Happy Bissday!: Vampirgeschichten (Hrsg.: Charlaine Harris und Toni L.P. Kelner)
 
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Happy Bissday!: Vampirgeschichten von Charlaine Harris und Toni L.P. Kelner (Hrsg.)

Rezension von Carina Schöning

 

Für die Anthologie „Happy Bissday“ („Many bloody Returns“) haben sich die beiden Herausgeberinnen Charlaine Harris und Toni L.P. Kelner als bekennende Buffy-Fans ein ungewöhnliches Thema ausgesucht, nämlich Vampire in Kombination mit Geburtstagfeiern. Was anfangs zwar komisch klingt, wird hier von insgesamt 13 Autoren originell und abwechslungsreich umgesetzt. Die Mischung stimmt jedenfalls.

Zusätzlich gibt es kurze Biografien zu den verschiedenen Autoren.

 

Den Beginn macht Charlaine Harris mit „Draculas Geburtstag“ („Dracula Night“), in der ihre bekannte Serienheldin Sookie Stackhouse eine besondere Einladung der Vampir-Bar Fangtasia bekommt. Am 8. Februar wird von den ortsansässigen Vampiren Draculas Geburtstag gefeiert und es wird gemunkelt, dass der Fürst der Finsternis diesmal auf der Feier persönlich erscheinen wird. Was die telepathisch begabte Kellnerin jedoch nicht ahnt, ist dass sie selbst als Geburtstaggeschenk für den untoten Herrscher enden soll. Wer die witzigen Romane der Reihe kennt, wird hier vielleicht etwas enttäuscht sein. Die Kurzgeschichte fällt eher schwach und vorhersehbar aus.

 

Wesentlich besser geht es mit Christopher Goldens „Der Schrei der Eulen“ („The mournful Cry of Owls“) weiter. Ausgerechnet an ihrem 16. Geburtstag wird die junge Donika mit einem schrecklichen Familiengeheimnis konfrontiert. Ihre aus Albanien stammende Mutter war immer schon etwas sonderbar, aber nach dem frühen Tod ihres Mannes hat sie sich heimlich aus der Haut einer Striga ein Kind genäht und als ihr eigenes aufgezogen. Sehr atmosphärisch und spannend erzählt, gehört diese Geschichte eindeutig zu den Highlights der Anthologie.

 

Danach wird es wieder lustiger. In „Mein Leben als Vampir-Teenager“ („I was a teenage Vampire“) muss sich Carleton mit seiner aufsässigen Schwester Kate und dem normalen Highschool-Horror herum schlagen. Der schmuddlige Außenseiter Binky hat ihr erzählt, dass ein Vampir in der Nachbarschaft wohnt und Carleton soll nun im Austausch gegen gemachte Hausaufgaben den Vampir zur ihrer Geburtstagfeier einladen.

 

„Vampirdämmerung“ („Twilight“) von Kelley Armstrong ist dagegen Kontrastprogramm. In ihrer Geschichte präsentiert sie ernste und melancholische Vampire in bester Anne Rice -Tradition. Einmal im Jahr reicht es für einen Vampir nicht aus einfach nur Blut zu saugen, sondern er muss eines seiner Opfer bis zum Tod leer trinken. Im Austausch dafür wird ein weiteres Lebensjahr möglich. Cassandra DuCharme hat schon viele dieser Opfer gebracht. Doch dieses Jahr fällt es ihr außergewöhnlich schwer. Das Blut schmeckt schal und verursacht Übelkeit. Voller Reue und Scham denkt sie an die vielen unschuldigen Menschen und selbst ihr langjähriger Freund Aaron kann sie nicht mehr aufmuntern. Voller Todessehnsucht ist ihre Existenz plötzlich bedeutungslos.

 

Dann präsentiert uns Jim Butcher ein kurzes Abenteuer aus der Welt seines Magiers Harry Dresden. In „Aus der Rolle gefallen“ („It´s my birthday, too“) will er zusammen mit seinem Lehrling Molly seinem als Frisörs-Getarnten Vampir-Bruder ein besonderes Geburtstagsgeschenk überreichen. Mitten in einem Gothic Larp-Spiel in einer Einkaufsmall platzt jedoch der Neuzugang der „Vampire des schwarzen Hofes“ herein, Drulinda. Früher selbst verpönte Mitspielerin, will sie sich heute für die gemeinen Hänseleien rächen und Harry und Molly haben alle Hände voll zu tun.

Herausgekommen ist eine spannende Geschichte mit viel Action und Humor. Neben den witzigen Klischees von dunklen Gothics und schwulen Frisören mit französischem Akzent gibt es hier auch noch Schuh-fanatische Wichtel und jede Menge sarkastische Kommentare von Harry. Einfach herrlich.

 

P. N. Elrods „Grabraub“ („Grave-Robbed“) spielt in Chicago 1937. Ihr Vampir-Privatdetektiv Jack Fleming wird von der jungen Abigail Saeger aufgesucht, da deren Schwester Flora nach dem Tod ihres geliebten Mannes in tiefer Trauer gefallen ist. Leichtgläubig zahlt sie hohe Summen für die Geisterbeschwörung ihres toten Mannes und der Schwindlers Alistair Bradford hat sogar sein altes Grab geplündert. Er will die reiche Witwe mit allen Mitteln herum kriegen, dass sie ihn heiratet. Jack kann den Auftrag natürlich nicht ablehnen und so spielt er selbst den Geist ihres verstorbenen Mannes. Etwas antiquiert und vorhersehbar geschrieben, kann die Geschichte nicht unbedingt überzeugen.

 

In „Der erste Tag vom Rest deines Lebens“ (The first day of the Rest of your Life“) von Rachel Caine steht die junge Eve Rosser vor einer folgenschwere Entscheidung. Morgen wird sie achtzehn und wie es in Morganville, Texas Brauch ist, muss sie sich dann entweder für ihren Vampir-Schutzherrn Brandon und ein Leben als willige Dienerin entscheiden oder aber sie wird bei Ablehnung Freiwild auf den Straßen. Das Land verlassen kann sie nicht und ihre Eltern stehen voll hinter Brandon und den bindenden Vertrag. Nach einer feuchtfröhlichen Nacht wird ihr Leben quasi durch das Medium Miranda gerettet und Eve trifft ihre Entscheidung. Die kurzweilige Geschichte ist der Auftakt zu dem „Morganville Vampire“ Zyklus, der in Deutschland leider noch nicht veröffentlich wurde.

 

Jeanne C. Stein, Autorin der „Anna Strong“ Vampir-Reihe erzählt in „Die Hexe und der Vampir“ („The Witch and the Wicked“) von ihrer ungewöhnlichen Hexe Sophie, die mit ihrem Catering-Service gutbetuchte Vampire versorgt. Nebenbei arbeitet die fast achtzigjährige auch an einer neuartigen Kosmetiklinie und als bei einer Feier ein ungewöhnlicher Unfall mit den brennenden Kerzen einer Geburtstagtorte passiert, zögert die liebe Sophie nicht lange. Vampir sind (fast) unsterbliche und wunderschöne Wesen, warum also nicht die Asche des verbrannten Exemplars mit in die Creme mischen? Das Ergebnis hat sich die Hexe jedoch etwas anders vorgestellt. Die Geschichte überrascht mit so manchem witzigen Einfall und spielt geschickt mit den gängigen Klischees des allgemeinen Jugendwahns. Klasse.

 

Danach treten Tanya Huffs beliebte Helden aus „Rauch und Schatten“ und „Chroniken des Blutes“ („Blood Ties“) auf: der Vampir und Liebesromanautor Henry und der schwule Magier Tony. Der Geburtstag ihrer gemeinsamen Freundin Vicky Nelson steht bevor und beide suchen „Ein perfektes Geburtstagsgeschenk“ („Blood Wrapped“). Zusätzlich wurde ein Kind entführt und Augenzeugen berichten von Werwölfen oder Big Foot? Gemeinsam machen sich Henry und Tony auf den Fall näher zu untersuchen. Das ungleiche Pärchen ergänzt sich perfekt und sorgt für jede Menge Humor. Letztendlich finden sie auch das passende Geschenk für die ehemalige Polizistin.

 

„Der Wunsch“ („The Wish“) von Carolyn Haines fällt dann schon wieder etwas ernsthafter aus. Die 43 jährige Sandra hat nur noch einen Wunsch: sie will dem Tod ein Schnippchen schlagen. Vor Jahren sah sie das geisterhafte Wesen zum ersten Mal als sie einen Autounfall hatte und ihre beiden Kinder Kevin und Kala dabei starben. Fortan sah sie den Tod in den Nachrichten und auch bei ihrem versuchten Selbstmord kam er und erklärte ihr, dass es noch nicht soweit wäre. Nun ist Sandras Zeit jedoch endlich gekommen und sie sucht einen Vampir auf, um unsterblich zu werden.

 

„Feuer und Eis und Linguine für zwei“ („Fire and Ice and Linguini for two“) von Tate Hallaway ist dann wieder etwas amüsanter und lockerer geschrieben. Das überglückliche Pärchen, Sebastian und Garnet wollen an Heiligabend schick Essen gehen und werden von einem gewaltigen Schneesturm überrascht. Ihr Auto versagt auf halber Strecke, doch eine freundliche Fahrerin nimmt die beiden mit nach Madison, Wisconsin. Leider entpuppt sich das als gefährliche Falle und der Frostdämon versucht beiden die Lebensenergie abzusaugen.

 

Der allgemeine Jugendwahn spielt auch in Elaine Viets „Nachtschwärmer“ („Vampire Hours“) eine große Rolle. Die 54 jährige Katherine steht nach 25 Jahren Ehe mit dem Schönheitschirurgen Eric vor einem Scherbenhaufen. Ihr Noch-Ehemann betrügt sie mit seiner blonden Büroleiterin, ihre besten Freundinnen haben auch schon mit ihrem Mann geschlafen und die Scheidung, und damit auch das gesellschaftlich Aus, steht kurz bevor. Zudem hat sie nichts gespart und nichts wirklich gelernt. Doch Michael, der nette Nachbar von Nebenan macht ihr schöne Augen und plötzlich erscheint ihr Leben doch nicht so schrecklich.

 

Den Abschluss der kurzweiligen Anthologie bildet Toni L.P. Kelners „Wie Stella ihr Grab zurückbekam“ („How Stella got her Grave back“). Die Vamprin Stella reist an ihrem 28. Geburtstag mit ihrem Schützling Mark zurück in ihre Heimatstadt Allenville. Das ländliche Leben hatte ihr als Teenager nie gefallen und so nutzte sie die erstbeste Gelegenheit und zog mit ihrem damaligen Freund weg. Nun sucht sie auf dem örtlichen Friedhof die Gräber ihrer Familie auf und entdeckt erschrocken, dass ihr eigenes Grab an eine fremde Person vergeben wurde? Nach einigen Nachforschungen finden sie auch die Gründe dafür heraus und stoßen auf eine ganze Reihe von Morden an Teenagern und Ausreißern.

 

13 Autoren und 13 verschiedene Ansichten über Vampire und Geburtstagfeiern. Die Anthologie „Happy Bissday“ überzeugt mit einer großen Bandbreite unterschiedlicher Geschichten. Mal frech und witzig, dann wieder ernst und melancholisch ist für jeden Vampirfan etwas dabei. Neulinge erhalten zudem auch einen guten Einblick in die verschiedenen Vampir-Zyklen und Reihen der Autoren.

 

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Happy Bissday!: Vampirgeschichten

Hrsg.: Charlaine Harris und Toni L.P. Kelner

Deutsche Erstausgabe 2008

Amerikanische Originalausgabe 2007 „Many bloody Returns“

dtv Verlag

Taschenbuch, 461 Seiten

ISBN-10: 3423210966

ISBN-13: 978-3423210966

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 29.10.2008, zuletzt aktualisiert: 29.01.2023 10:49, 7634