Die würgende Hand (Autor: Karl Hans Strobl; Eleagabal Kuperus Bd.1)
 
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Die würgende Hand von Karl Hans Strobl

Reihe: Eleagabal Kuperus Bd.1

Rezension von Carmen Huber

 

Der Österreicher Karl Hans Strobl zählt zu den bedeutendsten Autoren der deutsprachigen Fantastik zu Beginn des 20. Jahrhundert. „Eleagabal Kuperus“ gehört zu seinen Hauptwerken und umfasst zwei Bände („Die würgende Hand“ und „ Höllenfahrt“). 1910 erstmals erschienen, erreichte er damals sechs Auflagen und ist nun beim Festa-Verlag als Neuauflage wieder erhältlich.

 

 

Seine ganze Kindheit verbrachte Adalbert Semilasso fernab der Welt und der Menschen. Im Wald führt er zusammen mit seinen Eltern und seiner jüngeren Schwester ein einsiedlerisches Leben ohne Kontakt zur Außenwelt. Als jedoch die Situation mit seinem tyrannischen Vater immer unerträglicher wird und auch noch seine erste Liebe tragisch durch den Vater scheitert, flieht Adalbert und versucht, ein neues Leben zu beginnen. Von den vielen – für den jungen, unerfahrenen Mann völlig neuen – Eindrücken wird er schier überwältigt, und so gerät er schließlich in die Fänge des skrupellosen Großindustriellen Thomas Bezug. In seinem Unwissen schließt Adalbert einen gefährlichen Pakt mit ihm, sodass er dem machtgierigen Industriellen bis an sein Lebensende mit Haut und Haaren als Dichter gehört. Als Adalbert die wirkliche Situation erkennt, erscheint es schon zu spät: Seine Lage ist aussichtslos ...

 

Doch Bezug verfolgt darüber hinaus noch weitaus größere Pläne: Er will die ganze Welt unter seine Macht und Kontrolle zwingen. Und die Umsetzung dieses teuflischen Vorhabens scheint zum Greifen nah ... Nur einer besitzt die Macht, sich ihm entgegenzustellen: Der seltsame und geheimnisvolle Eleagabal Kuperus, der zusammen mit Gleichgesinnten Bezug Widerstand leistet. Und er scheint auch der einzige zu sein, der Adalbert noch helfen kann – während auch Kuperus große Hoffnungen in den jungen Dichter setzt ...

 

 

Trotz seines doch recht eindrucksvollen Alters (Erstveröffentlichung 1910) behandelt der Roman viele aktuelle Aspekte – die Gewinnsucht der Mächtigen und deren Gier nach noch mehr Macht, die Unwissenheit und Gutgläubigkeit des einfaches Volkes, der starke Kontrast von Armut und Reichtum, das oft bewegende und tragische Schicksal Einzelner – sodass man bis auf einige Kleinigkeiten mitunter sogar den Eindruck erhält, der Roman könne auch durchaus in unserer Gegenwart spielen. Wirklich gut gelungen sind auch die vielen Charaktere, die das Herzstück des Romans ausmachen: Die Personen wurden geschickt porträtiert, wobei Strobl nicht nur den Protagonisten, sondern auch den vielen Nebencharakteren sicherlich große Aufmerksamkeit widmete. Sie alle wirken sehr realistisch und auf ihre eigene Art individuell, sie sind einzigartig und erscheinen regelrecht lebendig. Besonders ihr Innenleben wird facettenreich dem Leser dargestellt, was vor allem bei der eigentlichen Hauptperson Adalbert auffällt. Er ist ein ungewöhnlicher Protagonist und wirkt keineswegs wie ein Held, und doch schafft er es, durch seine weltfremde und oft naive Art zu faszinieren.

 

Ein Problem war für mich anfangs der ungewohnte Schreibstil des Autors, der mit aktuellerer Literatur nicht zu vergleichen ist und mir deshalb zu Beginn ein wenig Schwierigkeiten bereitete. Die Sätze sind meist sehr lang und verschachtelt, und oft widmet sich der Autor über einen längeren Zeitraum – und mit vielen Details – der Beschreibung von Landschaften oder Begebenheiten, was sich mitunter recht lang ziehen kann. Doch das Durchhalten lohnt sich: Mit der Zeit gewöhnt man sich an die Schreibweise des Autors, und gegen Ende hin wird die Geschichte immer spannender. Auch die Tatsache, dass der Roman nach fast 100 Jahren erneut veröffentlicht wird, spricht eigentlich schon für sich.

 

Fazit: Alles in allem ist „Die würgende Hand“ ein wirklich ungewöhnlicher Roman und verglichen mit den sonst üblichen Fantasy-Romanen einmal etwas komplett anderes – und gerade deshalb lesenswert.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202404231513140cc9280d
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Die würgende Hand

Reihe: Eleagabal Kuperus Bd.1

Autor: Karl Hans Strobl

Broschiert - 394 Seiten - Festa

Erscheinungsdatum: Juni 2006

ISBN: 3865520146

Erhältlich bei: Amazon

 


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Erstellt: 13.06.2006, zuletzt aktualisiert: 25.03.2024 16:30, 2387