Ey hör mal! (Autor: Gulraiz Sharif)
 
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Ey hör mal! von Gulraiz Sharif

Rezension von Christel Scheja

 

Gulraiz Sharif wurde 1984 in Oslo geboren und arbeitet auch heute noch dort als Lehrer. Ey hör mal! ist sein Debütroman, der gleich mehrfach ausgezeichnet wurde und nun auch nach Deutschland gekommen ist.

 

Mahmoud wächst als Sohn pakistanischer Einwanderer in einer Plattenbausiedlung am Rande von Oslo auf, in der noch viele andere Ausländer aus den verschiedensten Nationen leben. Normalerweise hängt er in den Sommerferien mit seinem Freund, dem einäugigen Arif ab, aber diesmal sieht es anders aus, denn aus der Heimat kommt ein Onkel zu Besuch.

An dem Fünfzehnjährigen ist es nun, sich in den nächsten Wochen um den Besucher zu kümmern und ihm die Stadt zu zeigen, weil die Eltern Geld verdienen müssen. Zudem kommt noch ein anderes Problem hinzu, denn Mahmouds kleiner Bruder Ali benimmt sich plötzlich sehr seltsam …

 

Man hat das Gefühl, der Autor weiß von was er schreibt und verarbeitet hier seine eigene Lebensgeschichte, denn es gibt kleinere Hinweise, außerdem sind die Schilderungen so lebensnah, dass man gleich in den Bann gezogen wird.

Aus der Sicht des Fünfzehnjährigen wird nun das Alltagleben beschrieben, aber auch den Spaß, den er hat, seinen Onkel herum zu führen und ihn regelrecht mit der norwegischen Freizügigkeit zu schockieren, denn im streng islamischen Pakistan ist vieles nicht so möglich und steht sogar unter Strafe.

Augenzwinkernd bekommt man den Kulturclash mit, der mit frechem Humor geschildert wird, ebenso wie die Zerrissenheit der Kinder, die in diesen Einwandererfamilien aufwachsen. Auf der einen Seite wollen sie ein Teil der norwegischen Gesellschaft sein, auf der anderen leben sie aber auch noch in der kleinen Welt, in der die pakistanischen Werte aufrecht erhalten werden.

Und dadurch ist das Verhalten seines kleinen Bruders, der kein Junge mehr sein möchte, natürlich um so schlimmer, denn gerade in der muslimischen Welt sind Abweichungen von der Hetero-Norm nicht gerne gesehen.

So bahnt sich ein spannender Konflikt an, der sehr lebendig und vor allem auch feinfühlig in Szene gesetzt wird. Am Ende wachsen sogar die Personen über sich hinaus, von denen man es am wenigsten erwartet hat.

Das Buch gibt einen schönen Einblick in den Alltag und die Lebenswelt der Einwandererfamilien, deutet auch ein paar kleine Konflikte an, die gerade Mahmouds Eltern zum Gang in ein anderes Land befeuert haben und zeigt, das nicht alles so sein muss, wie man im ersten Augenblick denkt.

Zugleich ist es ein liebevolles Plädoyer für alle Kinder, die schon früh merken, dass sie einen anderen Weg gehen wollen als den, der ihnen ihr Geschlecht vorgibt, gerade in den Familien, die in strengen Traditionen aufgewachsen sind. Und selbst wenn die Hauptleserschaft unter den Jugendlichen zu finden ist, auch dem ein oder anderen Erwachsenen kann die Geschichte Augen öffnen.

 

Fazit:

»Ey hör mal!« ist ein in vieler Hinsicht spannendes und unterhaltsames Buch, denn es zeichnet warmherzig das Leben von Einwandererfamilien in einem europäischen Land nach und zeigt auch, dass sich für alles Lösungen zeigen. Zudem ist es in einer erfrischend frechen Sprache geschrieben, die dem ganzen noch mehr Atmosphäre geben und zudem mit ein paar Klischees aufräumt.

 

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Buch:

Ey hör mal!

Original Hør her’a, 2020

Autor: Gulraiz Sharif

Übersetzerinnen: Meike Blatzheim und Sarah Onkels

Arctis Verlag, 16. Februar 2022

Gebundene Ausgabe, 208 Seiten

Cover: Helene Brox

 

ISBN-10: 3038800546

ISBN-13: 978-3038800545

 

Erhältlich bei: Amazon

 

Kindle-ASIN: B09MWKM9TW

 

Erhältlich bei: Amazon Kindle-Edition


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Erstellt: 01.03.2022, zuletzt aktualisiert: 16.02.2024 16:20, 20623