Ein todsicherer Job (Autor: Christopher Moore)
 
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Ein todsicherer Job von Christopher Moore

Rezension von Carina Schöning

 

Charlie Asher ist für seinen Geschmack ein ganz gewöhnliches langweiliges Betamännchen. Während sich in der Steinzeit die großen Alphamännchen gegenseitig die Keulen auf den Kopf schlugen, um den Stärksten zu ermitteln oder sich bei der Entdeckung des Feuers Verbrennungen dritten Grades zuzogen, saßen die kleinen minderwertigen Betamännchen in der Höhle und versuchten mit Charme und List die Frauen der toten oder verbrannten Alphamännchen abzuwerben.

Genau so kommt Charlie sich vor. Seine Mutter und seine lesbische Schwester Jane machen sich nur über ihn und seine Neurosen lustig und selbst in seinem kleinen Secondhand-Laden, den er von seinem verstorbenen Vater geerbt hatte, hat Charlie nicht mal mehr die Hosen an. Seine exzentrischen Mitarbeiter Lily und Ray machen sich auch immer nur über ihn lustig. Es scheint, dass sich die ganze Welt gegen ihn verschwört hätte… bis er der schönen und wunderbaren Rachel begegnet und sie sich trotz seiner komischen Art in ihn verliebt.

 

Alles scheint perfekt zu sein, bis seine Frau kurz nach der Geburt der gemeinsamen Tochter Sophie plötzlich verstirbt. Die Ärzte können ihr nicht helfen und Charlie muss mit ansehen wie seine geliebte Rache friedlich einschläft. Zufällig trifft er da auch auf Minty Fresh, einem großen schwarzen Mann in einem mintgrünen Anzug. Minty erzählt ihm von seiner neuen Aufgabe als „Totenbote“. Jeder, der stirbt kann seine Seele einem geliebten Gegenstand übertragen und genau diese „Seelenschiffchen“ soll Charlie jedes Mal einsammeln, wenn sein neuer Kalender ihm den Namen und Tag der sterbenden Person mitteilt. Genauere Anweisungen würden im „Großen Bunten Buch des Todes“ stehen, das er die Tage per Post zugestellt bekommt.

 

Verwirrt und verstört von seiner neuen Aufgabe und überfordert mit seiner Trauer und der neuen Vaterrolle überläst er erstmal Anderen die Verantwortung. Ganz im Grundmuster eines Betamännchens. Seine große Schwester Jane und die russische und asiatische Witwe aus der Nachbarschaft kümmern sich um die kleine Sophie und Lily und Ray versuchen den Laden bestmöglich zu schmeißen. Wie angekündigt kommt auch das Buch per Post und Charlie muss sich wohl oder übel seiner neuen Aufgabe stellen Wenn er die Seelenschiffchen nicht pünktlich einsammelt oder sie den bösen „Gullyhexen“ in die Hände fallen, kann dies das Gleichgewicht zerstören und vielleicht sogar den Weltuntergang hervorrufen…

 

Wie auch bei den früheren Romanen von Christopher Moore z.B. „Der kleine Dämonenberater“ oder „Die Bibel nach Biff“ ist der Grundton herrlich sarkastisch und ironisch aber niemals arg beleidigend. Die Figuren sind allesamt liebevoll gezeichnet und realistisch. Besonders die kleinen Macken und Eigenheiten werden ausführlich beschrieben. Charlie ist dabei ein typischer Verlierertyp – eigentlich sehr nett, aber mit so vielen Minderwertigkeitskomplexen und Neurosen, dass man nur schmunzeln kann, wenn er wieder mal anfängt über sein Leben als ewiges Betamännchen zu philosophieren oder seine Bemühungen Sophie ein guter und „normaler“ Vater zu sein mal wieder scheitern. Besonders die Stellen, wenn er vergeblich versucht die beiden „Höllenhunde“ seiner Tochter umzubringen oder seine große Schwester Jane wieder eine ihrer sexistischen Anspielungen fallen lässt sind schreiend komisch. Auch seine Mitarbeiter, das sexbesessene Klischee-Gruftimädchen Lily und der paranoide Excop Ray, der verzweifelt im Internet seine wahre Liebe bei diversen ausländischen Vermittlungsbörsen sucht, wirken fast wie aus dem wahren Leben.

 

Die Handlung erstreckt sich bis zum Schulalter von Sophie und ist durchgängig spannend und lustig geschrieben. Besonders das Ende ist sehr überraschend und niedlich gehalten.

Trotz der Komik hat sich Christopher Moore aber auch mit der ernsthaften Seite des Todes beschäftig. Die Ansichten und Lehren des Buddhismus, Reinkarnation und das Tibetanischen Totenbuch werden für den Leser näher erläutert.

 

Insgesamt ist „Ein tödlicher Job“ ein sehr witziger Roman, der durch seine düstere Stimmung und den Galgenhumor von Charlie und seinen Freunden voll überzeugen kann. Freunde von Terry Pratchett, Douglas Adams oder Sarkasmus allgemein können bedenkenlos zugreifen.

 

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240426145133c1925d78
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Ein todsicherer Job

Autor: Christopher Moore

Broschiert: 480 Seiten

Verlag: Goldmann; Auflage: 1 (Dez. 2006)

ISBN: 3442542251

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 18.12.2006, zuletzt aktualisiert: 26.03.2024 19:17, 3221