Früchte voll Bitterkeit (Autoren: Hermann Ritter und Erik Schreiber; Classic Battletech Bd. 10)
 
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Früchte voll Bitterkeit von Hermann Ritter und Erik Schreiber

Reihe: Classic Battletech Bd. 10

Rezension von Christoph Fischer

 

„Sie kamen mit Rucksäcken und Reisekoffern, sie kamen mit Linienflügen und auf Frachtern nach Tamarind. Sie reisten per Rohrbahn, per Hovercraft und per Kopter. Sie waren groß oder klein, dick oder dünn, jung oder alt, männlich oder weiblich. [...] Sie kamen als Familien, als Reisegruppen, als Gesandtschaften, als Pilger, als Touristen, als Handelsvertreter, als Militärbeobachter, als Prediger, als Journalisten, als Soldaten auf Urlaub.

Doch was immer sie auch an sich oder bei sich trugen – sie kamen als Mörder.“

- Einleitung zu Früchte voll Bitterkeit

 

Im April 2605 wird Tamarind-City Schauplatz einer gut geplanten und von der Bevölkerung unbemerkten Übernahme durch Schläferagenten. Doch was ist an der heruntergekommenen Hauptstadt des Provinzialplaneten Tamarind in der Liga Freier Welten überhaupt so interessant, dass jemand 150 Schläfer auf einen Schlag opfert? Die Wirtschaft auf dem unbedeutenden Planeten Tamarind in der gleichnamigen Grafschaft geht Berg ab, die Disziplin der Miliz wünschenswert und Korruption ist an der Tagesordnung. Es gibt nicht einmal eine HGP-Station für interstellare Botschaften. Tamarind-City verfügt gerade mal über eine Funkstation, um mit herannahenden Raumschiffen zu sprechen.

Der Grund für die feindliche Übernahme befindet sich aber auch noch nicht auf dem Planeten. Thomas Marik, der Enkel des amtierenden obersten Befehlshabers, möchte ohne offizielle Empfänge und in Ruhe seinen todkranken Urgroßvater auf dem Planeten besuchen. Damit dies aber überhaupt möglich ist muß seine Reise streng geheim und ohne größeren militärischen Schutz auskommen. Also genau die richtige Gelegenheit für ein paar religiöse Fanatiker in den höchsten Rängen des eigenen Militärs ihn in die Hände zu bekommen. Womit die gut bewaffneten, hoch motivierten und skrupellosen Angreifer aber nicht gerechnet haben ist, dass auf einen heruntergekommenen Planeten ausgerechnet ein paar abgehalfterte Offiziere und eine Bande jugendlicher BattleMech-Fans ihnen die Stirn bieten. Und als der Widerstand auch noch erfährt was das Ziel der ganzen Aktion ist, werden alle zur Verfügung stehenden Mittel und Wege eingesetzt das drohende Unheil abzuwenden.

 

Früchte voll Bitterkeit ist der erste BattleTech-Roman von Hermann Ritter und seinem Co-Autor Erik Schreiber. Herrmann Ritter wurde 1965 in Darmstadt geboren. Dort lebt er heute noch immer und ist als Sozialarbeiter tätig. Daneben ist er Autor und im Science-Fiction-Fandom ausgesprochen aktiv. So ist er Mit-Herausgeber des Fantasy-Jahrbuchs Magira, im Vorstand diverser Vereine im Fandom und Mitarbeiter bei verschiedenen Fanzines und Magazinen. Seinen Co-Autor kennt er nun seit 20 Jahren.

Erik Schreiber ist Jahrgang 1959 und in Kassel geboren und aufgewachsen. Mittlerweile arbeitet er aber als Firewall-Administrator in Darmstadt. Seit frühster Jugend beschäftigte er sich mit Phantastik, gründete den Club für phantastische Literatur und veröffentlicht monatlich den phantastischen Bücherbrief. In Darmstadt ist er zudem Veranstalter des Darmstädter Spät Lese Abends. In den 90er Jahren lernte er BattleTech kennen und spielte lang und ausdauernd mit. Daher kennt er nicht nur das Spiel, sondern auch alle Bücher, die bis dato erschienen.

 

Der 10. Classic BattleTech-Roman entspricht im Aufbau und Layout voll und ganz den anderen Büchern der Reihe. Jedem Kapitel ist eine genaue Bezeichnung des Ortes und des Tages vorangestellt in dem die folgenden Seiten spielen. Dies ist ungemein wichtig, springt doch die Geschichte nach dem ersten Drittel zwischen der aktuellen Handlung auf Tamarind und verschiedenen Zeitpunkten in der Vergangenheit hin und her, um mehr über die Hintermänner, ihre Ziele und Motive zu berichten. Sehr passend für die Classic BattleTech-Reihe ist übrigens der zerbrochene Cameron-Stern am Anfang jedes Kapitels. Der Cameron-Stern war das Zeichen für den alten Sternenbund, der nun Geschichte ist. Den Abschluss des Romans bildet der ebenfalls gut bekannte Glossar mit Begriffen rund ums BattleTech-Univerium, welches für Fans der Reihe aber schon lange nichts Neues mehr bietet. Schön ist aber, dass der Glossar passend zu dem im Buch vorkommenden Fahrzeugen passende Abbildungen parat hält und auch Inhaltlich mehr auf den Roman abgestimmt ist.

 

Früchte voll Bitterkeit stellt eine interessante Mischung aus der Übernahme einer Stadt aus Sicht der Agenten und der anschließend dagegen arbeitenden Widerstandsbewegung dar. Die Geschichte startet von Anfang an spannend mit der Aktivierung der einzelnen Schläferagenten, wobei flüssig von einem Agenten zum nächsten gewechselt wird. Deren Aktionen bleiben für lange Zeit nur Puzzleteile in einem Plan, der sich dem Leser erst viel später erschließt. Dies erhöht ungemein die Spannung.

Erfrischend ist auch, dass die Handlung abseits der bekannten und sich im Verlauf meist wiederholenden BattleMech-Schlachten stattfindet. Beide Seiten werden dabei auf nachvollziehbare Art mit all ihren Stärken, aber auch Schwächen dargestellt. Wie so oft in anderen Geschichten kommt nicht das Gefühl auf, dass hier das Unmögliche möglich gemacht wird nur weil die Charaktere Helden sind. Vielmehr kommt zum Tragen, dass selbst ein paar BattleMech-Fans, die sämtliche Werte von den haushohen Stahlkolossen auswendig daher sagen können, noch lange keine ausgebildeten Kämpfer sind. Verbunden mit der Tatsache, dass sie ihren Eltern noch Lügen auftischen müssen, um an der Befreiung der Hauptstadt mit zu helfen, läßt sie menschlich wirken.

Leider haben sich auch ein paar Ungereimtheiten in die Geschichte eingeschlichen. So wechselt ein Charakternamen im Laufe der Geschichte von Alfred zu Albert und aus dem Urgroßvater Thomas wird kurz der Großvater. Der gravierendste Fehler wird aber nur eingefleischten BattleTech-Fans auffallen. Nachdem nämlich der eigentliche Mechpilot kurz vorm erreichen der Maschine durch einen Schuss ausfällt, springt jemand ganz anderes in Cockpit und übernimmt sofort die Steuerung. Das dazu aber erst zeitaufwendig der Neurohelm auf den jeweiligen Piloten angepaßt werden muß entfällt aus Storytechnischen Gründen.

 

Fazit:

Der 10. Classic BattleTech-Roman Früchte voll Bitterkeit von Hermann Ritter und Co-Autor Erik Schreiber ist eine spannende Agentengeschichte. Aber anders als im 6. Band der Reihe Die Albatros-Akte von Reinhold H. Mai sind die Schläferagenten dieses Mal nicht die Guten. Diesen Part übernimmt vielmehr eine Gruppe abgehalfterter Offiziere der örtlichen Miliz, die sich quasi die eigene Kaserne unter dem Hintern wegstehlen ließ. Mit Hilfe des BattleMech-Fanclub in der Stadt bilden sie eine interessante Widerstandsgruppe.

Die Geschichte selber ist in sich stimmig geschrieben und geht bis zur Hälfte mit viel Schwung vonstatten. Bei den obligatorischen Vorbereitungen der Rückeroberung der Stadt verliert sie dagegen etwas an Tempo, ohne aber langweilig zu werden. Nur die Spannung läßt etwas nach. Da hilft auch der unvermeidliche, nicht gerade beeindruckende Endkampf weiter. Insgesamt ist Früchte voll Bitterkeit aber eine gute Geschichte abseits der üblichem BattleMech-Schlachten.

 

Mit freundlicher Unterstützung von Fantasy Productions GmbH, www.fanpro.com und www.f-shop.de.

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202404270722372fd548f0
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Früchte voll Bitterkeit

Reihe: Classic Battletech Bd. 10

Autor: Hermann Ritter und Erik Schreiber

Taschenbuch

315 Seiten

Verlag: Fantasy Productions

Erschienen: März 2006

ISBN: 3-89064-458-9

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 05.06.2006, zuletzt aktualisiert: 13.10.2023 18:50, 2340