Gefangener der Sinne von Nalini Singh
Reihe: Die Gestaltwandler, Bd. 5
Rezension von Christel Scheja
Gut hundert Jahre in der Zukunft leben unter den ganz normalen Menschen auch Gestaltwandler und Mediale – letztere sind psibegabte Menschen, die sehr genau darauf achten, dass ihre Blutlinien nicht verunreinigt werden und untereinander eine strenge Hierarchie pflegen. Die meisten haben sich der Diktatur eines Rates unterworfen, der mit allem Mitteln versucht, seine Macht zu erhalten und dabei sogar bereit ist über Leichen zu gehen und Experimente an den eigenen Kindern durchzuführen. Weitere Mutationen, die sich nicht kontrollieren lassen, sollen verhindert werden und diejenigen, die man schon kennt, noch besser beherrschbar werden, deshalb arbeiten ihnen treue Wissenschaftler schon lange an einem geheimen Plan.
Natürlich haben sich Rebellengruppen aus unzufriedenen Medialen gebildet, die zum Teil die Unterstützung und Hilfe der Gestaltwandler genießen, aber noch zu schwach sind, um viel unternehmen zu können.
In „Im Feuer der Nacht“ begegneten sich Dorian, der Scharfschütze der „DarkRiver“-Leoparden und die mediale Wissenschaftlerin Ashaya Aleine zum ersten Mal. Damals rettete die junge Frau zwei Kindern das Leben, die in einer geheimen Einrichtung als Forschungsobjekte missbraucht werden sollten. Damals bat sie ihn, ihr eines Tages einen Gefallen zu tun. Dorian willigte zähneknirschend ein, obwohl er Mediale wegen dem bestialischen Mord an seiner Schwester bis aufs Blut hasst.
„Gefangener der Sinne“ setzt die Geschichte unmittelbar fort. Natürlich bleibt die Tat der jungen Frau nicht unbemerkt. Das weiß auch Ashaya und sie beginnt ihre Flucht zu planen. Allerdings steht dem eines entgegen: Ihr Sohn Keenan wird als Geisel gehalten. So bittet sie Dorian diesen zu befreien. Erst als sie das Kind sicher weiß, entschlüpft auch sie dem Zugriff des Rates und sucht Schutz bei den Gestaltwandlern.
Dorian wird indes zu ihrem persönlichen Beschützer. Denn inzwischen spürt der Mann der durch einen genetischen Makel nicht in der Lage ist, sich selbst in einen Leoparden zu verwandeln und unter dieser Tatsache leidet, dass Ashaya mehr für ihn ist, als er zugeben will. Sie scheint die für ihn bestimmte Gefährtin zu sein – etwas, was er trotz aller Vorbehalte gegenüber den Medialen nicht verleugnen kann.
Ashaya bringt aber auch düstere Geheimnisse mit sich, die neue Gefahren bergen. Sie verrät die Pläne des Rates, ein kollektives Gehirn schaffen zu wollen an die Rebellen und versucht mit ihnen dagegen zu arbeiten. Doch das ist gar nicht so einfach, denn auch die Medialen haben noch ein As im Ärmel – Amara, Ashayas Schwester, die anders als ihr Zwilling treu zu deren Gesetzen steht...
Auch wenn die Geschichte im Hintergrund immer ausgefeilter wird und der Konflickt zwischen Medialen und Gestaltwandlern Hand und Fuß bekommt, so steht doch auch in „Gefangener der Sinne“ die Liebesgeschichte im Vordergrund.
Wieder verbinden Instinkte und lustvolle Gefühle zwei Wesen, die sich eigentlich hassen oder fürchten müssen und sie umkreisen sich eine Weile, bis sie zueinander finden. Das hat Nalini Singh bereits mehrfach zelebriert, so dass sie nicht viel Neues damit erzählt.
Aber wenigstens wiederholt sie nicht die gängigen Handlungsmuster, die sie bisher benutzte. Dorian und Ashaya finden doch etwas vernünftiger und ruhiger zueinander als einige ihrer Vorgänger und streiten sich nicht so lange herum wie diese. Sie erkennen viel schneller, dass sie miteinander auskommen sollten und lernen sich durch die Zusammenarbeit besser kennen und irgendwann auch schätzen.
Alles in allem ist dennoch der Hintergrund viel interessanter als die Romanze. Nur wird ihm immer noch viel zu wenig Raum gewährt. Gerade Amara und den Problemen, die sich aus der engen Beziehung der Zwillinge ergeben, werden viel zu oberflächlich gestreift und wirken nicht wirklich bedrohlich, selbst die Macht des Rates, die immer als so groß angegeben wird, kommt nicht zum Tragen. Vor allem sind die Steine, die die Feinde den Helden in den Weg legen viel zu schnell beiseite geräumt oder gelöst.
Das ist bedauerlich, denn mittlerweile hat sich genau das zu einem sehr interessanten Plot entwickelt, aus dem man weit mehr machen könnte als nur die Grundlage um wieder ein Pärchen zusammen zu bringen.
Insgesamt hält „Gefangener der Sinne“ das Niveau von „Im Feuer der Nacht“ . Dennoch ist er wie die gesamte Reihe in erster Linie für die Leserinnen paranormaler Romanzen interessant und nicht für den Genrefan.
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