Gendarm des Königs von Moses Wolff

Die Starnberger Protokolle

Rezension von Christel Scheja

Moses Wolff ist der Autor zahlreicher und sehr unterschiedlicher Romane, von denen aber viele etwas gemeinsam haben: Sie spielen in oder mit Bayern. Deshalb ist es auch kein Wunder, dass er sich nun eines Themas annimmt, das wie kein anderes mit der Geschichte des Freistaats verbunden ist: Leben und Sterben des Märchenkönigs Ludwig II..

 

Just an dem Tag, an dem Ludwig als zweiter seines Namens den Thron des Königreichs Bayern besteigt, wird in einem kleinen Dorf dem Staudacher ein Junge geboren, der daraufhin auch den entsprechenden Namen erhält, aber eher Wiggerl genannt wird.

Während er heranwächst und erst gar nicht so reicht weiß, was er will, weil seine Gedanken und Gefühle so anders als die der anderen sind, macht sich Freigeist Ludwig II. daran, seine Träume in die Tat umzusetzen und damit seine Regierung zu verärgern …

 

Viele Mythen und Geheimnisse ranken sich um den Tod des Königs, der durch seine exzentrische Art, seine Leidenschaft für alte Sagen und nicht zuletzt das Märchenschloss Neuschwanstein in die Geschichte einging.

Wirklich geklärt werden konnte auch sein Tod bis heute nicht. War es nun Suizid oder Mord? Die Quellen schweigen sich aus, die Vertuschungsversuche der Verantwortlichen sorgen für ein Übriges um schon frühzeitig Zweifel am freiwilligen Ableben des Königs und seines Leibarztes aufkommen zu lassen.

Das bietet natürlich Autoren und Künstlern sehr viel Raum, um ihre eigenen Ideen und Theorien einzubringen. Das tut auch Moses Wollf, der mit sichtlichem Vergnügen daran geht, in die Psyche des Märchenkönigs einzutauchen, aber auch historische Fakten und Entwicklungen miteinzubringen.

Zugleich erlaubt er sich mit einem jungen Mann aus dem Volk, dem späteren Gendarmen Ludwig Staudacher, der zur Bewachung des Königs abkommandiert wurde, einen anderen Freigeist zu schaffen und so das Leben der einfachen Menschen in Bayern zu dieser Zeit zu schildern. Denn auch Wiggerl ist anders und fühlt sich daher mit dem König – auch wenn er ihn nur kurz sieht – besonders verbunden.

Und das macht den Roman zu etwas besonderem. Zwar fügt der Autor dem Mythos und den Fakten nichts Neues hinzu, erschafft aber ein unterhaltsames und kurzweiliges Sittenbild der damaligen Gesellschaft.

Die Geschichte ist flüssig geschrieben, die Charaktere wissen immer wieder zu überraschen und runden die Sache ab, auch wenn natürlich nicht ganz so viel Spannung aufkommt. Aber in diesem Fall ist der Weg das Ziel.

 

Fazit:

»Gendarm des Königs« ist eine Geschichte über zwei Freigeister und Außenseiter, von denen zwar nur einer historisch verbürgt ist, der andere aber durch seinen Lebensweg einen unterhaltsamen und kurzweiligen Einblick in das Leben der damaligen Zeit gibt und zugleich zu etwas besonderem für die Hauptfiguren macht.

 

Nach oben