GoogolPlex (Autor: H. D. Klein)
 
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GoogolPlex von H. D. Klein

Rezension von Ramona Schroller

 

Klappentext:

Im Jahre 2045 dringt eine riesige, weißglänzende Pyramide in unser Sonnensystem ein. Die erste Expedition zu diesem mysteriösen Artefakt scheitert, und erst zwanzig Jahre später wird eine neue gestartet, wieder geleitet von Captain John Nurminen. Doch inzwischen haben sich auch andere Mächte auf den Weg gemacht, um der Pyramide ihre Geheimnisse zu entreißen - Geheimnisse, die in das Herz des Universums führen ...

 

Inhalt:

Nach seiner Rückkehr zur Erde wurde Captain John Nurminen mittels fadenscheiniger Argumente zu lebenslanger Haft verurteilt. Inzwischen lebt er seit zwanzig Jahren schwer bewacht auf dem Landsitz seiner verstorbenen Frau auf Kauai und liefert sich mittels seiner parapsychischen Kräfte kleine Scharmützel mit seinen Bewachern.

 

Diese Kräfte, wie auch die Ablehnung durch den Rest der Menschheit und seine Ausgrenzung und Isolation stammen von einem roten Chip, der ihm in der weißglänzenden Pyramide, dem Ziel seiner damaligen Reise zum Mars, eingesetzt wurde.

 

Jetzt aber gerät alles wieder aus den Fugen: Einer der anderen Kapitäne, die damals ebenfalls die rätselhafte Pyramide anflogen und dann mit ihren Schiffen spurlos verschwanden, taucht in der Nähe des Mars auf und berichtet von einer neuen (oder immer noch der gleichen?) Pyramide in der Oortschen Wolke am Rande unseres Sonnensystems. Sofort beginnen die mächtigen Komplexe, die die Erde inzwischen beherrschen, einen rasanten Wettlauf zu diesem Ziel.

 

Eine dieser gigantischen Firmen erinnert sich an Nurminen und lässt ihn durch Söldner befreien, indem sein Tod vorgetäuscht wird. Mittels Erpressung wird der ehemalige Kapitän der „Nostradamus" wieder auf das ihm verhaßte Schiff zurückgesandt. Sein Ziel: Die Pyramide in der Oortschen Wolke und die Machtübernahme der Chips, die das Gedächtnis der Erde bergen.

 

Nurminen sieht sich in einem Interessenkonflikt - und dann kommt es doch ganz anders, als er dachte, und die Reise zur Pyramide und ihrem verborgenen Planeten „Camelot" wird zu einem Showdown zwischen Mächten, die ein Mensch kaum begreifen kann ...

 

Rezension:

H.D. Klein greift das Thema seines ersten Buches nochmals auf. Wer das gewaltige „Googol" kennt, dem wird auch nicht entgangen sein, wie offen der Autor am Ende sein Werk gehalten hat. Eine Fortsetzung schien also damals schon mehr oder weniger bewusst geplant worden zu sein.

 

Man merkt dem Autor seine wachsende Erfahrung genau an. Während der Erstling doch noch über die eine oder andere Schwäche verfügt, wirkt „GoogolPlex" sprachlich runder und nicht ganz so erschlagend auf den Leser. Klein will erzählen, mit seinen beiden ersten Büchern hat er auch bewissen, daß er es kann - jetzt aber ist er auch sprachlich soweit.

 

Während bei „Googol" die Beschreibungen teilweise sehr ausschweifend und detailgenau waren, lässt Klein in diesem Buch die Leser aber immer wieder im Dunkeln tappen. Vor allem, als sich die Handlung nach „Camelot" verlegt, hätte ich mir persönlich doch noch ein bisschen mehr gewünscht als die doch teilweise sehr skizzenhaften Beschreibungen.

Dennoch bleibt beim Leser am Ende die Überzeugung, dass der Autor sich diese veränderte Welt sehr genau vorgestellt hat, es diesmal aber offensichtlich nicht zu weit treiben wollte. Wozu hat der Leser schließlich seine eigene Phantasie?

 

Was mir bei den Büchern von H.D. Klein von Anfang an gefiel, ist die Tatsache, dass der Autor weiß, worüber er schreibt. Klein hat selbst Luft- und Raumfahrttechnik studiert, insofern erweisen sich gerade seine technischen Details als verblüffend realitätsnahe. Das ist tatsächlich ein echtes Schmankerl, das es (für mich) ruhig öfter geben könnte.

 

Ein wenig unglücklich dagegen empfinde ich immer noch die Wahl John Nurminens zum Ich-Erzähler und Hauptcharakter. Gerade weil diese Figur ein Entscheidungsträger ist, ist es ein Balanceakt, Nurminen nicht über zu strapazieren, der Klein nicht immer gelingt. Auch verstehe ich zwar, was der Autor ausdrücken wollte, andererseits kommt es mir merkwürdig vor, dass Nurminen als ein quasi Supermann, kaum auf Camelot angekommen, dermaßen verunsichert wirkt und übervorsichtig agiert. Selbst in Hinblick auf die anderen Chipträger leuchtet mir das nicht so ganz ein.

 

Auch das plötzliche Umschwenken vom ersten Teil zum zweiten will mir nicht so recht behagen. In „Googol" werden die Pyramiden als friedlich beschrieben, als Orte des Wissens und der Weisheit, während sie sich in „GoogolPlex" plötzlich zu einem Alptraum sondergleichen verwandeln. Auch die Chips, die ihre Träger befähigen, übersinnliche Mittel einzusetzen und in der Erinnerungsbibliothek zu stöbern, entwickeln sich plötzlich, vollkommen entgegen der Intention des ersten Teils, zu grausamen Waffen. Aus einem Geschenk der Weisheit wird plötzlich die Büchse der Pandora und die Handlung dreht sich quasi um 180 Grad. Natürlich verstehe ich diesen Schritt, andererseits empfinde ich es nicht als gut.

 

Alles in allem ein gutes Buch, das sich schnell und leicht herunterlesen lässt. Die 590 Seiten können zwar im ersten Moment erschrecken, erweisen sich aber als lange nicht so qualvoll wie auf den ersten Blick. Ich für meinen Teil freue mich schon auf weitere Bücher von H.D. Klein.

 

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Buch:

GoogolPlex

Autor: H. D. Klein

Taschenbuch, 590 Seiten

Heyne, März 2006

 

ISBN: 3453521293

 

Erhältlich bei: Amazon

 


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Erstellt: 21.04.2006, zuletzt aktualisiert: 27.03.2024 18:28, 2108