Die Pythagoras-Morde (Autor: Guillermo Martinez)
 
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Die Pythagoras-Morde von Guillermo Martinez

Rezension von Tanja Elskamp

 

Guillermo Martinez ist Mathematiker – was liegt da näher als die Ansiedlung eines Krimis in mathematischem Umfeld? Diese Verbindung scheint dem Argentinier wohl gelungen zu sein, denn 2003 zeichnete man sein Werk mit dem „Premio Planeta“ – dem am höchsten dotierten Literaturpreis Spaniens – aus und „Die Pythagoras-Morde“ ist das erste Werk des Autors, das in die deutsche Sprache übersetzt wurde.

 

Ein argentinischer Mathematikstudent bekommt ein Stipendium an der Universität Oxford. Er wohnt zur Untermiete bei einer gewissen Mrs. Eagleton und deren Enkeltochter Beth, doch bereits kurze Zeit nach seiner Ankunft in England wird die alte Dame tot zu Hause aufgefunden. Der Student selbst ist es, der die Leiche entdeckt, zusammen mit einem Besucher, dem berühmten Mathematikprofessor Seldom.

Was scheinbar wie ein natürlicher Tod wirken sollte, entpuppt sich als Mord. Die geplatzten Adern in der Nase der Leiche verraten, dass diese wohl erstickt wurde. Ein Fall, den Inspektor Petersen unbedingt zu lösen gedenkt, doch erschwerend kommt hinzu, dass Mr. Seldom von einem Zettel berichtet, der ihn am Todestag von Mrs. Eagleton erreicht habe und der der Grund dafür gewesen sei, dass er überhaupt zu Besuch habe kommen wollen. Auf dem Zettel stand eine Uhrzeit, der Text „Nummer eins in der Reihe“ und ein Kreis war auf das Blatt gezeichnet worden.

Seldom befürchtet eine Mordserie. Vor nicht allzu langer Zeit hatte er ein Buch veröffentlicht, das sich mit logischen Reihen befasste und in dem er ein Kapitel über Serienmorde eingebracht hatte. Handelt es sich wirklich um einen Serienmörder, der Seldom intellektuell herausfordern will? Befindet sich darum ein Kreis auf dem ominösen Zettel?

Eines ist jedenfalls klar: Mrs. Eagleton bleibt nicht lang die einzige Tote …

 

Nach zweihundert Seiten ist die gesamte Geschichte erzählt, was bereits einen Hinweis darauf gibt, dass die Geschichte – so komplex auch das Umfeld ist, in das sie eingebettet wurde – nicht allzu kompliziert ist.

 

Martinez orientiert sich deutlich an anderen Titeln des Genres, in dem wissenschaftliche Themen eine besondere Rolle spielen oder in den Vordergrund gerückt werden. Was das vorliegende Buch betrifft, so merkt man ihm deutlich an, dass der Autor weiß, wovon er schreibt. Einige Stellen sind recht anspruchsvoll geschrieben, vor allem, wenn die Figuren über mathematische Thesen und Beweisführungen fachsimpeln, allerdings benötigt der Leser dennoch nicht mehr als sein Schulwissen zur Mathematik, um im Thema bleiben zu können.

Autobiografisches Erleben – in Grundzügen – ist dem Roman ebenfalls anzumerken. Wie sein Protagonist ist auch Martinez Argentinier, Mathematiker und verbrachte einen Teil seines Studiums dank eines Stipendiums in Oxford.

 

Neben den mathematischen Strängen enttäuschen andere Stränge jedoch ziemlich. So deutlich, wie man beim Mathematischen merkt, dass ein Kenner die Feder hielt, so deutlich merkt man auch, dass dies nicht bei allen im Buch aufkommenden Themen der Fall ist. Gerade im medizinischen Bereich wirken viele Schlussfolgerungen zwar korrekt, jedoch wie auswendig gelernt beziehungsweise abgeschrieben. Vermengt sich die theoretische Medizin mit dem Klinikalltag, so sind die Darstellungen des Autors unrealistisch. Ein solches Krankenhaus, solche Krankensäle und solche Arbeitsroutine, wie in „Die Pythagoras-Morde“ beschrieben, gibt es schlicht nicht, und auch die dadurch angestrebten Bildnisse taugen nicht viel.

 

Fazit:

Martinez hat einen unterhaltsamen Krimi geschrieben, der vor allem Mathematikfreunden entgegen kommt, jedoch auch für jeden anderen Leser geeignet ist, da Fachsimpelei wenig vorkommt und wenn, dann nicht immens mit der Haupthandlung verwoben.

Der intellektuelle Anspruch des Buches wird durch die Knappheit der Geschichte und den Darstellungsmangel hinsichtlich anderer Themen als der Mathematik – besonders hinsichtlich medizinischer Anteile – zunichte gemacht, und leider werden Krimifreunde auch das ein oder andere Loch in der Alibi- und Beweiskette finden können, so dass dieser Krimi sich leider nur im knapp erreichten Mittelfeld einordnen lässt, was eine Empfehlung betrifft.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240426095214c9e8b8e7
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Die Pythagoras-Morde

Autor: Guillermo Martinez

Broschiert: 206 Seiten

Verlag: Heyne; Auflage: 1 (Dez. 2006)

ISBN: 345343188X

Erhältlich bei Amazon


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Erstellt: 18.12.2006, zuletzt aktualisiert: 12.04.2024 09:51, 3219