Rezension von Christoph Weidler

Als Baby wurde Mummel, im Nest einer Henne in einem weißen Tuch gehüllt, gefunden und lebt seit dem glücklich bei seinen Zieheltern Simon und Meg. Er ist ein fantasyvoller Junge, der es liebt sich immer wieder Geschichten, Lieder und Verse auszudenken. Ein Träumer, wie die Leute im Dorf ihn nennen, aber ein sehr guter Ziegenhirte. Doch eines Tages sollte sich das tägliche Einerlei für Mummel ändern. Den eines Nachts sitzt der schwarze Kater Grimbold auf Mummels Bett und fordert ihn auf mit ihm in die Nachtwelt, einer magischen Welt voller Magie und Fabelwesen, zu gehen. Ein Freund von Grimbold ist in der Nachtwelt in Not geraten, und Mummel soll dem alten Kater begleiten um dessen Freund zu helfen. So beginnt die erste, aber nicht die letzte Reise von Mummel in die magische Nachtwelt. Immer wieder gibt es für Mummel Aufgaben in der düsteren Nachtwelt zu bewältigen, sei es den Sohn des mächtigsten Zauberers vor seinen eigenen Vater retten, einem Drachenbaby helfen, oder für eine Drude einen entflogenen, unsichtbaren Kanarienvogel einfangen. Immer wieder erwarten Mummel neue Überraschungen in der Nachtwelt, und jedes Mal erhält er als Belohnung für seine Hilfe besondere Gegenstände die ihm sein Leben in der realen, wie auch der magischen Welt leichter machen. Doch so unabhängig und zufällig Mummels Abenteuer in der Nachtwelt auch zu erst für ihn scheinen mögen, am Ende enthüllen sie für ihn seine wahre Herkunft.

Ruhig, fast gemächlich aber dabei dennoch unaufhaltsam, wie von einen Strudel gepackt, zieht Nicholas Stuart Gray mit "Grimbolds Reich" in seinen Bann. Man kann das Buch in ganz kurzen Worten beschreiben: eine wundeschöne märchenhafte Erzählung voller Magie. In zwölf humorvollen Episoden begleitet man den verlorenen Prinzensohn Mummel auf seine Reisen in die magische Nachtwelt und ihren schön gezeichneten, teilweise eigenwilliger Fabelwesen. Dabei weiß der Autor mit seinem Gefühl für das leise Wort und dem liebevollen Charme seiner Erzählung zu überzeugen. Es verwundert nicht, das Nicholas Stuart Gray mit zu den heimlichen Großen der englischen phantastischen Kinder- und Jugendbuchliteratur zählte, "Grimbolds Reich" ist hierzu Beweis genug. Schade, dass "Grimbolds Reich" 20 Jahre, Erstveröffentlichung in England 1963, Erstveröffentlichung in Deutsch 1983, brauchte um auch hierzulande die Leser in seinen Bann zu ziehen. Doch das Warten hatte sich gelohnt, denn auch nun nach über vierzig Jahren nach seiner Entstehung bleibt das Buch "Grimbolds Reich" ein Lesegenuss für groß und Klein. Und auch die ganz Kleinen werden es sicherlich lieben, denn Gray schafft es das seine Helden die Probleme und Konflikte ohne Gewalt aber dafür mit Witz, Scharm und Köpfchen lösen. Des weiteren laden Grays liebevolle kindgerechte, aber ohne dabei kindlich wirkende, Erzählweise und die episodenhafte Aufteilung des Buches geradezu ein.