Erinys (Signum Mortis)
 
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Erinys

Signum Mortis

Rezension von Ralf Steinberg

 

Klappentext:

Sie wandelt auf der Schwelle zwischen Diesseits und Jenseits. Für die meisten Menschen unsichtbar, können nur die unmittelbar Todgeweihten sie sehen.

Rastlos irrt sie durch unser modernes urbanes Leben, immer auf der Suche nach dem nächsten Sterbenden. All ihre Opfer haben in irgendeiner Form Schuld auf sich geladen.

Sie alle werden dafür büßen.

 

Zum Album

Erinys ist kein klassischer Comic, die großflächigen Bilder sind eher Collagen und weit mehr dem Foto und der Bildbearbeitung verhaftet, als dem Zeichnen, aber dennoch deren Bildkomposition verhaftet bleibt. So wird hier das vorhandene Material verfremdet, die Realität nicht haargenau abgebildet, sondern eine Schattenwelt geschaffen, die einen deutlichen Schritt außerhalb unserer normalen Sicht liegt.

Damit trifft sich Form und Inhalt. Denn Erinys ist die Materialisation eines Gefühls, die zornige Rächerin, die zunächst an Elektra erinnert, sich aber immer deutlicher als ganz persönliche Dämonin herausstellt. Während sie über ihre transparente Existenz nachdenkt, den Toten und Opfern nachspürt, durchstreift sie eine Stadt voller Leben um doch nur auf der Suche nach dem Tod zu sein. Bis sie auf jene alte Frau trifft, die als Gerichtsmedizinerin auch jene Zeichen, das Signum Mortis, auf der Stirn der Toten sieht, die man ihr zur Obduktion bringt. Die Verbindung zwischen beiden Frauen wird manisch. Entsetzen und Horror sind nur kurze Momente, immer deutlicher wird eine völlig andere Richtung der Handlung. Die alte Frau macht sich ebenfalls auf die Spur der Opfer, bis sie merkt, dass, es ein ganz anderes Opfer am Ende finden wird.

Neben aller Härte, die der Stoff bietet, dargeboten in einer Mischung aus Krimi, Gothic-Novelle und Stadtnaturalismus, wird die Geschichte in abwechselndem Tempo erzählt. Da die einzelnen Seiten zunächst im Sonic Seducer erschienen, einem Musik Magazin, werden einzelne Kapitel offenbar, unterbrochen von Bindeseiten, die über einen Teil der Handlung hinwegrasen, als ob nicht alle Kapitel Eingang in das Album gefunden haben, als ob mehr Stoff vorhanden war. So ist das Gewicht des Vorspieles, eine sehr lyrische Ode an die Stadt als Lebensraum, im Verhältnis zum Rest sehr schwer, ähnlich verhält es sich mit den Gesprächen zwischen Polizist und der alten Frau. Sehr textlastig, versuchen sie das Innenleben offenzulegen, ohne dafür auf erklärende Bilder zurückgreifen zu müssen, was aber schade ist, da einige der Seiten ohne Text wesentlich intensiver sind, als die schwer lesbaren Texte.

Andererseits hat es eine eigene Faszination, wenn man sich die einzelnen Seiten erst erarbeiten muss. Ein einfaches Hinweghuschen über die Seiten ist nicht möglich. Etwa, wenn der Besuch eines Tanztempels mit Texten jugendlicher SMS unterlegt wird, was nahezu einem ätherischen Grundrauschen gleichkommt und in seinem erschwerten Verständnis, sehr deutlich einen Diskobesuch mit seinem die Unterhaltung zerstörenden Lärm, abbildet.

Die Stärke der Darstellung liegt damit eindeutig im Binden von Atmosphäre.

Auf ihrer Homepage erinys.de kann man in einem kleinen Making Of teilhaben an der Herstellung einer Seite, sicher nicht nur für Comic-Begeisterte ein interessanter Einblick in die Produktion solch aufwendiger Paneels.

 

Fazit

Erinys ist ein beeindruckender Kunstband, der Beklemmung hinterlässt, aber durch intelligente Collagen aus Text und Bild auffällt. Man sollte sich Zeit und Muße nehmen, um die Seiten sorgfältig zu erkunden, da die Details zur Handlung beitragen, wenn auch indirekt, aber stets sorgfältig platziert erscheinen. Ein qualitativ hochwertiger und ungewöhnlicher Band der ehapa Comic Collection.

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20241014212055d5b74fd0
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Comic:

Erinys. Signum Mortis

ehapa Comic Collection

Artwork: Jan Meininghaus

Autor: Thorsten Felden

Verlag: Egmont vgs

Format: Hardcover

Sprache: Deutsch

ISBN: 3770405951

Anzahl Seiten: 58

Erhältlich bei Amazon


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Erstellt: 14.12.2005, zuletzt aktualisiert: 31.12.2023 11:30, 1631