Die Stadt der Toten (Autor: Kevin Brockmeier)
 
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Die Stadt der Toten von Kevin Brockmeier

Rezension von Holger Hennig

 

Die Gesellschaft der Toten ist laut Kevin Brockmeier eine zweigeteilte. Die, an die noch gedacht wird, die noch den Menschen auf der Erde bekannt sind, die leben in einer riesigen, besser unendlichen Stadt im Irgendwo. Dort leben sie eine recht lange Zeit, bis auch die sterben, die sich an sie erinnern, dann gehen sie einen Schritt weiter, verschwinden aus der Stadt.

 

Aber in dieser Stadt der Toten kommen seltsame Nachrichten an, eine Epidemie grassiert, und zwar eine, die unglaublich schnell voran schreitet. Zuerst bläht das die Stadt der Toten auf. Viel zu viele Kinder spielen neuerdings auf den Straßen und auch wenn sich die Stadt immer wieder verändert und augenscheinlich Wohnung für alle schafft, ist die Stadt überbevölkert. Doch da jetzt auch die sterben, die sich erinnern, sind die neuen Toten oft nur für wenige Stunden da und verschwinden dann wieder. Bald wirkt die Stadt wie ausgestorben, nur noch wenige Tote sind noch da ...

 

Laura Byrd arbeitet für Coca Cola, einen der wenigen Konzerne, die es auf Erden noch gibt, und ist auf einer Expedition im ewigen Eis der Antarktis, die allerdings auch schon kräftig zusammengeschmolzen ist. Als keine Nachrichten mehr kommen, versuchen ihre beiden Kollegen, sich in die nächste Pinguinbeobachtungsstation durchzukämpfen, kommen aber nicht wieder. Nach einigen Wochen der Verzweiflung macht sie sich selbst auf den Weg. Und in der Stadt der Toten sammeln sich die Leute, die Laura Byrd kannte ...

 

Eine pessimistische Science-Fiction-Erzählung, eine spannende Geschichte – die gerade mal 255 Seiten hat man schnell durch – und eine Ausformulierung eines Konzeptes vom Tod, die nicht unbedingt neu ist. Originell ist, wie Kevin Brockmeier dieses Konzept ausschmückt. Dass er quasi nebenbei die gesamte Menschheit auslöscht – ein Motiv für das mancher Leser von „The Stand“ Stephen King zu Recht liebt – ist offenkundig auch nichts völlig Neues, aber in seiner Beherztheit schon auf zynische Art und Weise sympathisch. Leider ist das Buch in seinem Handlungsverlauf sehr linear und verliert sich mit der Zeit in den Zuständen zwischen dem Leben und dem Tod. Das leicht psychedelisch anmutende Ende passt einfach nicht mehr so richtig zum Buch, und damit ist „Die Stadt der Toten“ wahrlich nicht das erste und sicherlich auch nicht das letzte Buch, das an seinem Ende scheitert. Spannend und gut geschrieben ist es trotzdem, eine schöne Lektüre für zwischendurch, das aber ein wenig an dem philosophischen beziehungsweise metaphysischen Anspruch krankt, der ein seltsames Ende provoziert.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240423184658097c24f8
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Die Stadt der Toten

Autor: Kevin Brockmeier

Broschiert - 255 Seiten - Luchterhand Literaturverlag

Erscheinungsdatum: März 2006

ISBN: 3630620795

Erhältlich bei: Amazon

 


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Erstellt: 15.06.2006, zuletzt aktualisiert: 10.04.2024 18:52, 2400