Ghibliothek (Autoren: Michael Leader und Jake Cunningham)
 
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Ghibliothek von Michael Leader und Jake Cunningham

Der inoffizielle Guide zu den Filmen von Studio Ghibli

 

Rezension von Ingo Gatzer

 

Der in den letzten Jahrzehnten fast kontinuierlich zunehmende Erfolg von Anime-Filmen im Westen dürfte vor allem mit dem Namen eines Animationsstudios verbunden sein – nämlich das japanische Studio Ghibli. Nun haben Michael Leader und Jake Cunningham mit Ghibliothek – der inoffizielle Guide zu den Filmen von Studio Ghibli deren Werke gewürdigt. Die beiden Genre-Spezialisten hatten zuvor bereits einen noch allgemeineren Überblick zu Animes abgeliefert, der allerdings nicht vollständig überzeugen konnte. Gelingt das mit der »Ghibliothek«?

 

Das Duo Leader/Cunningham setzt auf eine bewährte Struktur. Nach einer kurzen Einleitung, widmen sich die beiden Autoren jedem Film aus dem Hause Ghibli chronologisch. Dabei endet die Beschäftigung mit einer Besprechung.

 

Den Anfang macht der 1984 erschienene Film Nausicaä aus dem Tal der Winde. Auch wenn dieser bereits vor der eigentlichen Ghibli-Gründung herauskam, ist dieser frühe Anfangspunkt sinnvoll. Zu vielen Filmen liefern die Autoren spannende Hintergründe: Etwa die Reise der Macher nach Großbritannien bei Recherche zu Das Schloss im Himmel, bei dem sie zeitgenössische Elemente wie den Streik der Bergarbeiter und deren Zusammenhalt in ihr Werk integrierten.

Auch die fast schon legendäre – mit dem Geschenk einer Katanareplik verbundene – Aufforderung »No Cuts« gegenüber Harvey Weinstein bezüglich Prinzessin Mononoke findet sich als Anekdote. An vielen Stellen wird nicht nur die Faszination der Autoren, sondern auch deren Liebe zu den besprochenen Filmen deutlich.

Das ist etwa beim fraglos herzergreifenden Film Mein Nachbar Totoro – überraschenderweise ein Lieblingsfilm von Regielegende Akira Kurosawa, wie das Buch zu berichten weiß – der Fall. Dennoch finden sich auch immer wieder Passagen, in denen sie – meistens durchaus zutreffend oder zumindest nachvollziehbar – einzelne Elemente kritisieren.

 

Während das letzte Buch von Leader und Cunningham letztlich weniger bot, als der Titel versprach, liefern sie hier mehr. Neben den Filmen erfahren Leserinnen und Leser nämlich auch viel über damit zusammenhänge Aspekte – etwa über die Macher. Das beschränkt sich längst nicht nur auf Superstar Hayao Miyazaki und den fast ebenso berühmten Isao Takahata.

 

Ein weiterer Pluspunkt sind die vielen farbigen Bilder – von denen einige sich sogar über zwei Seiten erstrecken. Am Ende des Bandes findet sich zudem ein kleines, aber durchaus praktisches Glossar.

 

Ist die »Ghibliothek« also perfekt? Nicht ganz, aber der Band ist auch so weit davon entfernt. Dennoch gibt es Schwächen: Nicht nur eingefleischte Ghibli-Fans dürften irritiert sein, wenn etwa von Die rote Schildkröte in der Einleitung als »Rohrkrepierer« die Rede ist und der Film später im Buch als »Meisterwerk« gilt. Wer sich mit der Thematik näher beschäftigt, erkennt, dass es hier nur um das Einspielergebnis gilt. Im Buch selbst fehlt dieser Bezug – zumal das Kapitel über »Die rote Schildkröte« irritierend kurz im Vergleich zu anderen ist.

Teilweise sind die an Rezensionen erinnernden ›Kommentare‹ zu den einzelnen Filmen etwas zu deskriptiv angelegt. Denn es geht auch anders, wie diverse analysierende Passagen beweisen. Schade auch, dass hier an manchen Stellen ohne Not wichtige Plotentwicklungen oder das Ende eines Films gespoilert werden.

Leider ist die Schriftgröße des Textes deutlich kleiner als bei den meisten Büchern. Hier könnten einige Leserinnen und Leser Probleme bei der Lektüre – gerade bei nicht optimalen Lichtverhältnissen – bekommen.

 

Fazit:

Während Michael Leader und Jake Cunningham in »Die Anime-Bibliothek: Der ultimative Guide zum Japanischen Animationsfilm« weniger lieferten als der Titel versprach, ist es bei »Ghibliothek – der inoffizielle Guide zu den Filmen von Studio Ghibli« genau anders herum. Das Werk ist für Kenner und Neulinge gleichermaßen eine schön aufgemachte und informativ gestaltete Einladung, um die magische Welt der Ghibli-Filme (wieder) zu entdecken.

 

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Buch:

Ghibliothek

Der inoffizielle Guide zu den Filmen von Studio Ghibli

Autoren: Michael Leader und Jake Cunningham

Übersetzung: Katrin Aust

Panini Verlag, 10/2022

Gebundene Ausgabe, 192 Seiten

 

ISBN-10: 3833242620

ISBN-13: ‎978-3833242625

 

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 16.01.2023, zuletzt aktualisiert: 18.10.2023 18:41, 21478