Entheete (Autor: Armin Rößler)
 
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Entheete von Armin Rößler

Rezension von Ralf Steinberg

 

Verlagsinfo:

Als Chrom auf dem Planeten Enthee spurlos verschwindet, ruft das den Argonomen Aulden auf den Plan. Er und sein gewaltiges Raumschiff scheinen nicht nur den menschlichen Besatzern Enthees sehr ungelegen zu kommen. Offiziell gilt das bedeutungslose System am Rand der Galaxis zwar als befriedet, doch ein Jahrhunderte alter Konflikt schwelt weiter zwischen zwei Völkern, die sich rein äußerlich sehr ähnlich sind.

Und inmitten von Spuren und Rätseln trifft Aulden auf eine ernstzunehmende Widersacherin: Entheete.

Sie beherrscht diese Welt – und sie will mehr.

 

Rezension

Armin Rößler widmet sich nach seinem Fantasy Roman-Debüt diesmal der Science Fiction. Wie bereits aus seinen Kurzgeschichten ersichtlich, liegt seine besondere Fähigkeit in der Erschaffung differenzierter Figuren und der Darstellung ihrer Beziehungen untereinander.

Entheete ist eine deutliche Steigerung zum Vergessenen Portal.

Als erster Teil einer Trilogie konzipiert, führt Rößler schnell und präzise seine Charaktere ein und entwirft mit wenigen Szenen einen interessanten kosmischen Hintergrund, ohne dabei allzu sehr in die Details zu gehen. Wahrscheinlich ist der Roman deshalb auch kein Ziegelstein, sondern ein vom Umfang her normales Buch geworden.

 

Paz Nadir, der Mensch, ist die Identifikationsfigur, obwohl das textliche Gewicht nicht auf ihm liegt. Aber er kommt am ehesten dem normalen Mensch nahe. Sein Begleiter Crefeldt hat eigene Marotten und mit seinem Roboter auch eine gelungene physische Erweiterung, deren Fähigkeiten Rößler sehr geschickt in die Dramaturgie einbezieht. Es ist ja oft so, dass technische Spielereien in Romanen keine wirkliche Handlungsrelevanz haben. Vicker aber ist bis zu einem gewissen Grad Maschine, zu einem größeren Teil aber geheimnisvoll.

Die Beziehung der beiden Männer wird über Rückblenden recht interessant erklärt, wenn es auch zuerst überflüssig erscheint. Doch der Autor hat hier noch ein Ass im Ärmel.

Die Coparr, welche auf dem Schiff des Argonomen als Besatzung dienen, und besonders ihr Anführer Hetman hinterlassen ebenfalls einen positiven Eindruck. Hetman hat dabei nur eine große Szene und dennoch bestimmt sie das Bild der Coparrs.

 

Auch der geheimnisvolle Magister Dahn wird durch wenige Sätze charakterisiert, dabei erfahren wir zunächst nur etwas über ihn durch die Aussagen der anderen Figuren. Gerade im Zusammenspiel mit der Charakterisierung von Aulden gewinnt diese Figur ein größeres Format. Hier stört das Weglassen weiterer Abenteuer auch nicht, da es zum Mythos der Figur passt.

 

Schwieriger wird es mit den Völkern Enthee und Meurg. Zwar werden ihre Unterschiede schnell klar, aber besonders in Hinblick auf den weiteren Verlauf der Handlung bleiben viele Fragen offen. Wenn die finalen Erklärungen, die durch einen raffinierten Handlungsbogen, zum Teil sehr überraschend ausfallen, große Teile der Fragen klären, hinterlassen sie nicht unbedingt Zufriedenheit. Etwa was die Motivation von Entheete bezüglich des Genozids der doch bereits unterworfenen Gegner anbelangt.

Es vielleicht immer wenig befriedigend, wenn der Bösewicht seine Beweggründe zum Schluss selbst erklärt und das fein ziselierte Rätsel eine triviale Lösung erfährt.

Auch gibt es mehrere Ungereimtheiten bezüglich der menschlichen Besatzungsmacht, die in der Vergangenheit den Krieg zwischen Enthee und Meurg beendete und nun als Schutztruppe dient. Das "Warum, Wieso, Weshalb" wird allerdings kaum untersucht und dadurch bleiben auch die Aktivitäten hier undurchsichtig und wenig einleuchtend.

 

Für das Leben der Meurg, die in einer trostlosen, von Egoismus und Abkapselung geprägten, Umwelt leben, findet Rößler hingegen atmosphärische Bilder und Szenen. Anhand des Nichtmeurg Cortz beschreibt er die teilweise Fremdartigkeit des Lebens und die bedrückende Situation, sich am Ende seiner Kräfte zu fühlen, der Resignation nahe zu sein.

Hier entsteht ein fast kafkaeskes Panaroma einer Welt, die unserer vielleicht doch gar nicht so unähnlich ist. Cortz ist drauf und dran sich zu vergessen, sein Leben aufzugeben, weil er alt ist, keine Arbeit mehr findet und dadurch immer mehr verarmt. Die Figur wirkt umso glaubwürdiger, je mehr wir über das Leben in der Stadt erfahren. Als der Lebensfunke in Cortz von außen geschürt wird, beginnt allmählich eine Änderung, die einer Wiederbelebung gleichkommt. Zwar lässt der Autor den Leser lange Zeit darüber im Unklaren, was es mit Cortz auf sich hat, doch stellt dieser Teil der Handlung ein Gegengewicht zum Expeditionsteil um Aulden dar.

Dieser Widerspruch ist das ganz Besondere an Rößlers Roman.

 

Fazit:

Entheete ist ein guter Science Fiction Roman, spannend und unterhaltsam, mit ausgeprägten Figuren und einer fesselnden Geschichte. Mit großen Erwartungen schauen wir auf die bereits für 2007 und 2008 angekündigten zwei Folgebände.

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 2024032810191433248b9d
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Entheete

Autor: Armin Rößler

Verlag: Wurdack Verlag, Juli 2006

Taschenbuch, 216 Seiten

ISBN: 3938065168

Erhältlich bei: Wurdack-Verlag


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Erstellt: 13.09.2006, zuletzt aktualisiert: 17.08.2023 13:46, 2750