Als Töchter des Beraters der Königin und derer Oberjägerin hatten Valor und ihre Schwester Sasha ein gutes Leben im Umkreis des Königshofs. Zur Kronprinzessin und dem Prinzen hatten sie von klein auf ein freundschaftliches Verhältnis. Das ändert sich, als Sasha wegen des Diebstahls einer diplomatisch wertvollen Spieluhr verurteilt wird. Die Eltern und Valor werden des Hofs verwiesen, Sasha in ein berüchtigtes Gefängnis eingeliefert. Das will Valor jedoch nicht hinnehmen. Sie provoziert ihre eigene Verurteilung, um gemeinsam mit ihrer Schwester auszubrechen. Nur ist in der 300-jährigen Geschichte des Gefängnisses Tyur’ma noch nie ein Ausbruch geglückt …
Ruth Laurens Jugend-Fantasy-Abenteuer, in dessen Fokus die 13-jährige Valor steht, bietet durchaus konträre Betrachtungsmöglichkeiten. Einerseits bietet das Buch ein fesselndes Abenteuer, das auch ältere Leser rundum begeistern kann. Andererseits kann man bemängeln, dass die Königin als positive Figur gezeichnet wird, unter ihrer direkten Herrschaft aber ein Jugend-Gefängnis besteht, dessen Verhältnisse in mancher Hinsicht schon stark an die KZs der Nazizeit erinnern. Dabei wird sogar noch ausdrücklich erwähnt, dass die Verhältnisse in den Gefängnissen für erwachsene Straftäter noch schlimmer sind. Den Widerspruch zwischen einer positiv dargestellten Königin und der Tatsache, dass sie eine 13-jährige Angeklagte für einen Diebstahl zu lebenslänglicher Haft unter solchen Bedingungen verurteilt, kann man nicht wegdiskutieren. Dieser Gegensatz erscheint einfach unschlüssig. Trotzdem überwiegt beim Leseeindruck das absolut gelungene Abenteuer der jungen Protagonistin die genannten ›Störfaktoren‹. Valor ist eine rundum überzeugende Protagonistin, deren Charakterzeichnung perfekt gelungen ist.
Wieso das Buch in den einschlägigen Onlineshops als »Spannungsreiche Fantasy für Mädchen« beworben wird, kann ich nicht nachvollziehen. Nur weil die Hauptfigur weiblich ist, bedeutet das doch keine einseitige Ausrichtung der Leserschaft. Im Gegenteil: Valor wird alles andere als mädchenhaft dargestellt. Sie ist eine Protagonistin, bei der der Begriff Heldin wirklich passt.
Die Autorin überlässt es Valor, ihre Geschichte selbst zu erzählen.