Feuerzauber von Andre Wiesler
Reihe: Shadowrun
Rezension von Christoph Hähnel
Der neue Shadowrunroman aus dem Hause Fanpro kommt stammt aus der Feder des bekannten André Wiesler, welcher sich neben diversen SchwarzeAuge- und SR-Romanen zudem auch durch seinen Chefredakteurposten im Envoyer und im dem Rollenspiel Lodland einen Namen gemacht hat.
Kyon unter anderem auf der Straße auch als „Krieger“ bekannt befindet sich an einem Punkt in den Schatten, den niemand erreichen möchte. Zwar ist er vollgepflastert mit schönster Bioware und besitzt auch viel Kampferfahrung doch leider läuft sein Leben in sehr anders als er es gern hätte. seine Lebensgefährtin ist ist dunkel, schlank und sagt kein Wort, doch auch neben seiner bekommt er fast nichts auf die Reihe, hat keine feste Bindung und befriedigt seine Triebe mit immer wieder wechselnden Liebschaften, die eigentlich nie länger als eine Nacht dauern. Zudem ist er kronisch Pleite und steht bei einem ortsansässigen Schieber mit einer haben Million Nuyen in der Kreide. So scheint es gar verlockend endlich mal wieder einen anständigen Auftrag anzunehmen, als ihm eine alte Bekannte, mit der er einst gut befreundet war einen ebensolchen anbietet. Alles klingt relativ einfach und auch das Treffen mit der Schmidt läuft gut, das Team, welches diese für den Run organisiert hat scheint jeder Gefahr gewachsen zu sein, vom Magier bis hin zum Decker ist für jede Eventualität gesorgt. Besonders die Sam, eine fast ganzkörpertätowierte gut gebaute Norm mit Namen „Plural“ hat es ihm besonders angetan, da sie den in seinen Augen Vielen fehlenden militärischen Drill aufweist. So stößt er sie trotz ihres Arbeitsverhältnisses nicht von der Bettkante und hofft, das dies ihre Zusammenarbeit nicht behindert. Der Run als solcher scheint auch nach einigen Planungsmaßnahmen ausgesprochen einfach zu sein, so sollen sie nur ein paar alte Chips aus dem Lager einer Archivierungsfirma klauen, welche scheinbar nur leicht bewacht wird. Schnell hat er sich zum Anführer des Teams gemeistert, da er scheinbar als einziger über die notwendigen Straßenkontakte verfügt um Ausrüstung und ähnliches zu organisieren. Als der Run beginnt läuft zunächst ebenso alles glatt, mit einer geschickten Tarnung schleicht sich das Team an einigen Schreckhühnern vorbei, überwältigt ein paar Wachmänner, vernichtet mithilfe der Magierin ein Elementar und schafft es letztlich auch den sensitiven Staub zu überwinden und aus dem Gebäude zu fliehen. Doch leider machte die Sicherheitstüre dem Rigger größere Probleme als gedacht, was sie in ihrem Zeitplan um ein paar Minuten nach hinten geworfen hat. Zwar gelingt ihnen die Flucht aus dem Gebäude jedoch sind in genau diesem Moment bereist Schutztruppen zu ihnen unterwegs. Als sie jedoch ihr Gefährt gegen ihre eigenen Privatautos tauschen wollen bedroht Plural sie plötzlich mit einer Waffe und wie aus dem nichts ist auch plötzlich ein Bekannter von ihr da, der ihr dabei hilft. Sie fordern die Chips und lassen die anderen, nachdem sie an dem Rigger ein Exempel statuiert haben am Leben. Nach einigen Nachforschungen findet Kyon heraus, dass Plural scheinbar gemeinsame Sache mit der Schmidt gemacht hat und beschließt ihr die Chips wieder wegzunehmen. Zusammen mit der Magierin Marie und dem Decker KI, welche auch bei dem Run dabei waren und auch gelinkt wurden, versuchen sie die mittlerweile wieder zurückgeklauten Chips zu entschlüsseln und stoßen auf ein schockierendes Ergebnis. Sie enthalten die Daten zu einem im Orbit stationierten nuklear bewaffneten Satelliten aus dem Anfang des neuen Jahrtausends.
Marie, welche wie auch KI die rechtschaffene und „gute“ Bürgerin spielt beschließt mit den anderen beiden die Benutzung des Satelliten zu unterbinden und so machen sich die drei auf in die SOX...
An dieser Stelle will ich zunächst nicht zuviel verraten um die Spannung zu erhalten. Inhaltlich handelt es sich zwar um eine 08/15-Story welche aber durch die liebevolle Ausgestaltung des Straßenlebens trotzdem sehr lesenswert ist. Besonders bezüglich Kyons, welcher wirklich am aller untersten Boden der Schatten rangiert und sich nur mit Mühe und Not über Wasser hält. Er ist aber eigentlich zugleich aus dem Team der einzig „wahre“ Shadowrunner, er vermeidet Freundschaften, lebt von der Hand in den Mund und hat scheinbar unermeßliche Erfahrung im Kampf. Bei Marie handelt es sich um eine feministische veranlagte Magierin, die scheinbar alle Machosprüche Kyons kontern kann und immer wieder versucht diesen davon zu überzeugen für die „richtige und gute“ Sache zu kämpfen. KI ist zunächst wie der Prototyp eines Deckers, jedoch hat ner sich bei einem früheren Auftrag wahrscheinlich durch schwarzes Eis das Sprach und Hörzentrum seines Gehirns verbrüht und gleicht diesen Makel durch eine kleine Sprachbox wieder aus, welche über seinen Datenbuchse an die Reste seines Gehirn angeschlossen ist. Auch er macht einen jugendlichen und unerfahrenen Eindruck, scheint jedoch in der Matrix ein recht erfahrenes Bürschen zu sein,welches mehr als nur ein wenig Erfahrungen mit dem Decken hat. Wie auch Marie ist er der Meinung, dass die Atomwaffen im Orbit eine viel zu große Gefahr darstellen, weshalb er Maries „Rette-die-Welt“ Mission unterstützt. Durch die vielen Einblicke in das Leben der Runner in die ADL ist das Buch auch neben den gut ausstaffierten und interessant aufgezogenen Geschichte unbedingt lesenswert. Allein die Idee, dass Kyon, welcher in einer Bar eine Frau kennenlernt und sich mit dieser vergnügt ist hervorragend, denn diese versucht ihm nach ihrem Liebesspiel, während er schläft ein Betäubungspatch auf zukleben um seine Organe entnehmen und verkaufen zu können.
Insgesamt hat André Wiesler wieder einmal ein ausgesprochen gelungenes Buch geliefert, welches zwar nicht mit einer besonders innovativen Story, dafür aber mit einem hervorragenden Hintergrund aufwarten kann. Besonders Spielleiter, welche ein paar neue Inspirationen für diese Welt suchen sei dieser Roman ans Herz gelegt, wie auch allen anderen, die einfach mal eine gemütliche gute Nacht Lektüre, lesen wollen.
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