Diese Dinge verschwinden nicht so leicht (Autorin: Sabine Thomas)
 
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Diese Dinge verschwinden nicht so leicht von Sabine Thomas

Rezension von Christel Scheja

 

Sabine Thomas wuchs im Ruhrgebiet auf und arbeitete lange Jahre als Rechtsanwältin in Duisburg-Rheinhausen. Inzwischen lebt sie in Bonn und hat sich auf das Schreiben verlegt. Diese Dinge verschwinden nicht so leicht bezeichnet sie als »persönlichstes Buch« und hat darin vermutlich auch die eigene Familiengeschichte mit anderen Namen verarbeitet.

 

Elisabeth ist entwurzelt und zerrissen. Der Zweite Weltkrieg und die Flucht aus Polen, so wie auch die Trennung von ihrer Familie, die länger andauert als jeder annimmt, haben ihre Spuren hinterlassen.

Gemeinsam mit ihrem Mann Rolf lebt sie erst in Schleswig und dann in Essen und muss immer wieder neu herausfinden, wie sie sich eine Heimat schaffen kann. Und auch Rolf leidet unter seinen Kriegserlebnissen.

Beide versuchen sich im Nachkriegsdeutschland ein neues Leben zu schaffen, getrennt von ihren Leben, denn das Geld zum Reisen ist knapp und nicht zuletzt trennt bald eine Mauer Elisabeth von ihrer Familie.

Mit einem gestörten Gefühlsleben und Traumata belastet, erzieht sie ihre beiden Töchter und kann deren Verhalten oft nicht verstehen, denn beide lernen auf ihre Weise, sich der Gewalt und den strengen Regeln der Eltern zu entziehen.

 

Elisabeth steht im Mittelpunkt der Geschichte. Eine in den 1940er Jahren noch junge Frau, die zwar ein düsteres Geheimnis hüten muss, auf der anderen Seite aber auch ihr Leben selbst gestalten will, so gut es geht. Doch der Krieg macht ihr einen Strich durch die Rechnung und sorgt ihr nach erstem Glück mit ihrem Mann Rolf, dass sie sich immer den Launen des Staates und der Familie unterordnen muss, ihre eigenen Träume dabei untergehen.

Im Nachkriegsdeutschland versucht sie nun eine Familie aufzubauen, aber sie ist deutlich entwurzelt, tut sich schwer, sich in ihr Schicksal zu fügen und mit den erlernten Prinzipien zu brechen. Gefühle und Körperlichkeit bringen sie durcheinander.

Das führt zu dem, was viele Kriegskinder- und Enkel auch heute noch spüren – die die Lasten ihrer Eltern geerbt haben.

Die Schilderungen, gerade auch des Alltagslebens zwischen den späten 1940ern und den 1970ern sind sehr lebendig, man merkt, dass die Autorin eigene Erfahrungen und Erlebnisse, aber auch die der Erzählungen der älteren Generation verarbeitet.

Von der Familie getrennt weil die DDR die Grenzen schließt und sichert, die Auswirkungen des kalten Krieges, die Not in den ersten Kriegsjahren und die harte Arbeit, das Land wieder aufzubauen und sich ein gutes Leben zu schaffen – all das ist heute kaum noch vorstellbar, hier wird es in realistischen aber auch feinfühligen Schilderungen wieder zum Leben erweckt und weiß zu berühren.

 

Es sind die vielen kleinen Dinge, die eine intensive Atmosphäre schaffen, die inneren Konflikte einer Generation, die viel erlitten und dadurch genau so viel verloren hat, die im Gedächtnis bleiben und dazu bringen, über die eigene Vergangenheit nachzudenken, gerade wenn die Eltern oder Großeltern selbst Flüchtlinge gewesen sind.

 

Fazit:

»Diese Dinge verschwinden nicht so leicht« ist zwar ein leises, aber auch ein beeindruckendes Buch, das seine Wirkung nicht verfehlt. Eine alltägliche Lebensgeschichte, die anrührt und fesselt, gerade weil vieles heute noch noch nachwirkt und in nicht wenigen Familien auf ähnliche Weise ihre Spuren hinterlassen hat.

 

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Buch:

Diese Dinge verschwinden nicht so leicht

Autorin: Sabine Thomas

Selbstverlag, 21. Dezember 2021

Taschenbuch, 412 Seiten

 

ISBN-10: 3985273308

ISBN-13: 978-3985273300

 

Erhältlich bei: Amazon

 

Kindle-ASIN: B09NYNM5SC

 

Erhältlich bei: Amazon Kindle-Edition


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Erstellt: 17.02.2022, zuletzt aktualisiert: 18.04.2024 09:19, 20590