Hohelied des Blutes (Autorin: Anne Rice)
 
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Hohelied des Blutes von Anne Rice

Rezension von Christel Scheja

 

Als „Interview mit einem Vampir“ erschien, ahnte noch niemand, dass dieses Werk von Anne Rice das Bild der nachtaktiven Blutsauger nachhaltig verändern würde. Durch sie waren sie nicht mehr länger nur, die verderbten Schatten von ehemaligen Menschen und verderbten Kreaturen des Bösen, sie begannen unter ihrem Zustand zu leiden und zeigten eine ganze Bandbreite an Gefühlen, die man so noch nicht von ihnen gekannt hatte.

Besonders beliebt wurde die Figur des Lestat. Obwohl er in diesem ersten Roman nicht ganz so freundliche Züge besaß, so besaß er doch die größte Wandelbarkeit und immer noch den Hauch des Verruchten, was auch heute noch auf viele Frauen mehr als anziehend wirkt.

 

Inzwischen hat sich viel getan. Lestat ist durch viele Höhen und Tiefen in seinem untoten Leben gegangen, hat sich gegen uralte und mächtige Vampire wie die „Königin der Verdammten“ stellen müssen, Verrat oder Schande ertragen und schließlich tiefe Freundschaft erfahren. Mit den Bewohnern der Blackwood-Farm und den Hexen von Mayfair, verbindet ihn ein enges Band.

Und so eilt er schließlich zur Hilfe, als ihn Quinn Blackwood ruft. Eigentlich hatte der sich geschworen Mona Mayfair, die Lestat zum Vampir gemacht hatte, nie wieder zu sehen, aber nun ist diese freiwillig zu ihm gekommen - um zu sterben.

Das scheint den Oberen der Clans ganz und gar nicht zu gefallen, kommt der unsterbliche Fürst der Finsternis doch seit vielen Generationen hinter ein streng gehütetes Geheimnis, das offensichtlich auch für Monas Krankheit verantwortlich ist.

In sich trägt die junge Hexe die Gene der Taltos, einer lange vergangenen Rasse, die einst über die Erde wandelte. Hin und wieder kommt es vor, das Kinder geboren werden, die alles menschliche verloren zu haben scheinen und wieder ganz Taltos sind.

Und Monas Kind, das sie vor vielen Jahren zur Welt gebracht hatte, ist genau so geworden. Ganz offensichtlich besteht noch immer ein Band zwischen den beiden, das die junge Hexe langsam aber sicher jeder Kraft beraubt.

Das kann Lestat nicht zulassen. Gemeinsam mit Mona und Quinn begibt er sich gegen den Willen der Clanchefs nach New Orleans, um das Kind zu finden, nicht ahnend, das ihn dort ein noch viel unheimlicherer und gefährlicherer Gegner erwartet...

 

Emotional, ja fast ein wenig schwülstig hat Anne Rice schon immer geschrieben, was das Lesen ihrer Romane schwer macht, wenn man sich nicht so gut auf ihren ausufernden Stil und das leidvolle Klagen der Charaktere einlassen kann, aber „Hohelied des Blutes“ ist noch viel schlimmer als die ersten Romane geworden. Die Autorin schöpft ganz aus dem Vollen und schreibt vor allem über Gefühle. Die Handlung ist dabei weniger wichtig als die Gedanken und Neigungen der Figuren, was immer wieder zu Längen führt, da eigentlich sonst nicht viel passiert - und wenn, dann handelt sie es eher in Nebensätzen ab.

Da sie selbst zum christlichen Glauben zurück gefunden hat, geht auch Lestat diesen Weg. Er ist nicht mehr das Enfant Terrible, der Rebell gegen alle Konventionen und moralischen Grenzen sondern sehr gottesfürchtig geworden. Für ihn ist diese Reise nicht nur ein Freundschaftsdienst, sie wird auch zu einem Pilgerpfad auf dem Weg zu Reinheit und Erlösung.

Da sie ebenfalls davon ausgeht, dass die Leser bereits die anderen Romane kennen, führt sie die Figuren nicht mehr großartig ein und klärt auch nicht, welche Beziehungen sie zueinander pflegen. Für Neueinsteiger ist der Roman denkbar ungeeignet. Und auch wer nicht unbedingt ein absoluter Anne-Rice-Fan ist, wird sich fragen, was er da eigentlich liest. Lestat hat völlig seinen Charakter und seinen besonderen Charme verloren, ob zum Guten muss jeder Leser für sich selbst entscheiden.

 

„Hohelied des Blutes“ hat nicht mehr viel mit den Romanen zu tun, die Anne Rice berühmt und beliebt machten. Der Roman ist in erster Linie schwerfällig, die Autorin gefällt sich darin in schwülstigen Gefühlen zu schwelgen. Eine spannende oder bewegende Geschichte erzählt sie damit nicht mehr.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202404232008168537b483
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Buch:

Hohelied des Blutes

broschiert, 430 Seiten

Goldmann, erschienen März 2008

ISBN: 978-3-442-46483-8

Übersetzung aus dem Englischen von Barbara Kesper

Titelbild von ako-images

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Erstellt: 08.04.2008, zuletzt aktualisiert: 29.01.2023 10:49, 6255