Fräulein Stinnes und die Reise um die Welt von Lina Jansen
Rezension von Frank W. Werneburg
Verlagsinfo:
1927. Von Berlin mit dem Auto um die Welt: über den Baikalsee, durch die Wüste Gobi und über die Anden. Eine Frau beweist, was sie kann.
Als Clärenore Stinnes am 25. Mai 1927 in ihrem Auto aufbricht, die Welt zu umrunden, ahnt sie nicht, was sie erwarten wird. Was sie weiß ist, dass sie es der Welt zeigen will, dass auch eine Frau ein waghalsiges Abenteuer bestehen kann. Zusammen mit ihrem Hund, zwei Technikern, einem Fotografen und etwas Proviant macht sie sich auf entlang einer damals sehr gefährlichen Route durch Syrien, über den zugefrorenen Baikalsee, durch die Wüste Gobi und über die Anden, wo sie sich der größten Herausforderung ihres Lebens stellen wird. Und sie findet mehr als ein Abenteuer. Sie begegnet dem Mann, der sie nicht nur um die Welt, sondern sogar bis ans Ende ihres Lebens begleiten wird.
Inspiriert von der beeindruckenden Lebensgeschichte der Clärenore Stinnes, eine Geschichte, die fasziniert und Mut macht. Eine Geschichte, die unbedingt gelesen werden sollte …
Rezension:
Das Jahr 1927 ist noch keine 100 Jahre her. Auch wenn die Technik natürlich noch nicht auf dem heutigen Stand war, gehörten Kraftfahrzeuge doch schon zum Alltag. Zumindest in Westeuropa. Dass das noch längst nicht überall auf der Welt so war, kann man leicht vergessen. Aber Clärenore will es der Welt beweisen. Sie will die Welt im Auto umrunden. Und zwar als Frau.
Clärenore Stinnes ist eine reale Person (beziehungsweise war es). Von ihrer Weltumrundung hatte ich vor einiger Zeit bereits eine TV-Dokumentation gesehen. Jetzt hat Lina Jansen (wohinter sich, wie ein Aufkleber auf dem Buch offen verrät, Beate Maly versteckt) diese Reise in Form eines biografischen Romans aufgearbeitet. In diesem Roman konzentriert sich die Autorin einerseits auf die Person der Clärenore Stinnes sowie ihre Beziehung zum schwedischen Kameramann und Fotografen Carl-Axel Söderström, andererseits auf die abenteuerlichen Etappen der Weltreise. Eher problemlose Abschnitte werden dagegen weitestgehend übersprungen oder zumindest im Zeitraffertempo abgearbeitet. Die Erlebnisse der Reise sind sehr gut lesbar, wobei sich mir im Hinterkopf immer die Frage stellte, was konkret überliefert und was Ausschmückung der Autorin ist. Im Nachwort gibt diese dazu zwar einige Informationen, was aber natürlich nichts über konkrete Situation, die in der Handlung vorkommen, aussagt. Trotzdem ist das hier schriftstellerisch aufbereitete, reale Abenteuer vor allem auch aus historischer Sicht ungemein interessant. Für Freunde historischer Reisebeschreibungen ist das Buch eine eindeutige Leseempfehlung!
Fazit:
Im Auto um die Welt zu einer Zeit, als es vielerorts noch gar keine Straßen gab. Der biografische Roman vermittelt viel Zeitkolorit.
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