Ein Dschinn für alle Fälle von Thomas Christos

Rezension von Heike Rau

 

Toms Schulweg führt am Strand entlang. Hier findet er eine alte Flasche, die aber bald wieder in Vergessenheit gerät, weil Jojo Toms Schultasche versteckt und er nun ohne Schulsachen auskommen muss. Tom bekommt dafür einen Lehrerbrief und eine Strafarbeit. Eine Mutprobe steht auch noch an. Tom muss auf dem alten gruseligen Leuchtturm eine Piratenflagge hissen.

Als Tom nach Hause kommt, ist seine Tasche schon da. Der Streifenpolizist, wegen seines beachtlichen Körperumfangs Klops genannt, hat sie gefunden. Eine Standpauke von seiner Mutter bleibt Tom nicht erspart.

Als Tom dann endlich in seinem Zimmer ist und Ruhe einkehrt, fällt ihm die Flasche wieder ein. Man könnte sie für wertvoll halten, so wie diese aussieht. Offensichtlich ist sie aus Messing, aber durch das Meerwasser angelaufen. Der Stopfen sitzt fest. Als Tom weiter versucht, die Flasche zu öffnen, fällt sie hinunter. Das bringt den gewünschten Effekt. Allerdings passiert postwendend etwas sehr Ungewöhnliches. Ein Dschinn wie aus dem Märchenbuch schlüpft aus der Flasche und redet Tom mit „Meister“ an. Er verspricht, jeden Wunsch zu erfüllen und alles zu tun, was Tom will. Abu, so heißt der Dschinn, muss als Erstes Toms Zimmer aufräumen und die Strafarbeit erledigen. Am Abend machen die beiden einen Ausflug auf dem fliegenden Teppich, damit Abu die Gegend kennen lernen kann. Bei dieser Gelegenheit bringt Tom die Fahne auf dem Leuchtturm an. Damit macht er am nächsten Tag in der Schule mächtig Eindruck, auch wenn Jojo die Sache mit Misstrauen sieht und seine Freundin Emma sich von ihm abwendet, weil sie Angeber nicht mag. Tom will sich Emma anvertrauen, doch bei ihr zu Hause ist dicke Luft. Emma hat wieder einmal Ärger mit ihrer Schwester. So wünscht Tom der Schwester ordentlich was an den Hals. Dass auch dies nun dank Abu in Erfüllung gehen wird, realisiert Tom zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

 

„Ein Dschinn für alle Fälle“ ist eine ganz wunderbar schräge Geschichte. Der Lesespaß steht hier an erster Stelle. Für Kinder ab 10 Jahren wird das Buch so zu Erlebnis. Einen Dschinn, der alle Wüsche erfüllt, könnte sicher jedes Kind beschäftigen. Abu ist allerdings ein kleiner Spaßvogel. Er nimmt jeden Wunsch wortwörtlich, was immer wieder zu wirklich komischen Szenen führt. Sollte ein Kind laut auflachen beim Lesen, ist das also kein Wunder.

Die Charaktere im Buch sind gut ausgearbeitet, sie wirken sehr lebendig. Und auch wenn Tom in Emma eine gute Freundin hat, so hat er doch auch Gegenspieler wie den Polizisten Klops, der in diesem Buch nichts zu lachen hat. Er kommt schnell hinter Toms Geheimnis. Aber geglaubt wird ihm nichts. Seine Behauptungen werden als Fantastereien abgetan. Der Arme verliert sogar seinen Job. Obwohl er den Kindern so im Wege steht und nichts Gutes im Sinn hat, bekommt man Mitleid mit ihm. Allerdings sorgt gerade er im Verlaufe der Geschichte für Verwicklungen, die das Leben der Kinder und des Dschinns auf eine harte Probe stellen. Das Buch ist also auch spannend.

Die dennoch vergnügliche Geschichte ist mit viel Humor geschrieben. Die Autoren (Thomas Niermann und Christhos Yiannopoulos alias Thomas Christos) schreiben in einer sehr bildreichen und ausdrucksstarken Art und Weise. Man sieht sozusagen die Geschichte beim Lesen vor den Augen wie einen Film ablaufen.

Lehrreich ist die Geschichte auch, aber das für Kinder fast unbemerkt. Sie werden einfach zum Nachdenken angeregt, über das, was im Leben wichtig ist. Freundschaft zum Beispiel und das viel mehr als die Erfüllung so manch unüberlegten Wunsches.

Das Buch ist zum Selberlesen genauso gut geeignet wie zum Vorlesen.

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