Im Tal (Autor: Tommie Goerz)
 
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Im Tal von Tommie Goerz

Rezension von Christel Scheja

 

Der 1954 geborene Tommie Goerzz lebt heute als Schriftsteller in Erlangen. Bekannt geworden ist er vor allem mit seiner Reihe um den Kommissar Friedo Behütuns. Mit dieser gewann er auch mehrere Preise zuletzt den Crime Cologne Award für Frenzel. Mit seinem neuen Roman Im Tal geht er nun einen ganz anderen Weg.

 

Einsam und allein stirbt Anton Glassner im Jahr 1968 in seinem Haus in einem abgelegenen Tal in der Fränkischen Schweiz. Kaum einer trauert dem Sonderling nach, der 1897 das Licht der Welt erblickte und von einem gewalttätigen Vater aufgezogen wurde.

Aber auch später spielte ihm das Leben immer wieder übel mit, sei es nun in seiner Lehrzeit als Metzger, in den beiden Weltkriegen, aber auch in der Liebe. Und so ist es nicht verwunderlich, dass er zu einem verbitterten Mann wurde.

 

Der Auftakt mag wie der in einem Krimi wirken, tatsächlich ist er aber nur das letzte Kapitel in einer traurigen Geschichte, die zwar fiktiv ist, aber durchaus auch möglich hätte sein könnten, gerade in so abgelegenen Gegenden wie der seinen.

Der Lebensweg des auch »Toni« genannten Mannes ist bitter und grausam, schon als Kind wird er eher herumgeschubst und getreten, ist ein Stotterer und durch den Ruf, den sein Vater hat, schon in der Schule ein Außenseiter.

Zwar findet er immer wieder einen Ausweg, selbst wenn der nur eine Flucht ist. Mit nüchternen Worten wird beschrieben, wie er nur selten kleines Glück erlebt, aber nie wirklich irgendwo anders als in seinem Tal Fuß fassen kann. Und gerade als er wieder Hoffnung schöpft, wird seine letzte große Sehnsucht zerschlagen und lässt ihm zu dem werden, als den ihn der Leser kennen lernt.

 

Es ist eine bittere und bedrückende Geschichte, die in nüchternen Worten und einfachen Sätzen aus der Sicht Tonis erzählt wird, wenn auch nicht in der Ich-Form. Man kann so aus erster Hand fühlen, warum Toni sein ganzes Leben nur irgendwie überlebt und nicht gelebt hat, wie die große Weltgeschichte an ihm mehr oder weniger vorbei gerauscht ist.

Der Autor bleibt ganz bei seinem Charakter, der das Dritte Reich und auch zwei Weltkriege irgendwie übersteht und überzeugt durch die glaubwürdigen Schilderungen eines Schicksals, das vermutlich gar nicht einmal so unwahrscheinlich gewesen sein wird und bietet so einen spannenden Einblick in eine archaisch scheinende Welt, die auch im 20. Jahrhundert noch lange Bestand hat.

 

Es mögen zwar keine all zu dramatischen Wendungen und Spannung entstehen, das Buch wirkt aber dennoch nach, da immer wieder der dunkle Schatten des lieblosen und brutalen Vaters eine Rolle spielt, der Toni fest im Griff hat. Zudem erinnert er auch daran, wie schnell so manche abgeschottete Dorfgemeinschaft schnell mit Vorurteilen bei der Hand ist und damit auch den Weg eines Menschen vorbestimmt.

 

Fazit:

»Im Tal« bietet eine Lebensgeschichte, die unbedeutend erscheint, es aber dennoch in sich hat, spielt das Schicksal der Hauptfigur doch immer wieder böse mit und gönnt ihm nicht einen Hauch von Glück. So kann man durchaus nachvollziehen, warum Toni so endet. Zudem bietet das Buch auch einen nüchternen und eindringlichen Blick auf die Vorurteile und Grausamkeiten, die in so abgeschotteten ländlichen Gemeinschaften, oft genug das Schicksal eines Menschen erst in die entsprechenden Bahnen lenken.

 

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Buch:

Im Tal

Autor: Tommie Goerz

ars vivendi, 27. Februar 2023

gebundene Ausgabe, 240 Seiten

 

ISBN-10: 3747205089

ISBN-13: 978-3747205082

 

Erhältlich bei: Amazon

 

Kindle-ASIN: B0BX6RGH6B

 

Erhältlich bei: Amazon Kindle-Edition


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Erstellt: 29.06.2023, zuletzt aktualisiert: 17.12.2023 14:02, 21980