Geschöpfe der Nacht von Jack Raymond / Neal Chadwick
Horror Band 33
Rezension von Martin Weber
Inhalt: Zwei Autoren teilen sich diesen Band, wobei Jack Raymond acht und Neal Chadwick sieben Storys beisteuert. Neal Chadwick ist das Pseudonym eines in Nordrhein-Westfalen ansässigen Schriftstellers, der vor allem (aber nicht nur) in Heftroman-Bereich tätig war und ist. Er schreibt „querbeet“ – Krimis, Western, Science Fiction, Horror …
Analog dazu dürfte auch der Name „Jack Raymond“ ein Pseudonym sein; weitere Informationen zu seiner Person liegen nicht vor. Raymond gehört die erste Hälfte des Bandes, der leider mit einer banalen Gespenstergeschichte startet, die man in dieser oder in leichter variierter Form bereits x-mal gelesen hat. Dass dieser Autor es auch viel besser kann, beweist er mit der Story >Der Vogeljäger<, die mit ihrer bösen Pointe überzeugt. Danach folgt mit dem 13seitigen >Der Herr des schwarzen Todes< Raymonds einzige längere Geschichte, die ebenfalls zu den Höhepunkten zu zählen ist: Graf Cagliari sitzt in einem venezianischen Kerker, wo er auf seinen Prozess wegen Hochverrat wartet. Er – ein Mann der aufgeklärten Wissenschaft – sinniert darüber, wie er in diese Situation gekommen ist. Moralisch unschuldig ist der Graf nicht, denn er hat an der Verteidigung Konstantinopels gegen die Osmanen mitgewirkt, wo er eine äußerst perfide Waffe zum Einsatz brachte. Streng genommen handelt es sich bei diesem Text zwar um keine Horrorstory, dennoch beeindruckt er durch seinen historischen Kontext und die gelungenen Anspielungen auf grundlegende moralische Fragen.
Die restlichen Geschichten aus Raymonds Feder offerieren dann wieder ein Wechselbad der Gefühle, weil sich Unnötiges mit guter Unterhaltung abwechselt.
Gleiches gilt auch für die Beiträge von Neal Chadwick, der seinen Teil der Anthologie mit dem längeren >Geschöpfe der Nacht< eröffnet. Darin wird ein klassisches Motiv aufgegriffen: der einsame Reisende, der Warnungen in den Wind schlägt und auf einer düsteren Burg mit seltsamen Bewohnern Unterschlupf sucht … Die Titelstory ist routiniert verfasst und trotz ihrer Vorhersehbarkeit gefällig. Die restlichen Beiträge Chadwicks fallen wie gesagt qualitativ unterschiedlich aus; die Spannbreite reicht von banal (>Die sizilianische Braut<) über gut, aber bekannt (>Mord im Kurs<) bis zu überzeugend (>Eine teuflische Fähigkeit<).
Fazit: Wer sich keine literarischen Meisterwerke erwartet, sondern nach leichter Lektüre für Zwischendurch sucht, wird sich mit dieser Geschichtensammlung durchaus amüsieren können.
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