Die Rose von Asturien (Autor: Iny Lorentz)
 
Zurück zur Startseite


  Platzhalter

Die Rose von Asturien von Iny Lorentz

Rezension von Björn Backes

 

Inhalt:

Als Tochter eines waskonischen Stammes genießt die junge Maite kein großes Ansehen. Insbesondere der Mord an ihrem Vater hat ihr seinerzeit sehr zugesetzt und ihren Charakter maßgeblich geformt. Jahre später ersinnt sie nun Rachepläne an den Mann, der sie in frühester Kindheit zur Waisen gemacht, misshandelt und seiner Tochter zur Sklavin vorgesetzt hat. Roderich, der Grenzgraf von Asturien, soll nun ebenfalls um das beraubt werden, was ihm im Leben am meisten bedeutet. Als Maite erfährt, dass Roderichs hübsche Tochter Ermengilda mit dem Halbbruder des Frankenkönigs Karl vermählt werden soll, schmiedet sie einen teuflischen Plan – und setzt ihn schließlich auch um. Doch Ermengildas Entführung entpuppt sich schnell als falsch kalkuliertes Risiko. Maite bringt ihre eigene Sippe gegen sich auf, die nun fürchtet, die Franken würden es den Waskonen mit Gewalt heimzahlen wollen. Verzweifelt tritt sie mit ihrer Gefangenen die Flucht in die Berge an – und stellt auf ihrem gefährlichen Marsch fest, dass sie und Ermengilda eigentlich mehr gemeinsam haben, als ihr ungleiches Verhältnis zueinander erlauben dürfte…

 

 

Rezension:

Als verwöhnte Bestseller-Autorin darf Iny Lorentz mittlerweile ruhig auch mal ein paar Wagnisse eingehen. Statt also ausschließlich über gesellschaftliche Minderheiten im Mittelalter zu berichten, gleichzeitig aber auch Emotionen wie die Liebe in den unterschiedlichsten Kasten in ihre Romane einzubeziehen, darf in „Die Rose von Asturien“ auch mal über die Grenzen hinausgeschaut werden und auch ein politischer Konflikt wie der Spanienfeldzug zum Ende des achten Jahrhunderts in die Handlung einfließen. Damit wären wir auch direkt beim Kern des neuen Lorentz-Romans angelangt, denn auch wenn man von ihrer brillanten Stilistik schon eine Menge gewohnt ist, so übertrumpft sich die Autorin mit ihrer noch vielfältigeren Auswahl gänzlich unterschiedlicher Inhalte in „Die Rose von Asturien“ selber. Politische Ränke spielen im Hintergrund immer wieder eine bedeutsame Rolle und kreieren ein rasantes Wechselspiel mit den einzelnen gefährlichen Liebschaften, dem steten Machtkampf der einzelnen Volksstämme, dem intriganten Treiben der Protagonisten und den rührenden Emotionen, die sowohl mit der Einleitung als auch mit dem Verhältnis der beiden Frauen zueinander einhergehen. Für Abwechslung ist also auf alle Fälle gesorgt.

 

Nun ist „Die Rose von Asturien“ aber viel mehr als die Beschreibung eines Racheakts und seiner Folgen. Bevor Ermengilda und Maite nämlich nach besagtem Vorfall etliche Jahre später ein weiteres Mal aufeinander treffen, werden erst mal in der üblich bezaubernden Detailverliebtheit die Szenerie und ihre Figuren vorgestellt. Man erfährt von Konrad von Birkenhof, dem jungen fränkischen Soldaten, wird Zeuge des ungleichen Werbens von Philibert von Roisel und König Karls Bruder Edward, die beide ein Auge auf Ermengilda geworfen haben. Und natürlich lernt man, Maites Werdegang zu verstehen, ihre Motive zu begreifen und ihre Entschlossenheit nachzuvollziehen – bis zu jenem schicksalhaften Tag, an dem auch die junge Waskonierin realisiert, dass sich Feuer nicht mit Feuer bekämpfen lässt. Doch bis hierhin hat Lorentz längst ein sehr bewegendes Roman-Konstrukt erstellt, das von großartiger Recherchearbeit zeugt und wirklich problemlos an die mehr oder weniger komplexen Geschichten ihrer schriftstellerischen Vergangenheit anknüpft.

 

Die Stärken des aktuellen Romans liegen dabei einmal mehr in den malerischen Beschreibungen und Ausschweifungen der Autorin. Obschon Lorentz sehr faktisch vorgeht und großen Wert auf historische Genauigkeit legt, nimmt sie sich immer wieder Zeit, ihre Charaktere zu formen, die Emotionen reifen zu lassen, selbst kleinste Wendungen deutlich hervorzuheben und viele Gegebenheiten einfach erst einmal ihre Wirkung erzielen zu lassen. Hektik ist ein Fremdwort, obschon die Geschichte für ihre Distanz ein sehr ordentliches Tempo vorlegt und auch viele inhaltliche Sprünge vornimmt. Im Umkehrschluss bedeutet dies aber auch nicht, dass Lorentz den Punkt verfehlt oder bei ihren Ausführungen übers Ziel hinausschießt – eine Kunst bei einem Roman, der mit 800 Seiten erneut ein ziemlich opulenter Schmöker geworden ist. Und ein Kompliment noch dazu, weil die Autorin es trotz der vergleichsweise ähnlichen Erzählzeiten wiederholt geschafft hat, eine sehr individuelle Geschichte zu erzählen, die nur am Rande mit ihren bisherigen Büchern im Zusammenhang steht!

 

 

Fazit:

Wer die Titel um die Wanderhure mochte und Lorentz als Verfasserin historischer Romane schätzt, wird wohl kaum an „Die Rose aus Asturien“ vorbeikommen. Die aktuelle Erzählung der Bestseller-Schreiberin wird den berechtigt hohen Erwartungen wieder in allen Punkten gerecht!

 

Nach oben

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240329014232db4eafb8
Platzhalter

MEDIUM:

Die Rose von Asturien

Autor: Iny Lorentz

Gebundene Ausgabe: 791 Seiten

Verlag: Knaur (21. August 2009)

Sprache: Deutsch

ISBN-10: 3426662434

ISBN-13: 978-3426662434

Erhältlich bei: Amazon


Platzhalter
Platzhalter
Erstellt: 06.10.2009, zuletzt aktualisiert: 27.02.2024 17:30, 9329