Don’t knock twice (PC)
 
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Don’t knock twice

Rezension von Cronn

 

Behutsam öffne ich die Tür. Erst nur einen Spalt breit, meine Kerze flackert im eisigen Windhauch. Als nichts weiter geschieht, wage ich mich weiter vor. Das Licht fällt auf ein Gemälde an der Wand. Ich erkenne eine schreckliche Fratze, blutbesudelt und von Fäulnis zerfressen, so dass die Zähne mich anfletschen. Was dereinst ein Ahnengemälde war, ist zu einem Schreckbild des Grauens geworden.

Ich wende mich nach links. Ein Gang mit mehreren Türen auf der linken Seite, während rechts Fenster den Blick auf die Finsternis freigeben.

Draußen tost ein Sturm. Regen peitscht gegen die Fenster, trommelt unablässig gegen die Fensterläden. Im grellen Schein der Blitze werden die Fensterkreuze übergroß auf den Boden gemalt.

Plötzlich höre ich ein Klopfen. Es kommt von vorne. Irgendwo scheint jemand hereinzuwolllen.

Langsam laufe ich den Gang entlang, entzünde die Kerzen an der Wand und hoffe, dass niemand mich von hinten antippt. Ich würde aufschreien vor Schreck.

Wo ist meine Tochter Chloe? Vorhin habe ich sie noch vom Hof aus hinter einem der Fenster im Erdgeschoss gesehen. Wovor fürchtet sie sich?

Jetzt ist das Klopfen neben mir. Es dringt hinter der Tür hervor. Ich nehme all meinen Mut zusammen und drücke die Türklinke nach unten. Langsam ziehe ich das Türblatt auf und schaue in den angrenzenden Raum.

Es ist ein Salon. Ein Feuer brennt und verbreitet angenehme Wärme. Sofort fühle ich mich etwas wohler und trete ein. Auf dem Tisch steht ein Notebook, den ich in die Hände nehme und mir die Website anschaue, die eben aufgesurft ist. Da steht etwas von einer Hexe. Seltsam, womit sich Chloe beschäftigt!

Da ist es wieder! Ein Klopfen. Vom Fenster her tönt es durch den Raum.

Mit langsamen Schritten nähere ich mich.

Ich kann hinter dem Fenster nichts erkennen.

Was ist das bloß?

Mit einem Knall kracht ein Vogel gegen das Glas und lässt es splittern, ohne dass es bricht. Ich schrecke zusammen und weiche instinktiv einen Schritt zurück. Als ich mich umdrehe, fällt mein Blick auf eine Schrift an der Wand: »Sie gehört mir!«

Und da weiß ich, dass diese Nacht noch einige Überraschungen für mich bereithalten wird …

 

Don’t knock twice ist ein Spiel, das vom Entwickler Wales Interactive im September 2017 auf Steam veröffentlicht wurde. Dieses Indie-Projekt steht in einer Reihe mit Titeln wie Soul Axiom oder Master Reboot, setzt allerdings gänzlich andere Gameplay-Akzente.

 

Doch welche Story steckt in »Don’t knock twice«? Das soll nachfolgend knapp skizziert werden, ohne Spoiler zu verraten.

 

Hintergrund:

In der Rolle von Jess, einer ehemalig drogenabhängigen Künstlerin, durchstreift man Jess Haus auf der Suche nach der Tochter Chloe, die offensichtlich in Kontakt mit einer bösen Macht gekommen ist.

Dieser einfache, aber durchaus tragfähige Plot ist für das zweistündige Game ausreichend. Mehr Inhalt bietet »Don’t knock twice« allerdings nicht.

 

Gameplay:

»Don’t knock twice« nimmt seine Faszination aus der Immersion in die Spielumwelt und den Schreckmomenten. Dabei baut das Spiel anfangs sehr geschickt seine Spannung auf, indem man dem Spieler dunkle Korridore begleitet von unheimlichen Geräuschen vorsetzt, die in Schock-Sequenzen münden. Das Prinzip ist allerdings schon bald leicht durchschaubar und auch die Schocks sind nicht wirklich innovativ gesetzt, so dass die Atmosphäre sich von »nervenzerfetzend« auf »recht unheimlich« setzt.

 

Im Mittelmaß bleiben auch die Puzzles, die davon leben, dass man Gegenstände nimmt und benutzt. Meist ist das recht simpel gestrickt und bietet kaum Anstrengung für die grauen Zellen. Man kann allerdings viele Gegenstände aufnehmen, drehen und untersuchen. Dies böte die Möglichkeit zu intensiveren Puzzles, was aber nicht genutzt wird.

 

Gegen Ende des Spiels ist für den Spieler auch nicht immer klar, wo der anfangs lineare Spielweg weiter ansetzt. Die Möglichkeit Türen zu durchbrechen ist zwar nett, aber ohne spielerischen Sinn. Warum man verschlossene Türen öffnen kann, indem man Türklinken abschlägt, entbehrt auch jeder Logik. Immerhin macht es im Gameplay Sinn.

 

Grafik und Sound:

Die Grafik von »Don’t knock twice« ist ordentlich, z. T. gut gelungen. Die Texturen sind recht hoch aufgelöst, die Lichtsetzung gelungen. Allerdings sollte man selbst den Gamma-Wert einstellen, da die Voreinstellungen zu grob sind und viel Atmosphäre verloren geht, wenn man zu sehr im Hellen umherstapft.

 

Der Sound von »Don’t knock twice« geht in Ordnung, macht er doch einen Großteil der Atmosphäre aus. Allerdings verpufft einiges davon, wenn der Schock-Moment nicht hundertprozentig daraufhin getimt ist.

 

Fazit:

»Don’t knock twice« hat eine ähnliche Prämisse wie Layers Of Fear und bemüht sich auch redlich, dessen Immersion und Intensität zu erreichen. Allerdings klappt das nicht durchwegs. Nach einem intensiven Anfang kippt die Stimmung und man gewöhnt sich die Atmosphäre. »Don’t knock twice« verlässt sich zu sehr auf Jump-Scare-Effekte und lässt im Laufe der Spielzeit die Grundatmosphäre vermissen. Für Freunde von intensiven Horror-Erfahrungen ein ordentliches Spiel, aber kein Muss.

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PC-Spiel:

Don’t knock twice

Wales Interactive, 2017

 

Erhältlich bei: steam

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202404191029568f95436c
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Erstellt: 22.09.2017, zuletzt aktualisiert: 13.04.2024 08:22, 16097