Das Anhören des Hörspiels Heimlich ist wie eine Achterbahnfahrt. Vorsicht Spoiler! Zunächst beginnt es sehr stimmungsvoll mit der szenischen Darstellung eines Spuks, um gleich danach eine merkwürdige Beerdigung von Tante Marilyn beizuwohnen, die sehr obskur wirkt und sowohl Colin als auch Alwyne in einem fragwürdigen Charakterlicht erscheinen lässt. Dieser Anflug von krudem Humor wird gebrochen, indem sich die Beerdigung als Traum von Colin herausstellt. Anschließend wird Telefonat mit eben jener Tante dargestellt, das wenig subtil humoristisch ist und nur bedingt unterhalten kann.
Dann schließen sich erneut atmosphärisch gelungene Szenen an, wenn der Spuk in Erscheinung tritt oder Alwyne von der Spukgestalt in Trance übernommen wird und sich verändert. Das passt wunderbar ins Setting.
Auch wenn die Exposition nahezu die Hälfte der Spielzeit einnimmt, ist der Rest nicht minder wichtig. Hier darf zunächst der Kontrollgeist von Alwyne als »Erklärbär« auftreten und allen Rezipienten darlegen, was es mit der Spukgestalt auf sich hat. Das wirkt aufgesetzt und künstlich. Die Vertreibung des Geistes selbst ist dann beinahe nur noch Formsache.
Es schließt sich eine Abrundung mittels eines Telefongesprächs mit der Tante an, was sich gründlich in der bemüht humorigen Tonlage vergreift und dazu noch einen moralischen Zeigefinger erhebt, der gar nicht nötig gewesen wäre.
Die technische Umsetzung ist über alle Zweifel erhaben. Die Soundproduktion ist hochwertig, die Sprecher erstklassig. Mit dabei sind Stephanie Kellner, Benedikt Weber, Ursula Sieg, Louis Friedemann Thiele, Jonas Minthe, Katharina von Keller, Frieda Fischer, Michael Pan, Marc Gruppe und Leon Reichert.