Gefangene des Engels (Autorin: Meredith Ann Pierce)
 
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Gefangene des Engels von Meredith Ann Pierce

Rezension von Christel Scheja

 

Die 1958 geborene Meredith Ann Pierce arbeitet als Bibliothekarin im Sonnenstaat Florida, wenn sie nicht gerade Romane verfasst. Ihre erfolgreichsten Romane waren die drei Bände der Saga um die geheimnisvolle Aeriel, die nun von Heyne in einem Band herausgegeben wurde. Zwei Bände davon, nämlich „Engel der Nacht“ und „Aeriel oder Das Vermächtnis der Gargoyles“ erschienen bereits Mitte der 1980er Jahre im Knaur-Verlag, niemals jedoch der dritte. So kommen nun Fans der Saga von damals auch endlich in den Genuss des abschließenden Romans.

 

Aeriel ist eigentlich nur ein Waisenkind, dass aus Gnade vom Dorfältesten aufgenommen wurde und nun seiner Tochter Eoduin dient. Just an ihrem Hochzeitstag wird diese allerdings von einem unheimlichen Wesen entführt. Ein Mann mit schwarzen Schwingen – ein „Engel der Nacht“ erklärt sie zu seiner Braut.

Als Aeriel zurück kehrt, will man ihr nicht glauben. Da sie ihre Herrin aber auch als Freundin angesehen und Angst hat, verkauft zu werden, lässt sie die Sache nicht auf sich beruhen und macht sich auf die Suche nach Eoduin und ihrem Entführer.

Dieser wird auf sie aufmerksam und holt sie ebenfalls zu sich. Dort – inmitten von schrecklichen Bestien und klagenden Geisterfrauen kommt Aeriel dem Geheimnis um den Engel mit Hilfe eines kleinwüchsigen Magiers auf die Spur. Mit Geduld und Liebe beginnt sie den dunklen Schatten zu trotzen, die über dem Schloss des Engels liegen. Zudem gewinnt sie sein Vertrauen und wühlt durch ihre Geschichten lange vergessene Erinnerungen in ihm auf, so dass sie schließlich eine überraschende Wendung herbeiführt und damit die grausame Wahrheit für sie alle ans Licht bringt.

Allerdings ist das nur der Anfang weiterer Abenteuer, die Aeriel – nachdem sie die Hintergründe des ganzen heraus gefunden hat – durch die halbe Welt führen und die wahren Ausmaße der Intrigen einer gefährlichen Hexe erkennen lassen ...

 

Wer das übliche romantische Urban-Fantasy-Vampir-Engel-Abenteuer erwartet, sollte lieber gleich die Finger von dem dicken Wälzer lassen, denn auch wenn Meredith Ann Pierce zunächst mit Bildern und Andeutungen aus der Dark Fantasy spielt – zerfallene Schlösser, klagende Seelen toter Bräute und ein düsterer Mann voller Geheimnisse, so lässt sie diese Klischees schnell hinter sich

Sie führt die Heldin danach eher in eine farbenprächtige und märchenhafte Welt voller Magie. Gerade das zweite und dritte Buch erinnern an die Werke von Tanith Lee aus den 1980er Jahren – da sie mystisch versponnen sind, sehr viel mit Zauberkraft und Göttermacht arbeiten und Geheimnisse in Bildern enthüllen. Am Ende ist die Geschichte weit davon entfernt eine düstere Liebe zu erzählen – und der schöne Engel nur eine unbedeutende Nebenfigur.

Die Trilogie konzentriert sich tatsächlich nicht auf ihre Figuren sondern mehr auf das Drumherum. Deshalb bleiben Aeriel und ihre Gefährten eher distanziert und wirken stellenweise sehr blass. Sie sind eigentlich nur bunte Facetten in einem dicht gewebten Panorama in einer Welt, die immer wieder neue Überraschungen für den Leser bereit hält, weniger lebendige Figuren, die Leser durch ihr Schicksal anrühren können.

Die Bücher verlangen daher eine gewisse Aufmerksamkeit. Zwar ist die Handlung recht schlicht – die wahre Spannung entsteht aber durch die vielen Bilder, die Geheimnisse in sich bergen. Der erste Roman ist dabei noch am einfachsten zu verstehen – allerdings auch noch sehr holprig geschrieben. Erst in den beiden anderen Teilen läuft die Autorin zu besserer Form auf.

 

Alles in allem ist „Gefangene des Engels“ ein Fantasy-Saga für alle Leser und Leserinnen, die das Spiel mit bildhaften Schilderungen und magischen Geheimnissen mögen, die weniger die Figuren im Augen haben, als die Gefühle, die atmosphärischen Beschreibungen der märchenhaften Szenarien mit sich bringen.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202404190534124e875c28
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Gefangene des Engels

Autorin: Meredith Ann Pierce

Paperback, 800 Seiten

Heyne, erschienen Februar 2011

Aus dem Englischen von Klaus Boer, Ingeborg Ebel und Beate Brammertz

Titelbild: Nele Schütz Design

ASIN: 3453527704

ISBN-13: 978-3453527706

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 13.03.2011, zuletzt aktualisiert: 13.02.2024 15:29, 11628