Donovans Gehirn (Autor: Curt Siodmak)
 
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Donovans Gehirn von Curt Siodmak

Rezension von Ralf Steinberg

 

Verlagsinfo:

Dr. Patrick Corys Spezialgebiet ist die Hirnforschung. Er experimentiert mit Affenhirnen, die er aus den Schädeln entfernt und künstlich am Leben erhält, um ihre Funktionen zu beobachten.

Als der Finanzmagnat Warren Horace Donovan mit seinem Privatflugzeug abstürzt, wobei sein Körper unrettbar zerstört wird, ist Dr. Cory zur Stelle, um das unverletzte Gehirn zu bergen. Es gelingt ihm, es in einer Nährlösung am Leben zu erhalten. Von der Enge des Schädels befreit, beginnt es weiterzuwachsen und neuartige Fähigkeiten zu entwickeln, wird immer mehr zu einem mächtigen, dämonischem Etwas, das seiner Umwelt seinen Willen aufzwingt und sie auf unheimliche weise bedroht.

 

Rezension:

Curt Siodmak ist ein Pionier der deutschen Science-Fiction und schon früh mit dem Film verbandelt. Seine Flucht vor den Nazis brachte ihn in die USA, wo er als Roman- und Drehbuchautor an seine Erfolge in Deutschland anknüpfen konnte. Diese Nähe zum Medium Film spürt man während der gesamten Länge von Donovans Gehirn.

 

Zunächst erleben wir den eiskalten Wissenschaftler Patrick Cory, der für seine Forschung emotionslos einen Affen tötet und mit herablassender Arroganz über seinen Kollegen, den örtlichen Amtsarzt Dr. Schratt herzieht.

Als sich ihm die Gelegenheit bietet, bei einem nahen Flugzeugabsturz ein Gehirn für seine Forschung zu stehlen, schlägt er skrupellos zu.

Bald erfährt er, wessen Hirn er dort in einer Nährflüssigkeit am Leben erhält. Der superreiche Warren Horace Donovan litt unter einer tödlichen Krankheit und war gerade dabei, seine Geschäfte zu regeln, als er abstürzte.

Cory gelingt es zunächst, sich über Morsezeichen mit Donovan zu verständigen. Doch schon bald entwickelt das Gehirn telepathische Kräfte und beginnt Cory seinen Willen aufzudrücken.

Trotz der Warnungen durch seine Frau Janice und Dr. Schratt, beschließt Cory, sein Experiment fortzusetzen …

 

Curt Siodmak erzählt mittels Tagebuchaufzeichnungen sehr szenisch. Immer wieder werden Sichtlinien beschrieben, Lichtverhältnisse und Bewegungsabläufe exakt dargestellt. In Verbindung mit den düsteren und allesamt zwiespältigen Figuren ergibt sich eine Film Noir Stimmung die erst vom kitschigen Finale zerstört wird.

Bezeichnend ist, dass der selbstverliebte böse Wissenschaftler durch sein Experiment zu noch schlimmeren Taten getrieben wird. Das Bewusstsein des machtgierigen Kaufmanns nutzt die neuen Möglichkeiten eines gesunden Körpers nicht etwa für einen Neuanfang, sondern zieht alte Machtspielchen durch. Selbst die Idee, ein altes Unrecht zu sühnen wird dadurch karikiert, dass Donavon über Leichen geht, um einen verurteilten Mörder vor der Hinrichtung zu bewahren.

Die Täter-Opfer-Beziehung zwischen Forscher und Gehirn dreht sich allmählich und wird immer monströser.

Siodmak beschreibt eine USA, in der nicht nur der Mächtigste alles bekommt, sondern auch Korruption und Betrug das gesamte System beherrschen. Donovan engagiert sogar einen Experten, der die Käuflichkeit von Geschworenen prüft, um sein Ziel zu erreichen. Nicht nur die Umstände sind übel, sondern auch die Menschen selbst.

Dabei bleiben sowohl Cory als auch Donovan reine Schablonen ihrer fixen Ideen. Es gibt im gesamten Buch keine Sympathieträger, selbst Corys Frau wird als typische aufopferungsvolle Gattin beschrieben, die ihren Mann bedingungslos liebt und nur in einer einzigen Szene mehr als das zu bieten hat. Aber selbst hier geht es wieder nur um Cory. »Donovans Gehirn« ist damit deutlich ein Kind seiner Zeit.

 

Die Heyne-Ausgabe von 1984 enthält sehr düstere, die Horror-lastige Atmosphäre unterstützende Illustrationen von John Stewart.

 

Fazit:

»Donovans Gehirn« von Curt Siodmak ist ein SF-Roman aus den Vierzigern in dessen Zentrum ein aus den Rudern laufendes Experiment mit einem menschlichen Gehirn steht. Zwar entwickelt sich ein actionreicher Psychokrimi daraus, aber gerade die Motivation der Figuren bleibt dabei auf der Strecke.

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Buch:

Donovans Gehirn

Original: Donovans’ Brain, 1942

Autor: Curt Siodmak

Übersetzerin: Mary Brand

Cover und Illustrationen: John Stewart

Taschenbuch, 204 Seiten

Heyne, 1984

 

ISBN-10: 3453310306

ISBN-13: 978-3453310308

 

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 04.11.2018, zuletzt aktualisiert: 10.04.2024 18:52, 17079