Dishonored 2: Das Vermächtnis der Maske (PC; USK 18)
 
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Dishonored 2: Das Vermächtnis der Maske

Rezension von Cronn

 

Ich sitze auf dem Dachfirst und blicke hinab in die Straßen Karnacas. Der Handel mit Fisch blüht. Überall stehen Händler an Tischen, zerlegen die großen Fische. Blut rinnt über den Boden, versickert. Männer und Frauen flanieren vorbei. Eine Straßenkapelle spielt mit Gitarren ein Ständchen.

Die Sonne knallt herab, so dass die Häuserfassaden hell blenden. Aber das kann nicht den überall aufkeimenden Verfall dieser einst wunderschönen Stadt verdecken.

Einzelne Häuser sind versperrt. »Betreten verboten! Blutfliegen!« steht auf Warnplakaten. Ich hasse diese ekelhaften Blutsauger. Ihre Nester sind riesengroß, dazu verbreiten sie sich auch im Muskelfleisch von Menschen. Igitt!

Dort unten patrouillieren auch Stadtwachen. Um nicht gesehen zu werden, plane ich meinen Weg über die Dächer. Meine Spezialfähigkeit wird mir dabei helfen. Ich visiere den nächsten Balkon an und husche mit magischer Schnelligkeit in der Luft hinüber.

Dann gehe ich in die Hocke, um nicht von einem der Bewohner entdeckt zu werden. So schleiche ich mich durch die kunstvoll eingerichteten Räume, um schließlich im Dachgeschoss hinter einer Stadtwache zum Stehen zu kommen. Der grobschlächtige Kerl bemerkt mich nicht, so dass ich ihm seine Brieftasche stehlen kann. Anschließend packe ich ihn und würge ihn bewusstlos. Dann trage ich ihn in eine stille Ecke.

Auf diese Weise gelange ich auf die höchste Ebene und betrete das Dach. Gleich werde ich den Hafenbereich erreicht haben …

 

Dishonored 2 ist das neueste Spiel der Arkane Studios. Unter dem Dach von Bethesda Softworks hat das Studio bereits den Vorgänger und damit eine neue Marke am Markt installiert. Dieser zeichnete sich durch ein ungewöhnliches Setting und manche mutige Designentscheidung aus, wobei es Anlass zur Kritik in Details des Gameplays gab. So haben viele spannend auf den Nachfolger gewartet. Nun ist er da und es soll die Frage gestellt und beantwortet werden, wie gelungen er ist.

 

Hintergrund:

Die Backgroundstory des ersten Teils wird im zweiten fortgeführt. Emily Kaldwin ist nach dem Tod ihrer Mutter und der erfolgreichen Jagd auf deren Mörder als Kaiserin auf dem Thron von Dunwall. Doch ihre Herrschaft wird von dunklen Machenschaften überschattet: Ein Meuchelmörder geht um und ermordet ausgerechnet jene, die der Kaiserin kritisch gegenüberstehen. Auf diese Weise gerät sie in den Verdacht, den Mörder zu unterstützen.

Als ihre angebliche Tante Delilah mitsamt dem Herzog von Serkonos auftaucht, beginnt die Angelegenheit für Emily so gefährlich zu werden, dass nicht einmal ihr Vater Corvo sie vor dem Schlimmsten bewahren kann …

 

Die Story von »Dishonored 2« ist aufregend inszeniert, verliert aber in der Mitte an Schwung. Die Antagonisten bleiben hinter den Möglichkeiten zurück, wirken etwas blass gezeichnet. Erst später erreicht die Storyqualität von »Dishonored 2« erneut die Intensität des Anfangs. Insgesamt ist sie aber wesentlich besser als vieles, was man in anderen derzeit am Markt erhältlichen Games vorgesetzt bekommt.

 

Gameplay:

Kurz nach dem Auftakt muss man sich entscheiden, ob man in der Rolle von Emily oder Corvo spielt. Das hat Auswirkungen auf die Spielweise, denn die beiden Protagonisten erhalten unterschiedliche Skillbäume. Man kann auch darauf verzichten und völlig ohne Spezialkräfte das Spiel bestreiten.

Die Mechanik ist diesmal weniger fixiert auf das Schleichen, wobei es von den Skills her durchaus ein wenig bevorzugt wird. Wer möchte, kann aber sich auch auf einen Action-Assassinen spezialisieren und mit Einsatz von Waffen- und Skillgewalt das Game meistern.

 

Die Palette reicht vom Erschaffen eines Doppelgängers über das Verketten von Gegnern (sodass der gegen den ersten eingesetzte Effekt auf die übrigen trifft, z. B. ein Bewusstlospfeil für mehrere Feinde) bis hin zu actionlastigeren Skills wie das Zu-Staub-Verschwinden getöteter Feinde (sodass man sich nicht mehr um das Aufräumen kümmern muss). Das Spiel reizt den Gamer, sich seine eigene Weise des Spielens zu erschließen und das gelingt ihm auf hervorragende Weise.

 

»Dishonored 2« bietet dabei eine große Welt, die es zu durchstreifen gilt. Die Macher setzen immer wieder darauf, Situationen zu schaffen, welche es auf verschiedene Weise zu meistern gilt. Das wird u. a. dadurch erreicht, dass Bereiche der Stadt Karnac abgeschirmt sind und erst durch den Spieler »betretbar« gemacht werden müssen, indem Schildgeneratoren zerstört, gestört werden müssen. Die KI-Soldaten sind dabei recht genau, reagieren auf Auffälligkeiten und bewusstlose Kameraden und verfallen nicht sofort ins Nichtstun, suchen eigenständig wegen offenen Türen etc. pp. nach dem Spieler.

 

Die NPCs im Spiel sind allerdings auffallend wenig vorhanden. Die meisten NPCs sind KI-Soldaten. Wenn dann doch Bewohner von Karnac auf den Straßen unterwegs sind, sind diese meist Händler oder Einkäufer. Dazu mag beitragen, dass in Karnac eine Seuche grassiert.

Diese Seuche hängt mit den Blutfliegen zusammen. Diese Insekten legen ihre Eier am liebsten im Muskelfleisch noch lebender Opfer ab. Die Blutfliegen bauen auch Nester, welche dann von den Opfern im Endstadium bewacht werden. Einen interessanten Effekt hat die Spielweise des Gamers auf den Zustand der Seuche. Je höher der Chaosfaktor wird, indem man Gegner tötet, desto mehr Blutfliegen finden Nistgelegenheiten in den Toten und damit tauchen sie gehäuft auf. Auch das Ende richtet sich nach dem vom Spieler gewählten Chaosgrad. Eine spannende Angelegenheit, die ein nochmaliges Durchspielen fördert.

 

Grafik und Artdesign:

Im Fall von »Dishonored 2« soll hier an der Stelle zwischen »Grafik« und »Artdesign« unterschieden werden. Das Spiel bietet einen derart innovativen Stil, dass es nicht ausreicht, die Grafik zu bewerten. Das Artdesign verdient besondere Aufmerksamkeit.

 

Zunächst ein paar Worte zur Grafik. Unter der Haube von »Dishonored 2« werkelt die neuentwickelte Void-Engine. Dieses Grafikgerüst ist nicht vollkommen neu, sondern setzt auf der id-Tech-Engine 5 auf, welche für Rage erstmals entwickelt wurde. Davon erbt die Engine bei »Dishonored 2« all die Stärken, aber auch einige Schwächen. Zu den Stärken gehört der Umgang mit Licht und Schatten. Hier zeigt die Void-Engine große Dynamik, was der Atmosphäre der sonnendurchfluteten Südstaatenstadt Karnac zugutekommt. Auch viele Details sind mit einer hochauflösenden Struktur überzogen, die dem nach Eyecandy lechzenden Gamer Rechnung trägt. Aber es gibt auch Schwächen. Es muss hier genannt werden, dass die Texturen von weit entfernten Objekten nur sehr matschig wiedergegeben werden. Rage hatte damals Probleme mit dem Nachladen von Texturen, möglicherweise ist das noch ein Nachhall davon, so dass man gänzlich darauf verzichtet hat.

 

Sprechen wir als nächstes über das Artdesign: Es gibt kein Spiel auf dem Markt, das es in Sachen Artdesign mit »Dishonored 2« aufnehmen kann. Das Game strotzt nur so von liebevollen Designs. Jeder Raum ist bis ins Kleinste ausgeschmückt. Manche Gegenstände kann man benutzen, einfach nur, damit man sie benutzen kann. Sie machen keinen spielerischen Sinn, außer den, dass sie den Spieler tief in die Spielwelt hineinziehen – und das ist hervorragend. Man merkt selbst den abgerissenen Plakaten an den Wänden an, dass deren Aufschriften durchdacht sind. Das Design der Häuser, der Gegenstände darin – alles wurde darauf konzipiert eine stimmige Welt zu erschaffen. Und das ist den Machern ganz hervorragend gelungen.

 

Sound:

Die deutsche Sprachausgabe ist recht gelungen. Einige Sätze wirken etwas unmotiviert von den Sprechern gesagt, aber im Großen und Ganzen geht es in Ordnung.

Das restliche Sounddesign ist sehr gut. Man kann stets orten, wo die Gegner sich befinden, was im Falle eines Stealth-Games besonders wichtig ist.

 

Fazit:

»Dishonored 2« erscheint im Umfeld großer Marken und ist in Gefahr dabei unterzugehen. Das wäre fatal für die Gamer, denn das Spiel ist seit langer Zeit das beste Schleichgame. Dazu lebt es von seiner grandiosen, immersiven Atmosphäre und dem Artdesign. Auch wenn nicht jede Grafiktextur hochauflösend ist, ist es dennoch wegen dem Design ein Genuss, in die Welt von »Dishonored 2« einzutauchen.

Es ist wünschenswert, dass möglichst jeder Fan von durchdachten Spielwelten und spannenden Stories dem Spiel eine Chance gibt. Er wird nicht enttäuscht werden.

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PC-Game:

Dishonored 2: Das Vermächtnis der Maske

Arkane Studios / Bethesda Softworks, 10. November 2016

Sprache: Deutsch

Bildschirmtexte: Deutsch

Anleitung: Deutsch

Plattform : Windows 8, Windows 7, Windows Vista

USK: ab 18

 

ASIN: B00ZQXCXC4

 

Erhältlich bei: Amazon

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Erstellt: 30.11.2016, zuletzt aktualisiert: 11.02.2024 11:31, 15110