Golden wie Blut von Namina Forna
Reihe: Die Göttinnen von Otera Band 1
Rezension von Frank W. Werneburg
Verlagsinfo:
Bitte lass mein Blut rot sein, bitte lass mein Blut rot sein, bete ich.
Als goldenes Blut aus ihren Adern fließt, ist für Deka klar, dass sie nie dazugehören wird. Wegen ihrer dunklen Hautfarbe galt sie schon immer als Außenseiterin. Doch dann kennzeichnet ihr goldenes Blut sie als Alaki, als Dämon. Nur ein Dekret des Kaisers von Otera kann sie retten: Er stellt eine Armee aus den beinahe unsterblichen Alaki zusammen. Deka wird zur Kriegerin ausgebildet und lernt dabei nicht nur zu kämpfen, sondern auch die Gebote infrage zu stellen, durch die sie als Frau ihr Leben lang unterdrückt wurde.
Rezension:
Deka geht auf das Alter zu, in dem sich jedes Mädchen der Blutprobe beim Ritual der Reinheit stellen muss. Wenn aus dem zeremoniellen Schnitt rotes Blut quillt, ist alles gut. Wehe aber, das Blut ist golden. Dann ist sie eine Alaki, ein Dämon, ein Monster. Allerdings stellt sich schon vor der offiziellen Zeremonie heraus, dass in Dekas Adern goldenes Blut fließt. Solche Mädchen werden getötet. Es zeigt sich jedoch, dass Deka unsterblich ist. Egal wie brutal sie hingerichtet wird, sie wird immer wieder lebendig. Selbst ihr eigener Vater versucht erfolglos, sie zu töten. Doch dann taucht eine Fremde im Dorf auf, die Mädchen wie Alaki als Kriegerinnen einer kaiserlichen Spezialtruppe rekrutiert.
Das, was Namina Forna mit Die Göttinnen von Otera vorlegt, ist sicher keine typische Fantasy-Geschichte nach Schema F. Wenn das Buch damit beginnt, dass Mädchen und Frauen sich nicht mit unverhülltem Gesicht und ohne männliche Begleitung in der Öffentlichkeit zeigen dürfen, denkt man natürlich sofort an eine arabisch/islamisch geprägte Welt. Aber auch wenn diese in diesem Punkt bestimmt als Vorbild diente, ist die Welt der Handlung doch in vielem gänzlich anders, was sich nicht nur auf den Fantasy-Aspekt beschränkt. Allerdings tragen emanzipatorische Themen erheblich zur Handlung bei. Trotzdem bildet die interessante Fantasy-Handlung den Schwerpunkt des Buches. Fast schon eine Ausnahme ist es, dass ein Roman mit einer Protagonistin dieses Alters ohne erwähnenswerte Lovestory auskommt.
Die Autorin lässt ihre junge Protagonistin als Ich-Erzählerin durch ihr Abenteuer gehen. Dabei muss sie herausfinden, dass vieles, was sie und der Großteil ihrer Mitmenschen für selbstverständlich hielten, eine Lüge ist. Auch ihre neue Mentorin verschweigt ihr lange die Wahrheit. Diese ist dann um so überraschender – und zwar sowohl für die Protagonistin, als auch für den Leser.
Dafür, dass es sich bei diesem Buch um den 1. Band einer Trilogie handelt, wirkt es erstaunlich abgeschlossen. Deshalb bin ich mir nicht sicher, ob im folgenden Band überhaupt Dekas Abenteuer weitererzählt werden oder es sich dann um die Geschichte einer anderen Protagonistin im Umkreis der Göttinnen von Otera handeln wird. Trotz seiner Andersartigkeit kann dieses Buch, das in mancher Hinsicht außergewöhnliche Wege geht, überzeugen – und Lust auf mehr machen.
Fazit:
Eine etwas ›andere‹ Fantasy-Geschichte, in der auch emanzipatorischen Themen eine tragende Rolle zukommt.
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