Nach Weit über der smaragdgrünen See stellt Brandon Sanderson einen weiteren per Crowdfunding finanzierten Roman vor. Anders als das erste Buch hat Handbuch für den genügsamen Zauberer aber keinerlei Verbindung zu seinem Kosmeer-Universum, sondern steht ganz für sich alleine.
Ein Mann erwacht irritiert auf einer Wiese und kann sich zunächst an nichts erinnern, nicht einmal, wer er ist, und was er hier macht oder warum die Reste eines Buches so immens wichtig für ihn sind. Erst nach und nach realisiert er, dass er sich nicht inmitten eines Live-Rollenspiels oder in Filmkulissen befindet.
Er hängt tatsächlich in einer Welt fest, in der die historischen Entwicklungen einen ganz anderen Verlauf genommen haben. Erst nach und nach finden er durch das Zusammentragen des Buches und wiederkehrende Erinnerungen heraus, wo er wirklich ist und vor allem: Warum es ihn an diesen Ort verschlagen hat.
Brandon Sanderson geht in seinem neusten Werk tatsächlich sehr geschickt vor und lässt den Leser erst einmal zusammen mit dem Ich-Erzähler rätseln, was mit ihm passiert ist und wo er sich befindet.
Dabei persifliert der Autor auf augenzwinkernde Weise das Isekai-Genre, das durch Mangas und Animes auch in den westlichen Raum geschwappt ist, indem er einige Dinge auf den Kopf stellt und durch den Kakao zieht.
Denn auch wenn der Held mit wiederkehrender Erinnerung auf immer mehr Wissen aus seiner modernen Welt zurück greifen kann, gegen manches ist er doch nicht so gefeit wie er dachte – vor allem nicht, als sich heraus stellt, das auch andere, die nicht an diesen Ort gehören, hier ihren Spaß und Profit haben.
Das ganze wird mit den Seiten aus dem Handbuch garniert, dass der Held erst mühsam wieder zusammen tragen muss. Dadurch entsteht dann auch noch ein wilder Genremix, der aber dennoch nicht wirr und anachronistisch wirkt, sondern tatsächlich nach und nach immer mehr Sinn macht.
Man merkt wieder einmal, das Sanderson ein geborener Erzähler ist, der auch bekannte Handlungselemente, eine durchaus vorhersehbare Suche nach der Wahrheit und nicht zuletzt ein paar freche Gags zu einem amüsanten Buch zusammen mischt, dass seine Spannung vor allem aus den schrägen Ideen und die sehr menschlichen Verhaltensweise bezieht. Und nicht zuletzt passt das Quentchen Magie wunderbar zur Technik.
Heraus kommt eine Geschichte ohne Längen, da in jedem Abschnitt neue Facetten der Welt sichtbar werden, nicht zuletzt durch die amüsanten Illustrationen von Steve Argylle, die vor allem an den Rändern der Einzelseiten eine ganz eigene Geschichte erzählen und jedes Kapitel stimmungsvoll einleiten.