieser begrüßt ihn mit Staunen, denn Leos Buckel ist verschwunden.
Nun will Meo den Berg besteigen, denn seinen Buckel würde auch er gerne verlieren. Doch seine Reise verläuft etwas anders als die von Leo. Der mürrische Mann kümmert sich nicht um die Ameisen, zertrampelt die Pilze und hätte fast die Kröte zertreten. Als er sich abends zum Schlafen hinlegt, kann er kaum Ruhe finden, denn die unheimlichen Geräusche des Waldes ängstigen ihn. Als er endlich eingeschlafen ist, beraten die Waldgeister wieder darüber, was mit ihm geschehen soll, und machen auch ihm ein Geschenk. Er geht am nächsten Tag zur Hütte, interessiert sich aber nicht für das Dach und als er später wieder unten im Tal ankommt, erschrickt Leo sehr, den Meos Buckel ist noch größer geworden. Als Meo sich daraufhin seinem Hund zuwendet, um ihn zu streicheln, dieser aber knurrt, da er Schläge erwartet, begreift er endlich. Er will den Weg noch einmal machen…
„Die Nacht im Zauberwald“ von Eveline Hasler und Käthi Bhend ist eine Sage aus der Südschweiz, die hier zu einem Bilderbuch verarbeitet wurde. Sehr liebevoll sind die Charaktere in Wort und Bild in Szene gesetzt. Die Brüder Leo und Meo kann man schon an den Farben unterscheiden, die ihnen zugeordnet sind. Auf jedem Bild gibt es viele Einzelheiten zu entdecken. Die großen Zeichnungen laden dazu ein, in den versteckten Winkeln nach immer wieder neuen Wesen und Mustern zu suchen. Die Zeichnungen sind teilweise bunt und teilweise Schwarz-Weiß. Beide Varianten haben ihren ganz eigenen Reiz, wobei die farbigen wahrscheinlich auf Kinder interessanter wirken.
Die Geschichte beschäftigt sich sehr zartfühlend damit, wie man seiner Umwelt begegnen sollte. Es gibt keinen erhobenen Zeigefinger, sondern die jungen Leser können ganz alleine entdecken, worauf es ankommt. Positiv zu bemerken ist auch, dass bis auf einige umgetretene Pilze kein Wesen wirklich zu Schaden kommt. Trotzdem ist die Story eindringlich genug, um zu überzeugen.
Hier handelt es sich um ein gelungenes Bilderbuch, das zum Vorlesen und Entdecken einlädt und seinen jungen Lesern mit Sicherheit viel Freude bereiten wird.